Impfpass-Betrüger nutzt Namen eines Lüner Arztes: „Ich bin geschockt“

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Impfpass-Betrüger nutzt Namen eines Lüner Arztes: „Ich bin geschockt“

rnUrkundenfälschung

Mit dem gefälschten Stempel eines Lüner Arztes wollte sich ein Impfpass-Betrüger in einer Apotheke ein digitales Impfzertifikat erschleichen. Solche Fälschungen werden zunehmend zum Problem.

Lünen

, 27.12.2021, 15:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

In einer Apotheke war der Impfpass aufgefallen. Ein Mann hatte ihn in einer Nachbarstadt vorgelegt. Er wollte damit ein digitales Impfzertifikat bekommen. In Zeiten, in denen in vielen Bereichen die 2G-Regel für geimpft oder genesen gilt, ist der QR-Code auf dem Handy ein wichtiger Türöffner. Für den Mann, der nicht geimpft gewesen sein soll, soll das ein Motiv gewesen sein.

Allerdings hatten Details des Impfpasses das Personal in der Apotheke stutzig gemacht: Stempel und Unterschrift stammten von einem Arzt aus Lünen. Später war klar: beides war gefälscht.

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Vorsichtshalber hatte die Apotheke nachgehakt. „Das war nicht unser Stempel“, berichtet der Mediziner. Auch die Unterschrift habe nicht gepasst. Weil der Code der Chargennummer ebenfalls nicht stimmig war, sei der Fall aufgeflogen: Da habe sich jemand wohl einen QR-Code erschleichen wollen. „Es hat mich geschockt, plötzlich in ein solches Geschehen hingezogen geworden zu sein“, sagte der Lüner Arzt.

Wie Täter an Ärztenamen kommen, habe er später erfahren. Fälscher würden wohl einfach das Telefonbuch durchgehen. Ein Zufallstreffer. Einen ähnlichen Fall mit gefälschtem Impfpass hatte es in Dortmund gegeben. Da sei allerdings einem Arzt der Praxis-Stempel gestohlen worden.

Ermittlungen der Polizei laufen

Auf Anfrage der Redaktion bestätigte die Polizei den Fall in Lünen. Die Ermittlungen dauern an. Immer mehr Ärzte auch in anderen Städten seien von Stempelfälschungen betroffen. Die Beschuldigten gehörten allen Altersgruppen an - von jung bis alt.

Da in den Impfbüchern immer auch die Personalien der Ausweisinhaber stehen, sei in zahlreichen Fällen eine Identifizierung der Tatverdächtigen leicht und damit das Entdeckungsrisiko hoch. Mögliche juristische Konsequenzen können ein Verstoß gegen den Paragraph 279 wegen des Verstoßes gegen unrichtige Gesundheitszeugnisse sein. Auch Konsequenzen wegen Urkundenfälschung sind möglich. Eine Verurteilung kann zu empfindlichen Geldstrafen führen.

Polizei hat Apotheker vorgewarnt

Bezirksbeamte der Polizeiwache Lünen haben schon Ende Oktober den Kontakt zu den Apotheken gesucht. „Im Rahmen dieser Maßnahmen wurden die Mitarbeiter der Apotheken dahingehend sensibilisiert, bei Verdachtsfällen die Polizei zu informieren, Impfausweise mit Fälschungsmerkmalen als Beweismittel einzubehalten und Personalien durch Kopie der ausgehändigten Personalausweise zu sichern“, hatte die Polizei damals mitgeteilt.

Bis Ende Oktober wurden 25 Verfahren im Zusammenhang mit der Fälschung von Impfausweisen in Lünen bekannt. Im November und Dezember kamen elf weitere Fälle dazu. Die Polizei bestätigte auch den Fall in einer Lüner Firma, wonach dort gefälschte Impfpässe vorgezeigt worden sein sollen. Die Ermittlungen laufen.