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Horstmar: Lebensqualität und Nahversorgung hui, Sicherheit wegen Seepark pfui
Stadtteil-Check
Horstmar zählt zu den am besten bewerteten Stadtteilen im Rahmen unserer Umfrage. Richtig was zu meckern haben die Einwohner so gut wie gar nichts. Wäre da nicht das Problem mit dem Seepark.
Das Ehepaar Daniel (41) und Nadine (35) Brannhoff lebt gerne mir ihren beiden Söhnen Marlon (13) und Felix (6) in Horstmar. „Wir fühlen uns hier pudelwohl“, sagt die Mutter: „Die Kinder können entweder zu Fuß zur Schule gehen oder dorthin mit dem Rad fahren. Die Lebensqualität ist wirklich ausgezeichnet.“
Das sehen die Teilnehmer unseres Stadtteil-Checks nicht viel anders. Hier kommt Niederaden auf 8 von möglichen 10 Punkten und liegt damit im stadtweiten Durchschnitt.
Dass Horstmar beim Thema Familienfreundlichkeit mit 7 Punkten nur 1 Punkt über dem Durchschnittswert 6 liegt, kann Christine Marzioch „nicht so recht nachvollziehen“. Die 52-Jährige lebt seit 22 Jahren mit der Familie in Horstmar und leitet hier an der Preußenstraße seit 2005 die Katholische Tageseinrichtung für Kinder Herz Mariä. „Dass Horstmar äußerst familienfreundlich ist, macht sich bemerkbar an den vielen Zuzügen. Es sieht mitunter so aus, als wollten alle in Horstmar leben.“ Das bestätigt Nadine Branhoff: „Ich weiß von Bekannten, dass viele nach Horstmar ziehen wollen.“

Christine Marzioch (52) leitet seit 2005 die Kindertagesstätte Herz Mariä an der Preußenstraße in Horstmar. © Storks
Das wird auch noch positiv bewertet
Verkehrsanbindung: Hier kommt Horstmar laut Stadtteil-Check auf 8 Punkte. „Bus und Bahn, alles da“, sagt Nadine Brannhoff. Die Verkehrsanbindung sei richtig gut. Dazu zählt die zweifache Mutter auch die gut ausgebauten Radwege, die ideal für Familienausflüge in die Umgebung seien. Das würden wohl auch die Umfrageteilnehmer so unterschreiben. Die geben Horstmar in Sachen Radfahren und Grünflächen jeweils 9 Punkte.
Nahversorgung: Mehr geht nicht. Hier vergeben die Umfrageteilnehmer sage und schreibe 10 Punkte. Nadine Brannhoff zählt auf: „Lidl, Aldi, Rewe, Rossmann, Action-Markt, eine ganz hervorragende Eisdiele - in Horstmar findet man alles.“ Und das Beste daran, sagt Christine Marzioch: „Alles ist mehr oder weniger fußläufig zu erreichen.“

10 Punkte für die Nahversorgung in Horstmar, mehr geht nicht. © Goldstein
Sport: Mit 7 Punkten steht Horstmar da für den stadtweiten Durchschnitt. Wobei Nadine Brannhoff und Christine Marzioch dem Stadtteil den einen oder anderen Punkt mehr geben würden als unsere Umfrageteilnehmer:
„Das Sportangebot ist doch super“, sagt Brannhoff: „Da ist für jeden was dabei. Es gibt sogar einen Reitverein.“
Bei den Jüngsten ganz beliebt, sagt Kita-Chefin Marzioch, sei die Anfang dieses Jahres eröffnete „Kids Hall“ an der Scharnhorst Straße. In der 3500 Quadratmeter großen Halle können sich Kinder auch bei schlechtem Wetter nach Herzenslust austoben. Zur Ausstattung der Halle zählen: Hüpfburg, Rutsche, Trampolin, Fußballplatz, Klettergerüst und Go-Karts.

So sieht es in der im März dieses Jahres eröffneten „Kids-Hall“ aus. © Goldstein
Das wird negativ bewertet
Sauberkeit: Nur 6 Punkte für die Sauberkeit, da ist noch Luft nach oben, oder? Nadine Brannhoff und Christine Marzioch haben nicht den Eindruck, dass es in Horstmar dreckig ist. Natürlich gebe es an der einen oder anderen Stelle Schmierereien oder einen umgekippten Mülleimer, sagt Marzioch, „aber das gibt es doch auch anderswo“. Alles in allem ist die Kita-Chefin der Meinung, dass es sich bei Horstmar um einen sehr gepflegten Stadtteil handele. „Die Bürger achten schon sehr darauf, wie es vor ihrer Haustür aussieht.“
Auf die Frage, ob es in Horstmar dreckiger ist als in anderen Stadtteilen, antwortet die Stadt: „Nein. Sicherlich gibt es, wie überall in Lünen, auch in Horstmar einige neuralgische Punkte, an denen Müll abgeladen wird. Die Zahl dieser Stellen und auch das Beschwerdeaufkommen aus dem Stadtteil ist aber absolut unauffällig.“
Jugendliche: Unabhängig vom Sport, ist es mit den Freizeitangeboten für Jugendliche nach Einschätzung der Umfrageteilnehmer nicht weit her. Dafür sprechen die vier Punkte.
Bei der Stadt Lünen heißt es dazu: „Es gibt das Bürgerhaus Horstmar mit FabLab und offenen Jugendtreff. Auf Basis einer Kooperationsvereinbarung zwischen der Stadt und dem Trägerverein Bürgerhaus Horstmar können wir dort den Jugendtreff als freizeitpädagogisches Angebot für Jugendliche bereitstellen. Der offene Treff bietet unter anderem Billard, Darts, Kicker, Karten- und Gesellschaftsspiele und Musik.“
„Das Angebot für Jugendliche ist mau“, hält es Christine Marzioch wie unsere Umfrageteilnehmer. Und was ist mit dem Bürgerhaus Horstmar? „Das sieht nicht wirklich einladend aus. Das müsste mal aufgepeppt werden“, sagt Marzioch weiter. Nadine Brannhoff stimmt ihr zu. „Ich glaube nicht, dass dort viele Jugendliche hingehen. Es wirkt von außen häufig so, als wäre es geschlossen.“

Daten und Fakten Horstmar © Grafik
Gastronomie: Da halten es Nadine Brannhoff und Christine Marzioch wie die Teilnehmer des Stadtteil-Checks. Mehr als 5 Punkte ist ihnen das Gastronomie-Angebot auch nicht wert. „Was fehlt“, erklären die Horstmarerinnen unisono, „ist ein gutes Restaurant. Da muss man schon nach Lünen oder Dortmund ausweichen.“
Sicherheit: Dass Horstmar hier nur auf 6 Punkte kommt, hat einen einfachen Grund: Das liegt am Seepark. Der birgt für viele Umfrageteilnehmer im Gegensatz zum Stadtteil als Ganzes ein hohes Sicherheitsrisiko. Was aus Sicht der Dortmunder Polizei so nicht stimmt. Dort heißt es auf Anfrage unserer Redaktion:
„Der Seepark stellt bei schönem Wetter auch für überörtliche Besucher ein Magnet dar. Mit den Besucherströmen sind natürlich bestimmte Begleiterscheinungen und insbesondere Belastungen für Anwohner zu verzeichnen. Hierzu gehören das Parkverhalten der Besucher und Ruhestörungen. Natürlich kommt es auch zu vereinzelten Straftaten.“
Originär werde die Gesamtsituation mit Beteiligung von Polizei und Feuerwehr durch die Stadt Lünen geprüft und erforderliche Maßnahmen getroffen. Hier sei zum Beispiel der private Sicherheitsdienst erwähnt, heißt es bei der Polizei weiter: „Der Seepark ist aus Sicht der Polizei ein Treffpunkt und kein Gefahrenpunkt.“

Rund um den Seepark sorgen wildes Parken und der Parksuchverkehr bei schönem Wetter regelmäßig für Unmut unter den Anwohnern. Dem will die Stadt einen Riegel vorschieben. © Beuckelmann
Mag objektiv gesehen so sein, „trotzdem“, sagt Nadine Brannhoff, würde ich meinem 13-jährigen Sohn in den Sommermonaten nicht erlauben, sich dort abends aufzuhalten“. Sie selbst mache gerne Nordic-Walking im Seepark, „aber nur in Begleitung“. Gleichwohl räumen Brannhoff und Marzioch ein, dass der Seepark im Frühjahr und im Herbst ein wunderbares Ausflugsziel ist. Die Kita-Chefin und ihre Mitarbeiterinnen gehen dort regelmäßig mit den Kita-Kindern spazieren. So wie die Familie Brannhoff dies auch regelmäßig tut: „Halt nur nicht im Sommer, wenn sich dort die Massen tummeln.“
Derweil hat die Stadt Lünen auch ein Auge auf den Seepark geworfen. Erst vor wenigen Wochen hat der Sicherheitsausschuss ein von der Verwaltung vorgeschlagenes Maßnahmenpaket „zur Abwehr von Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung im und am Seepark im Jahr 2019“ verabschiedet. So soll zum Beispiel ordnungswidriges Parken durch vermehrten Personaleinsatz und Straßensperrungen verhindert werden. Entsprechend wurden am vergangenen Osterwochenende - von Karfreitag (19.) bis einschließlich Ostermontag (22.) - Straßensperrungen rund um den Seepark eingerichtet – zum Schutz der Anwohner. Wie es bei der Stadt am Dienstag (23.) auf Anfrage unserer Redaktion hieß, sei dadurch die Situation der Anwohner verbessert worden.
Gescheitert ist die Verwaltung mit ihrem Vorstoß, das Grillen im Seepark in diesem Jahr probeweise komplett zu verbieten. Dafür fand sich weder im Sicherheitsausschuss noch später im Stadtrat eine Mehrheit. Die Folge nach Angaben der Stadt vom Dienstag: „Wegen der Missachtung der Grillzeiten hat der Sicherheitsdienst (am Osterwochenende, Anm. d. Red.) einige Hausverbote ausgesprochen, die stellenweise mit Hilfe der Polizei durchgesetzt werden mussten. Die Betroffenen hatten jeweils nicht eingesehen, dass nach 18 Uhr das Grillen nicht mehr erlaubt ist.“

Das Bild zeigt die Zeche Preußen II um 1910, auf der zeitweise fast 4000 Bergleute beschäftigt waren. 1929 wurde die Zeche „wegen Unrentabiltität“ von der Harpener Berbau AG geschlossen und die Belegschaft auf den Zechen Gneisenau und Victoria untergebracht. 1932 begannen die Abbrucharbeiten an der Zechenanlage. Das Verwaltungsgebäude blieb erhalten und wurde 1951 zum Berglehrlingsheim. Heute dient es als Altenheim. © Stadt Lünen
Jahrgang 1968, in Dortmund geboren, Diplom-Ökonom. Seit 1997 für Lensing Media unterwegs. Er mag es, den Dingen auf den Grund zu gehen.
