16 Grad im Klassenraum: Heiz-Probleme an Gesamtschule in Lünen Mutter: „Tochter trägt Skiunterwäsche“

Heiz-Probleme an Geschwister-Scholl-Gesamtschule: „Tochter trägt Skiunterwäsche“
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Seit Wochen funktioniert das Beheizen einiger Klassenräume im A-Gebäude der Geschwister-Scholl-Gesamtschule in Lünen nicht. Sowohl Kinder als auch das Lehrpersonal bewerkstelligen den Unterricht mit Winterkleidung bei niedrigen Temperaturen.

Schon mehrfach haben sich Eltern beschwert. „Meine Tochter sitzt mit Skiunterwäsche und ihrer Winterjacke im Klassenraum. Sie sagt jeden Tag erneut, wie kalt ihr ist, wenn sie nach Hause kommt. Als es noch ein wenig wärmer war, gab es Temperaturen von etwa 16 Grad. Inzwischen wird es dort wahrscheinlich noch kälter sein“, erzählt eine Mutter, die nicht namentlich genannt werden möchte, über ihre 12-jährige Tochter in der siebten Klasse an der betroffenen Schule. Einige Kinder sitzen wohl auch mit gefütterten, pelzigen Wintermützen und Handschuhen in den Räumen.

Jahrelanges Problem

Trotz dieser Problematik werden sowohl der Unterricht als auch die Klassenarbeiten weiter fortgeführt. „In letzter Zeit wurde beispielsweise eine Klassenarbeit in Englisch geschrieben. Das kann doch kein Zustand sein. So kann das nicht den ganzen Winter gehen. Das sind auf Dauer auch keine Arbeitsbedingungen für das Lehrpersonal“, erklärt die besorgte Mutter.

Benjamin Franz, stellvertretender Schulleiter, zeigt die Stelle, aus der zu häufig zu wenig warme Luft strömt.
Benjamin Franz, stellvertretender Schulleiter, zeigt die Stelle, aus der zu häufig zu wenig warme Luft strömt. © Besse

Eine weitere Mutter einer Sechstklässlerin berichtet außerdem davon, dass das Problem auch schon im letzten Jahr bestand. Von Eltern aus der zehnten Klasse hat sie erfahren, dass auch die jetzigen Zehntklässler als damalige Fünftklässler mit diesem Kälteproblem im Winter zu kämpfen hatten. Das wären demnach schon etwa vier bis fünf Jahre.

Lüftungssystem von ZGL gesteuert

Seit wie vielen Jahren das Problem genau besteht, kann Christian Gröne, Schulleiter der GSG, nicht sagen. Vor zehn Jahren, 2014, sei das ganze Lüftungssystem revitalisiert worden, sagt er. „Es ist ein dezentrales Heizungssystem. Das Gebäude wurde vom Architekten Hans Scharoun entworfen. Darin wurde mit einem Lüftungssystem gearbeitet. Das bedeutet, dass wir hier keine klassischen Heizkörper haben, sondern die Räume durch das Einfließen warmer Luft und die Zirkulation erwärmt werden. Das ist zwar eine gute Idee, aber es ist in der technischen Ausführung sehr schwierig“, erklärt Gröne.

Zudem wird dieses Heizungssystem von der Zentralen Gebäudebewirtschaftung Lünen (ZGL), die auch Gebäudeeigentümerin ist, geregelt. Wenn die Schule demnach einmal einen zu kalten Raum hat, muss sie sich an die ZGL wenden. So müsse die ZGL immer wieder die Temperatur nachsteuern oder das Lüftungssystem reparieren.

Heizlüfter als Notlösung

Wie Gröne erklärt, sind es immer wieder unterschiedliche Räume im Gebäude, die von den Problemen betroffen sind. „Da das gesamte Gebäude unter Denkmalschutz steht, gibt es keinen zusätzlichen Dämmschutz. Es geht viel Wärme verloren. Besonders die Endräume sind dann davon betroffen. Wir bieten dann aber immer an, die Schülerinnen und Schüler in anderen Klassen unterzubringen und organisatorisch die Räume zu tauschen“, sagt der Schulleiter. Beispielsweise werden durch die Heizsituation keine Elternsprechtage mehr nach einem Wochenende geführt. „Falls die Heizung an einem Wochenende ausgefallen ist, wird es beispielsweise zu dritt bei einem Gespräch sehr kalt“, erklärt Gröne.

Auch mit schriftlichen Beschwerden wandte sich die Schule an die ZGL. Im März dieses Jahres wurden der Schule Heizlüfter für die kommende Winterperiode versprochen. Nach einer Rückfrage im November 2024 stellte sich heraus, dass die ZGL diese noch nicht bestellt hatte. „Das wurde aber nachgeholt und die Heizlüfter sollen diese oder spätestens nächste Woche geliefert werden“, sagt Christian Gröne.

Wunsch nach Frühwarnsystem

Der Schulleiter wünscht sich für die Schule aber außerdem ein Frühwarnsystem, das erkennt, wenn einige Räume die Soll-Temperatur nicht erreichen. „So würde wenigstens Zeit gespart. Wir fühlen uns nicht alleingelassen. Die ZGL arbeitet daran, auch mit einer neuen Lüftungsfirma, und wir wissen, dass sie das Möglichste tun. Aber das Möglichste reicht aktuell einfach nicht aus“, so Gröne.

Die ZGL ist eine Tochter der Stadt Lünen. Auf eine Anfrage der Redaktion zu den Hintergründen vom Mittwoch (4. Dezember) reagierte die Stadt-Pressestelle bis Redaktionsschluss am Donnerstag (5.) nicht.

Für die Eltern ist es unverständlich. „Das ist schon so lange ein Problem. Ich verstehe, dass eine Heizung mal ausfallen kann und man nicht unmittelbar einen Installateur findet. Aber doch nicht über so viele Wochen. Es sollte eine Ersatzlösung gefunden werden. Egal, ob es eine anderweitige Unterbringung oder Heizlüfter sind“, sagt die Mutter der Siebtklässlerin. Sie kontaktierte beispielsweise auch schon das Schulverwaltungsamt. Eine Antwort hat sie allerdings nie bekommen. „Man kann Kinder nicht in der Kälte sitzen und Eltern unwissend lassen“, sagt sie.