Herbert Knebel in Lünen Der ewige Rentner rockt als Tina Turner mit seinem Affentheater

Herbert Knebel in Hilpert-Theater: Der ewige Rentner rockt als Tina Turner
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Lünen haben sie immer ein Heimspiel, Herbert Knebel und sein Affentheater. Schon kurz nachdem Uwe Lyko 1988 die Kultfigur des Frührentners erfand, gastierte er im Bürgerhaus Brambauer, und als das dann zu klein wurde, seit fast 30 Jahren im Heinz-Hilpert-Theater. Am Freitag (23.2.) waren Herbert, Ernst, Ozzy und der Trainer mit ihrem neuen Programm „Fahr zur Hölle Baby“ wieder einmal in ihrem „Stammhaus“ zu Gast. Wieder war das Haus mit seinen 760 Plätzen seit Wochen ausverkauft.

Und wieder überraschte das Quartett das Publikum: mit teuflisch guten Ideen, höllisch heißen Rhythmen und einem Auftritt des Leibhaftigen persönlich, dass man wieder den Eindruck hatte, sie präsentierten das beste Programm seit Jahren.

Da wurden sie auf der Bühne wieder lebendig, die von den Darstellern geschaffenen Kunstfiguren mit ihren typischen Charakteren: Ozzy Ostermann (Georg Göbel-Jacobi), der Super-Macho im Hawaii-Hemd, der sich immer wieder als solcher in Worten und Posen zeigte, der immer wieder seine scheußliche Perücke zurecht rückte. In den Musikbeiträgen zeigte er, was für ein hervorragender Gitarrist er ist und im A-capella-Gesang fuhr er als Karel Gott einmal um die ganze Welt.

Knebel beim Strip-Poker

Detlef Hinze war der Trainer, der mit Kastratenstimme und naiven Fragen und Statements die anderen manchmal sprachlos machte, wobei man ihm auch eine gewisse Schlitzohrigkeit zugestanden hatte, was seine sonstigen Eigenschaften humorvoll ergänzte. Als Schlagzeuger gab er den Takt vor und zeigte, dass er sein Instrument souverän beherrscht. Ernst Pichl (Martin Breuer) trug wie gewohnt eine oberlehrerhafte Seriosität nach außen. Seiner Bassgitarre entlockte er die tiefen Töne und den Rhythmus. Uwe Lyko als Herbert Knebel fungierte wieder als Berichterstatter und Erklärer von skurrilen Situation und gesellschaftlichen Entwicklungen und als Frontmann bei den Musikdarbietungen.

Neben der überzeugenden und Gag-gespickten Darstellung der Bühnenfiguren lag das Geheimnis der Lacherfolge in den Alltagssituationen, die bis hin zum Absurden ausgemalt wurden. Da nahm Herbert an einem überraschenden Strip-Poker teil, obwohl er morgens weder geduscht noch die Wäsche gewechselt hatte. Was mit dem harmlosen Öffnen der Hemdknöpfe begann fand dann seinen ultimativen Höhepunkte im Ausziehen der Schuhe mit Ohnmachtsanfällen der übrigen Mitspieler. Passend dazu schlüpfte Herbert dann wenig später in die Rolle von Joe Cocker, aber nicht mit „You can leave your hat on“ sondern mit „Ich lass die Schuhe an.

Herbert Knebel (Uwe Lyko), Ozzy Ostermann (Georg Göbel-Jacobi), und Ernst Pichl (Martin Breuer) (v.l.) boten neben Humor auch Musik vom Feinsten.
Herbert Knebel (Uwe Lyko), Ozzy Ostermann (Georg Göbel-Jacobi), und Ernst Pichl (Martin Breuer) (v.l.) boten neben Humor auch Musik vom Feinsten. © Foto Textoris

Oder die Schilderung des bockenden Pferdes beim Ausleiher in Dülmen, das bei der Drohung „Rheinischer Sauerbraten“ vor Schreck ungebremst bis Recklinghausen rannte. Natürlich fehlte auch die Auseinandersetzung mit der Frage der Nachhaltigkeit, mit moderner Technik und der Digitalisierung nicht: „Für Alexa schaffe ich doch meine Guste nicht ab.“

„Simply the best“ an der Ruhr

Musikalisch waren viele der Stücke echte Hinhörer, bei denen man nicht vergessen durfte, auch auf die dem Ruhrgebietsumfeld angepassten Texte zu achten. Da wurde das „Hotel California“ zum Grillimbiss mit den knusprigen Hähnchen, die nur so knusprig waren, weil der Inhaber den Ölwechsel ablehnte. Lady Marmelade wurde zum „Voulez-vous manger avec moi“ eingeladen, mit dem Fazit: „Sie wollte alles, nur kein Kind von mir.“ Hörenswert war auch der von Knebel intonierte Flamenco und das von der Mundharmonika getragene „On the road again“.

Die Glanznummer im wahrsten Sinne des Wortes war Herbert als Tina Turner. Im Minirock mit Kompressionsstrümpfen tanzte er und sang im Hinblick auf seine Kunststoff-Glitzer-Bluse nach „Simply the best“: „Ich stink wie die Pest“.

Zum Schluss gab es „Standing ovations“ und Begeisterungsrufe vom Publikum und von den Darstellern die Feststellung: „Lünen und Publikum hier sind für uns einmalig. Wir kommen gerne wieder.“