Udo Kath als Sprecher für die Preisträger, den Arbeitskreis Stolpersteine, bedankte sich voller Stolz für die Auszeichnung des Heinrich-Bußmann-Preises.

Der Arbeitskreis Stolpersteine ist Preisträger 2022 des Heinrich-Bußmann-Preises. Udo Kath als Sprecher bedankt sich voller Stolz für die Auszeichnung. © Goldstein/Textoris

Heinrich-Bußmann-Preis: Arbeitskreis Stolpersteine hält Erinnerung wach

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Seit 1996 wird der Heinrich-Bußmann-Preis verliehen. In diesem Jahr hat der Arbeitskreis Stolpersteine in Lünen die besondere Ehrung für das weltweit größte dezentrale Mahnmal erhalten.

Lünen

, 19.08.2022, 14:40 Uhr / Lesedauer: 2 min

Vor genau 30 Jahren hat der SPD-Stadtverband Lünen den „Heinrich-Bußmann-Preis“ gestiftet. Seit 1996 wird er im Zwei-Jahresrhythmus an Personen oder Gruppen für beispielhafte Mitwirkung zur Gestaltung des bürgerlichen Lebens in Lünen verliehen, mit der Schwerpunktsetzung Zeigen von Zivilcourage, Einsatz für Toleranz und gegen Rassismus. Während der Preis traditionellerweise am 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, übergeben wird, musste in diesem Jahr durch die Coronapandemie ein Ausweichtermin gefunden werden.

Der 18. August bot sich an, weil auf dieses Datum der 40. Jahrestag der Ermordung des Widerstandskämpfers Heinrich Bußmann fällt. Preisträger 2022 ist der Arbeitskreis Stolpersteine, eine Gruppe, die die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus im Stadtbezirk hochhält.

Erschreckende Feststellung von SPD-Mann Norbert Janßen

Die Verleihung fand im Rahmen eines Festprogramms in der Aula der Geschwister-Scholl-Gesamtschule statt, einer Schule, die den Namen zweier ermordeter Widerstandskämpfer trägt. In seiner Begrüßung an die knapp 100 Anwesenden betonte der Vorsitzenden des SPD-Stadtverbandes Norbert Janßen, dass man keinen Schlussstrich unter das grausame Geschehen der Vergangenheit ziehen dürfe und jeder wachsam bleiben müsse. Erschreckt stellte er fest, dass sich in der Gesellschaft wieder dasselbe Böse ausbreite, dass Hass und Antisemitismus wieder verstärkt zu finden seien. Dem müsse Einhalt geboten werden.

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Im Anschluss ging er ausführlich auf das vorbildliche Wirken von Heinrich Bußmann ein. Dr. Dieter Wiefelspütz als Vorsitzender der Jury begründete danach die Entscheidung für den diesjährigen Preisträger: „Es gab keine langen Diskussionen um das Votum für diese engagierte Gruppe, die etwas Großartiges geleistet hat und immer noch leistet.“ Durch diese Bürger werde die Erinnerung an das schreckliche Geschehen von vorgestern in einer überschaubaren Stadt wie Lünen hochgehalten.

Präsentation verdeutlicht enorme Arbeit der Preisträger

Als Botschafter der Erinnerung präsentierte sich eine Gruppe junger Menschen vom Jugendring Dortmund, die in einem Video ihren Einsatz für Menschenrechte zeigte und mit einem Besuch bei den Lüner Stolpersteinen das Vermächtnis der Opfer und das Gedenken an sie hochhielt. In emotionalen Botschaften wandten sie sich an die Zuhörer: „Die Erinnerung darf nicht enden, Wachsamkeit darf nicht aufhören.“ Der Rechtsradikalismus habe inzwischen nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa wieder Fuß gefasst. Abschließend boten sie der Aktion Stolpersteine die Zusammenarbeit bei gemeinsamen Projekten an.

Mitglieder des Jugendrings Dortmund als Botschafter der Erinnerung boten die Zusammenarbeit an.

Mitglieder des Jugendrings Dortmund als Botschafter der Erinnerung boten die Zusammenarbeit an. © Textoris

Udo Kath als Sprecher für die Preisträger bedankte sich voller Stolz für die Auszeichnung: „Wir nehmen den Preis gerne an, wir meinen aber auch, unsere Arbeit hat den Preis verdient.“ Welche Arbeit sie leisten, verdeutlichte er in einer Präsentation, die Interviews mit Holocaust-Überlebenden, Angehörigen und Zeitzeugen sowie Informationen zur Organisation, Verlegung sowie Reinigung der Stolpersteine in Lünen als Bestandteil des größten dezentralen Mahnmals der Welt enthielt. Ausdrücklich begrüßte er die jungen Leute vom Jugendring Dortmund als die neuen Zeitzeugen, die notwendig seien, nachdem die meisten alten gestorben sind.

Eingebettet war das Programm in musikalische Beiträge des Trios „Banda Piccola“ mit den Solisten Heike Trimpert, Rainer Buschmann und Jürgen Bruhn. Sie drückten mit passender Klezmer Musik, die der jiddischen Tradition entspringt, musikalisch Trauer, Verzweiflung, Religiosität, Hoffnung und Lebensfreude aus.

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