Mit diesen beiden Themen befassen sich die Stadt Lünen und die Anwohner in Lünen-Süd schon länger: die geplanten Gewerbegebiete an der „Derner Straße“ und „Klöters Feld“ zwischen der Eisenbahnstrecke, der Kurler Straße und der Bundesautobahn A2. Bei der Infoveranstaltung am Donnerstag (28. November) im Forum der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule hatten die Anwohner die Möglichkeit, sich zu informieren und ihre Ängste und Sorgen mitzuteilen. Rund 60 Männer und Frauen nutzten das.
Zu Beginn der Veranstaltung erklärte der technische Beigeordnete der Stadt, Arnold Reeker: „Es ist ungewöhnlich, dass zwei Pläne in einer Veranstaltung besprochen werden“, sagt er und erklärt: „Die beiden Gebiete hängen aber zusammen.“ „Unsere Planungen haben Auswirkungen auf das Leben von vielen“, erklärt der Beigeordnete. Der Infoabend sei Teil der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung, wie sie im Baugesetzbuch vorgeschrieben ist. Interessierte Bürgerinnen und Bürger haben noch bis einschließlich 20. Dezember die Möglichkeit, die Planungsunterlagen online oder im Technischen Rathaus (Team Stadtplanung, Willy-Brandt-Platz 5, 3. Obergeschoss) einzusehen und ihre Stellungnahmen einzureichen.

Kleinteiliges Gewerbe
An der Derner Straße soll vor allem kleinteiliges Gewerbe angesiedelt werden. Dementsprechend geht Alexander Lackmann von der Stadtplanung davon aus, dass das Verkehrsaufkommen an der Straße zwar grundsätzlich zunehmen werde, mit übermäßigem Lkw-Verkehr aber nicht zu rechnen sei. Wie hoch die Lärmbelastung sein werde und welche Maßnahmen zum Arten- und Umweltschutzes nötig seien, werde erst noch durch Gutachten festgestellt. Sicher ist: Eine Grünfläche und die Platanen-Allee an der Straße solle erhalten werden – zumindest zum größten Teil. „Zwei kleinere Platanen werden gefällt, dafür können alle anderen erhalten bleiben“, sagte Lackmann.
Anders sieht es im Bereich „Klöters Feld“ aus. Dort wurden die Gutachten zum Verkehr und Artenschutz bereits erstellt. Mit Blick auf den Artenschutz gebe es keine Einwände, hieß es. Kritischer sieht es aus beim Thema Verkehr. Für einen der geprüften Knotenpunkte - Kurler Straße/Preußenstraße - gaben die Planer nur die Note ungenügend - schon jetzt. Zwei Radfahrer waren dort in der Vergangenheit zu Tode gekommen.

Abwasser ins Biotop
Neben der Planung zu den beiden Gewerbegebieten stellte Daniela Fiege, Vorstand der SAL in Lünen, die geplante Entwässerung der Gebiete vor. Dazu wurde eine Machbarkeitsstudie erstellt. Fiege betont, dass dabei zwei Punkte gegeben sein müssten: Die Pumpstation am alten Landgraben dürfe nicht überlastet werden und die Situation an Bestandsgebäuden dürfe sich nicht verschlechtern. „Wir wissen, Lünen-Süd ist überschwemmungsgefährdet“, so Fiege. Beide Voraussetzungen seien gegeben.
Laut Reeker gehören die beiden geplanten Gewerbegebiete entwässerungstechnisch zusammen: ein Grund mehr für die gemeinsame Veranstaltung. Ein Punkt bei der Planung der Entwässerung stieß dem Publikum sauer auf: Ein Teil des Abwassers soll in ein Biotop gelenkt werden. „Dafür brauchen wir eine Genehmigung“, so Fiege. Viele der anwesenden Anwohner schienen sichtlich verunsichert zu sein. Daran konnten weder der Hinweis auf das geplante Wassersammelbecken etwas ändern, noch Fieges Versicherung, dass es sicher sei.
Arbeitsplätze oder Umwelt und Anwohner?
Entwässerung ins Biotop, Versiegelung der landwirtschaftlichen Fläche und zusätzliche Belastung: „Sind die Arbeitsplätze wichtiger als die Umwelt und die Anwohner?“, fragte eine Anwohnerin und erntete dafür Applaus ihrer Nachbarinnen und Nachbarn: „Was ist mit den Bedürfnissen der Anwohner? Wir sind durch Lärm und schlechte Luft schon genug belastet.“ Sie befand, dass beides in Einklang gebracht werden sollte.
Ein anderer Zuschauer stellte die Frage, ob verhindert werden könne, dass sich Logistikunternehmen ansiedeln. Die Antwort: Ja. Allerdings sei das noch kein Teil der Planungen.
Nachfragen bezüglich der Versiegelung und des Umwelt- und Klimaschutzes an der „Derner Straße“ beantwortet Reeker so: „Klimaschutz ist zum Glück fest im Baurecht verankert. Das Gutachten dazu wird noch erstellt.“
Am Ende, so der Beigeordnete, sei es im Rat immer ein Abwägen des Nutzens und eine politische Entscheidung, ob die Gewerbeflächen kommen werden oder nicht. Andere Anregungen und Ängste - beispielsweise, dass die neuen Gewerbe die Straßen und Grundstücke verschatten werden oder dass der Radweg verändert werden könne - sollen laut Moderator Wagner mit in die weitere Planung einbezogen werden.