1,6 Millionen Euro Mehrkosten für IGA-Brücken in Lünen Kein einhelliges Ja aus der Politik

Mehrkosten für IGA-Brücken: Kein einhelliges Ja aus der Politik
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Über eine Leiter klettern Mitglieder des Ausschusses für Sicherheit und Ordnung während ihrer Sitzung eher selten. Am Mittwoch (9. April) haben sie die Sprossen erklommen, um auf die neue IGA-Brücke über die Lippe in Lünen zu gelangen. Sie wollten sich selbst ein Bild von der Baustelle machen, die zusammen mit der benachbarten Brücke über die Kamener Straße Teil des 20 Kilometer langen IGA-Radwegs ist. Das XXL-Projekt hat ein Problem: Die Kosten sind erneut gestiegen.

Im August 2024 waren es bereits 7,3 Millionen, jetzt sind es 8,6 Millionen Euro. Damit wird die im November 2023 erteilte Auftragssumme um 1,6 Millionen Euro überschritten. Das entspricht einer Preissteigerung von 23,40 Prozent. Während sich die Brücke Kamener Straße seit August 2024 um 27.000 Euro auf 2,7 Millionen verteuerte, gibt es bei der Lippebrücke deutlich höhere Zahlen: Statt 4,6 Millionen Euro werden 5,9 Millionen fällig.

Politiker auf der IGA-Brücke
Der Ausschuss für Sicherheit und Ordnung auf der IGA-Brücke über die Lippe. © Quiring-Lategahn

Anspruchsvolle Konstruktion

Dass das Bauwerk keine 0815-Überquerung ist, konnten die Ausschussmitglieder beim Gang über die ansonsten noch gesperrte 90 Meter lange Brücke sehen. In einem Bogen spannt sich das Stahlbauwerk über den Fluss und gibt den Blick frei in die Lippeaue. Eine anspruchsvolle Konstruktion. In einzelnen Teilen sei die vier Meter breite Brücke vom Nordufer vorgeschoben worden. Jedes davon wiegt 40 Tonnen. Im dritten Quartal 2025 soll die Brücke fertig werden. Es fehlen noch Rampen, Geländerbeleuchtung und ein rutschhemmender Belag, auf dem später Fußgänger und Radfahrer unterwegs sind.

Die Frage der Kostensteigerung erklärte Falk Hoffmann-Berling, Tragwerksplaner bei Marx Krontal Partner, anschließend im Rathaus mit den Unwägbarkeiten des komplexen Projektes am Flussufer. Er gab einen detaillierten Einblick in Bautechnik, Ingenieurwesen, schwierige Untergrundsituation und aufwendige Kampfmittelsondierung, an die die Verschubbahn der Brücke angepasst werden musste. Probleme, die trotz punktueller Bohrungen nicht vorhersehbar gewesen seien.

Ein Prüfingenieur sei vorher eigens eingeschaltet worden, wie Hendrik Luetke-Brintrup von der Abteilung Straßenbau erklärte. Er nannte zahlreiche Projekt-Beteiligte. Allein 140 Planunterlagen habe die Lippebrücke erfordert. Ein aufwendiges Bauwerk.

Einhellig war die Meinung zu den Mehrkosten nicht, obwohl die Verwaltung darin keine zusätzliche Haushaltsbelastung sieht. Das Geld könne durch sehr gute Ausschreibungen für mehrere Teilmaßnahmen des IGA-Projektes und durch Einsparungen in anderen Bereichen aufgefangen werden, heißt es. Die Frage von Klaus Rausch (FDP), was denn eingespart werde, blieb unbeantwortet. Dazu wolle die Verwaltung in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung genauer informieren, hieß es.

Mehrheit trägt Kosten mit

Angesichts der Haushaltslage lehnt die FDP grundsätzlich das gesamte Brückenprojekt und auch jetzt die Kostenerhöhung ab. Andreas Dahlke (GFL) regte eine getrennte Abstimmung über jede Brücke an. Die GFL befürwortet zwar die Lippe-Brücke, aufgrund der Baumfällaktion aber nicht das Projekt Kamener Straße. Die Unterteilung des Beschlussvorschlags sah Arnold Reeker, Technischer Beigeordneter, problematisch. Daher stimmte die GFL gegen die Erhöhung der Gesamtkosten. Die Mehrheit der Ausschussmitglieder trägt die Kostensteigerung jedoch mit.

Ob das jetzt die endgültigen Baukosten seien, hatte Gerhard Hagedorn (CDU) wissen wollen. Bis auf den letzten Cent mochte sich Arnold Reeker nicht festlegen, zumal die Brücke Kamener Straße noch nicht zu sehen sei. Die Mehrkosten seien zwar nicht wenig, aber noch in einem Rahmen, den die Stadt toleriere. Allerdings könne auch bei der Brücke Kamener Straße noch der ein oder andere Cent dazukommen. Diese Brücke sei aber wesentlich einfacher, auch aufgrund der von der Politik beschlossenen Reduzierungen.