Klagen über Staub und Geruch durch IGA-Baustelle in Lünen Stadt kündigt weiter Messungen an

Staub und Geruch durch IGA-Baustelle: Stadt kündigt weiter Messungen an
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Bevor die Bagger kamen, war für die Anwohner der Victoriabrache nahe der Lüner Innenstadt die Welt in Ordnung. Seit mit schweren Fahrzeugen der Boden auf dem 40 Hektar großen Gelände bewegt wird, auf dem bis 1964 die Zeche Victoria und die Kokerei ihre Spuren hinterlassen haben, sind die Bewohner der Victoriasiedlung besorgt. Diese Fläche soll bis 2027 zum Landschaftspark der Internationalen Gartenausstellung (IGA) werden. Auf einem Areal Richtung Lippe wird ab September zudem die Forensik mit 150 Plätzen für psychisch kranke Straftäter gebaut.

Oft morgens, wenn die Luft noch feucht ist oder auch in den Abendstunden, ziehe ein seltsamer Geruch um die Häuser. Er krieche durch die Türen in die Wohnräume. „Sporadisch“, sagt Anwohner Marc Hetz. Zudem lege sich immer wieder eine Staubschicht auf das Viertel. Die Anwohner wollen nur eins: Gewissheit. Sicher sein, dass durch Staub und Geruch ihre Gesundheit nicht in Gefahr ist.

Schon mehrfach haben sie ihr Problem vorgebracht. Die Verantwortlichen kümmerten sich, die Anwohner fordern mehr Transparenz. Anfang Juli hätten Stadt und Kreis Unna auf eine erneute Geruchsmeldung schnell reagiert. Behördenvertreter kamen. Einer habe auch das gerochen, was die Bewohner verunsichert. „Seitdem wurde nochmal Erde verteilt, um belastete Bereiche abzudecken. Mal sehen, ob das Erfolg bringt“, sagt Marc Hetz.

Baustelle und Häuser
Die Häuser grenzen direkt an die Baustelle. © Quiring-Lategahn

„Keine Gesundheitsgefahr“

Alexander Dziedeck von der Pressestelle der Stadt Lünen erklärt auf Nachfrage der Redaktion, die Stadt gehe weiterhin nicht von einer Gesundheitsgefahr für die Bürger aus. „Nach Überzeugung der Stadt und aller beteiligten Behörden und Sachverständigen besteht für die Anwohner keine Gesundheitsgefahr. Das wird auch durch die kontinuierlichen Messungen und Analysen bestätigt.“ Was die Geruchsbelästigung angehe, sei laut Dziedeck anfangs zeitweise ein kokereispezifischer Geruch wahrnehmbar gewesen, der durch die Arbeiten auf der Fläche freigesetzt worden war. Aktuell sei aber ein eher süßlicher Geruch beschrieben worden, der „aber z. B. bei dem oben erwähnten Ortstermin kaum wahrgenommen und auch nicht zugeordnet werden konnte.“

Dennoch habe die Stadt reagiert. Es seien mögliche Quellen, wie Kanäle, geprüft worden, um die Ursache herauszufinden. Bisher allerdings ohne Ergebnis. Laut Dziedeck handele es sich „bei der Wahrnehmung von Gerüchen um eine sehr individuelle Feststellung, wie Gespräche mit anderen Anwohnern ergeben haben.“ Laut Pressesprecher müssten die Quellen der vereinzelt bemerkten Gerüche nicht zwingend mit der Victoriafläche in Zusammenhang stehen. Denn die Anfang Juli festgestellten „intensivsten geruchlichen Auffälligkeiten“ seien an der Grenze zwischen benachbarten Wohngrundstücken bei ruhender Baustelle festgestellt worden.

Plan geändert

Eigentlich sollten die Arbeiten des 1. Bauloses längst abgeschlossen sein. Die Stadt hat jedoch ihren Plan geändert, auch, um die Gesamtmaßnahme zu beschleunigen und auf die Beschwerden der Anwohner einzugehen. Es wurde ein Nachtragsauftrag erteilt und aufgemietetes Bergematerial auf der Fläche verteilt. Durch vergaberechtlich erforderliche und verfahrensbedingte Abstimmungen und Genehmigungen sei es zu Verzögerungen und einer Unterbrechung der Arbeiten gekommen. Am 4. Juli sei wieder gearbeitet worden. Direkte Anwohner habe die Stadt zwischen dem 10. Juni und 3. Juli über den Ablauf informiert.

Dass jetzt auch externe Erde verfüllt wird, erklärt Dziedeck mit dem vom Kreis Unna für verbindlich erklärten Sanierungsplan. Darin sei die Anlieferung externen Materials grundsätzlich vorgesehen. Einsatzbedingungen und Bodenqualitäten seien verbindlich festgelegt. „Ein Zusammenhang mit dem Ortstermin und der Geruchsthematik besteht nicht“, erklärt Alexander Dziedeck.

2. Baulos ab August

Bis Anfang August werde das in Mieten aufgeschüttete Bergematerial umgelagert und für den Unterbau des Landschaftsparks der IGA 2027 verwandt. „Es wird baubegleitend weiter Staub- und Luftmessungen sowie Maßnahmen zur Vermeidung von Staubbelastung geben“, kündigte Alexander Dziedeck an.

Das 2. Baulos soll im August starten. Zu den Arbeiten gehören neben großflächigen Erdarbeiten entsprechend des Sanierungsplanes auch Maßnahmen entlang der Grenzen der privaten Gärten. Die nicht mehr standsichere alte Zechenmauer werde abgerissen und durch einen Zaun ersetzt. Details zum weiteren Bauablauf will die Stadt zeitnah bei einem Informationstermin mit den Anwohnern bekannt geben.