Hausarzt befürwortet Kinder-Impfungen nur in Ausnahmefällen

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Hausarzt befürwortet Kinder-Impfungen nur in Ausnahmefällen

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Immunologie-Experten glauben, dass Deutschland seine Impfziele nicht erreicht, wenn Kinder nicht berücksichtigt werden. Ein Holzwickeder Hausarzt ist bei Impfungen für Kinder skeptisch.

Kreis Unna

, 09.07.2021, 05:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Grundsätzlich sollte vorausgeschickt werden: Wer mit Dr. Udo Pappert spricht, bekommt nicht die geringsten Zweifel, wie wichtig das Impfen im Kampf gegen das Coronavirus und seine Varianten ist. Ob es in dem Zusammenhang aber so sinnvoll ist, auch Kindern ab zwölf Jahren eine Spritze zu setzen, darüber macht sich der Allgemeinmediziner so seine Gedanken.

„Wenn eine Vorerkrankung vorliegt, beispielsweise Asthma, eine Immunkrankheit oder eine Krebserkrankung, dann ist die Impfung durchaus sinnvoll. Gesunden Kindern ab 12 Jahren würde ich eine Impfung aber nur nach gesonderter und individueller Beratung mit den Eltern anbieten.“

Kindern die Impf-Entscheidung überlassen, findet Dr. Pappert fragwürdig

Die zugelassenen Impfstoffe haben zwar alle ihre Wirksamkeit nachweislich unter Beweis gestellt. Und auch in jungen Jahren ist das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufes nach einer Corona-Infektion nicht 100-prozentig ausgeschlossen – die Wahrscheinlichkeit ist aber deutlich geringer als bei älteren Menschen.

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„Und wenn ein Zwölfjähriger dann fit ist, weiß ich nicht, ob man ihm die Entscheidung zum Impfen selbst zutrauen oder über die Eltern und Ärzte gar abnehmen sollte“, sagt Dr. Pappert.

Von den vier in Deutschland zugelassenen Vakzinen ist bislang auch nur der Biontech-Impfstoff ab einem Alter von zwölf Jahren zugelassen. Astrazeneca, Johnson&Johnson und Moderna dürfen erst ab 18 Jahren verimpft werden.

Unterschiedliche Aussagen der Experten stoßen auf Unmut

Dr. Pappert stören in dem Zusammenhang auch die unterschiedlichen Aussagen der Expertengremien. So glaubt man in der Deutschen Gesellschaft für Immunologie nicht, dass eine aktuell angestrebte Impfquote von 85 Prozent erreichbar ist, wenn Kinder ab zwölf Jahren nicht berücksichtigt werden.

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Diese Gesamtprozentzahl geimpfter Personen gab unter der Woche wiederum das Robert-Koch-Institut (RKI) vor und nannte dabei die Altersgruppe der Zwölf- bis 59-Jährigen. In der Altersgruppe ab 60 Jahren müssten laut RKI gar neun von zehn Personen geimpft sein, um gen Herbst im Kampf gegen die hochansteckende Delta-Variante gewappnet zu sein und eine weitere Corona-Welle verhindern zu können.

Das beißt sich aber wiederum mit den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko), die wie Dr. Pappert eine Corona-Impfung ab zwölf Jahren nur dann für vertretbar hält, wenn eine Vorerkrankung einen schweren Krankheitsverlauf nach einer Infektion mit Covid-19 begünstigen würde.

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