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Hilfe während Corona: AWO unterstützt Eingewanderte beim Ankommen in Lünen
Hilfsangebot
Während des Corona-Lockdowns reduzierten das Lüner Rathaus und Arbeitsamt ihre Angebote auf ein Minimum - zum Nachteil vieler Eingewanderte. In dieser Zeit leisteten Migrationsberatungen viel.
Andrea Dumberger von der AWO Ruhr-Lippe-Ems und Wilhelm Schulten vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Lünen standen gemeinsam unter einem Pavillon am Brambauer Marktplatz. Zusammen machten sie am vergangenen Montag (30. Juni) mit einem Aktionstag auf die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) aufmerksam. Seit 2005 bieten verschiedene Träger - darunter AWO, DRK, Caritas, Diakonie, Paritätischer Wohlfahrtsverband, und die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden (ZWST) - diese Hilfen für Neueingewanderte bieten an.
AWO und DRK beraten während des Lockdowns weiter
Während der Corona-bedingten Lockdowns fingen die Beratungsstellen viele Aufgaben des öffentlichen Dienstes auf. „Als das Rathaus und das Jobcenter in Lünen weitestgehend zu waren, haben wir unsere Beratung fortgesetzt“, sagt Wilhelm Schulten. Der Sozialpädagoge kümmert sich beim DRK in Lünen um neu eingewanderte Bürgerinnen und Bürger.

Wilhelm Schulten vom DRK und Andrea Dumberger von der AWO unterstützen Zugwanderte in Lünen bei vielen Fragen des alltäglichen Lebens. © Julian Preuß
Ohne offene Sprechstunde, dafür mit einem Hygienekonzept, Spuckschutz und einem Terminsystem empfing auch AWO-Sozialarbeiterin Andrea Dumberger hilfesuchende Zugewanderte. „Wir haben je nach Anliegen etwa 15 Termine pro Woche anbieten können“, blickte Dumberger zurück. Schulten kommt zu einem ähnlichen Fazit.
Wegen der begrenzten Kapazität sei es jedoch beim DRK zu Wartezeiten für Termine gekommen. „Zeitweise hatte ich einen Vorlauf von zwei Wochen“, erinnerte sich der 50-Jährige. Für die Zukunft spricht er sich daher für ein Hybridsystem aus einer offenen Sprechstunde und Beratung nach vorheriger Terminvergabe aus.
Beratung unterstützt bei Corona-spezifischen Themen
Montags, dienstags und Donnerstags öffneten und öffnen sich die Türen der AWO-Räumlichkeiten an der Richardstraße 4 in Brambauer. Angesprochen wurden dann auch Corona-spezifische Themen. „Viele zugwanderte Menschen kamen wegen ihrer Arbeitsverhältnisse zu uns. Wegen der Pandemie wurde ihnen gekündigt. Wir haben ihnen beispielsweise geholfen, die entsprechenden Formulare für das Jobcenter auszufüllen“, führte Dumberger aus.
In Brambauer kämen vor allen Menschen aus Syrien, Rumänien, Bulgarien, dem Irak, aber auch aus der Türkei zu ihr. Neben der Hilfe bei formalen Angelegenheiten habe sie auch oft Aufklärungsarbeit bezüglich der Corona-Pandemie geleistet. „Die Corona-Regeln haben mittlerweile fast alle Menschen verinnerlicht, die zu uns kommen“, erzählte Dumberger. Anders sehe es da beim Thema Corona-Schutzimpfung aus.
„In einzelnen Communities zirkulieren viele falsche Aussagen über das Impfen“, sagte die Sozialarbeiterin. Befeuert würden diese noch durch zweifelhafte Inhalte, die in den sozialen Medien kursieren. „Darauf haben wir kaum Einfluss“, räumte Dumberger ein. Ähnliches beobachte sie aber auch bei deutschen Mitmenschen.
Trotzdem kann die Migrationsberatung das Leben vieler Zugwanderten verändern. So wie das von Ali Romeyhi. Der arabische Iraner lebt seit Oktober 2015 in Brambauer. Die AWO unterstützte ihn bei der Wohnungssuche und beim Erlernen der deutschen Sprache. Sie half Romeyhi ebenfalls beim Schreiben von Bewerbungen. Mit Erfolg: Er absolvierte eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker. Bald wird er seinen Gesellenbrief bekommen.
Der Traum: eine eigene Werkstatt
Damit rückt sein Traum, eine eigene Werkstatt zu führen, wieder ein Stück näher. Der 33-Jährige möchte etwas zurückgeben. Deshalb engagiert er sich ehrenamtlich bei der AWO. „Es ist einfacher zu helfen, wenn man die Erfahrungen selbst gemacht hat“, sagte Romeyhi am Informationsstand. Deshalb sei es ihm wichtig, anderen zu helfen und „Gutes zu tun.“ Denn nur im Zusammenspiel kann die Migrationsberatung Zugewanderten helfen, in Deutschland und Lünen anzukommen.
Geboren in der Stadt der tausend Feuer. Ruhrpott-Kind. Mag königsblauen Fußball. Und Tennis. Schreibt seit 2017 über Musik, Sport, Wirtschaft und Lokales. Sucht nach spannenden Geschichten. Interessiert sich für die Menschen und für das, was sie bewegt – egal in welchem Ort.