Björn Barthold ist Obermeister der Friseurinnung Unna und betreibt selbst zwei Frisörsalons in Fröndenberg.

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Inflation, Mindestlohn, Energiekosten: Friseur kündigt höhere Preise an

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Die Inflationsrate liegt bei fünf Prozent, Preise steigen – das bekommen auch die Friseure im Kreis Unna zu spüren. In den Salons wirkt sich die Teuerung auf Produkte aus, an die nicht jeder sofort denkt.

Kreis Unna

, 14.02.2022, 17:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

In den Friseursalons bündeln sich die massiven Kostensteigerungen des neuen Jahres wie unter einem Brennglas: Neben der Inflation setzen den Coiffeuren auch der höhere Mindestlohn und wachsende Energiepreise zu.

Was Otto Normalverbraucher und Monika Mustermann beim täglichen Einkauf oder an der Tankstelle seit Wochen zähneknirschend hinnehmen müssen, trifft Handel und Gewerbe bei der Warenbeschaffung selbst: eine Teuerungsrate, die zuletzt vor 30 Jahren bei fünf Prozent und darüber lag.

Kostenloser Service – doch Haarspray wird immer teurer

Björn Barthold, Obermeister der Friseurinnung Unna, kann die laufende Entwertung des Geldes für seine Branche bestätigen. Seit geraumer Zeit beobachte er die Auswirkung von Inflation bei den Einkaufspreisen für bestimmte Produkte – zum Beispiel sei alles, was Verpackungen aus Kartonagen hat, bereits deutlich teurer geworden. Das liege an den erheblich gestiegenen Papierpreisen.

Friseure klagen über Mehrkosten durch Inflation, Energiepreise und den in der Branche bereits gestiegenen Mindestlohn.

Friseure klagen über Mehrkosten durch Inflation, Energiepreise und den in der Branche bereits gestiegenen Mindestlohn. © dpa

„Die einzelne Shampooflasche wird dadurch natürlich auch teurer“, rechnet Barthold vor. Sein Kollege Richard Grünewald aus Fröndenberg pflichtet bei. Seit rund einem Vierteljahr stiegen die Einkaufspreise immens.

Besonders drastisch falle ein Langzeitvergleich aus: Vor drei Jahren habe er für eine Flasche Haarspray zwischen 10 und 12 Euro bezahlt – kürzlich standen 17,40 Euro auf seiner Rechnung. „Ich war erschrocken“, so Grünewald.

Der alteingesessene Friseur wählt das Beispiel ganz bewusst, weil er auf den Mehrkosten sitzen bliebe, wenn er an Konventionen nichts ändere: „Haarspray ist ein kostenloser Service“, sagt Grünewald, der vermutlich für viele Kollegen spricht.

Friseure hoffen auf Preisstopp bei Energie

Ein anderes beredtes Beispiel für Kostendruck: Werden Haare gefärbt, händige man den Kunden selbstverständlich eine kostenlose Ersatzmaske aus, um die eigene nicht mit Tönungsmitteln zu beschmutzen.

Friseur Richard Grünewald muss wegen der allgemeinen Inflation und der Preissteigerung bei Energiekosten seine eigenen Preise erhöhen.

Friseur Richard Grünewald muss wegen der allgemeinen Inflation und der Preissteigerung bei Energiekosten seine eigenen Preise erhöhen. © Archiv/Dagmar Hornung

Natürlich könne man beim Einkauf Preise auch steuern, räumt Björn Barthold ein. Aber auch jene Salons, die wie seine eigenen, auf Produkte setzen, die günstigere Umverpackungen aus Plastikmüll einsetzen, hätten derzeit nichts zu lachen.

„Wir sind ein energieaufwändiger Betrieb“, betont der Innungsmeister. Warmes Wasser, stundenlang laufende Föne und Trockenhauben – die Gas- und Stromrechnungen sind bei Friseuren naturgemäß hoch.

Daher treffe die Salons die Preisexplosion bei den Energiekosten unvermeidlich. Man hoffe, dass die Politik noch in die Aufwärtsspirale greifen werde und möglichst kurzfristig Entscheidungen treffe. Werde etwa die EEG-Umlage abgeschafft oder nicht?

Mindestlohn bei Friseuren steigt schon

Woran nicht zu rütteln ist: Der Friseur-Mindestlohn wird stufenweise angehoben. seit dem 1. Januar liegt er bei 9,82 Euro, ab dem 1. Juli wird er auf 10,45 Euro angehoben. Die Regierungskoalition strebt 12 Euro für alle Branchen an.

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Unterm Strich werde man sich daher wohl schwer damit tun, bei den Friseuren nicht selbst auch an der Preisschraube zu drehen. „Im Moment hat aber jeder Angst, die Preise zu erhöhen“, sagt Björn Barthold.

Die Preiserhöhung nach dem Lockdown, der vor allem durch höhere Kosten durch die geforderten Desinfektionsmaßnahmen bedingt war, liege schließlich noch nicht lange zurück.

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Richard Grünewald legt sich insofern fest: „Spätestens zum kommenden Ersten muss man erhöhen – ich werde es jedenfalls machen.“

Zur Sache

Zentralverband der Friseure skeptisch

  • Komme ein Mindestlohn von 12 Euro, würden sich voraussichtlich die Friseurbetriebe verkleinern, sagt der Zentralverband der Friseure voraus.
  • Weil auch die Tarifstufen direkt über der 12-Euro-Grenze hochgesetzt werden müssten, rechne man mit Lohnkostensteigerungen von bis zu 50 Prozent.
  • Einzige Möglichkeit, die höheren Lohnkosten aufzufangen, seien Preissteigerungen. Diese seien aber schwer durchzusetzen, weil Kunden nicht bereit seien, immer mehr zu bezahlen, so Verbandspräsidentin Manuela Härtelt-Dören. (dpa)