Neue Patienten konnte Hausarzt Jan Hohmeister (65) zuletzt in seiner alteingesessenen Praxis an der Königsheide 9 in Lünen-Brambauer nicht mehr aufnehmen. Das Arbeitspensum war zu hoch geworden. Seit sich Dr. Peter Fleischhauer vor zwei Jahren in den Ruhestand verabschiedete, war Jan Hohmeister alleine dort tätig. Sein Arbeitstag hatte mehr als acht Stunden. Drei Jahre lang hat er gesucht, um Unterstützung zu bekommen. Hausärzte oder Hausärztinnen sind inzwischen Mangelware geworden. „Es war schwierig“, sagt Jan Hohmeister. Eine Erfahrung, die nicht nur er gemacht hat.
Doch inzwischen schaut Jan Hohmeister zuversichtlich in die Zukunft: In Hatigzon Citaku (36) hat er einen erfahrenen Kollegen gefunden. Der neue Arzt fängt am 16. September in der Praxis an, die ab Anfang September zwei Wochen Urlaub macht. „Ich bin glücklich, dass er mich entlastet. Wir verstehen uns gut“, freut sich Jan Hohmeister. Beide Ärzte sind Internisten. Hatigzon Citaku, der seit 2018 in Lünen wohnt, war vorher fast zwei Jahre als Hausarzt in der Praxis von Marc Tyssen in Olfen tätig. Künftig wird er an seinem Wohnort als angestellter Mediziner arbeiten.
Damit wirkt wieder ein weiterer Arzt in Brambauer. Sechs Hausarztpraxen finden sich in Lünens größtem Ortsteil. Alle, bis auf die von Jan Hohmeister, sind in Frauenhand. Früher, erinnert er sich, habe es in Brambauer mal elf Einzelpraxen gegeben. Sie wurden teilweise zusammengelegt.

Vielschichtige Arbeit
Patientinnen und Patienten über einen langen Zeitraum begleiten zu können, das fasziniert Hatigzon Citaku am Hausarztberuf. Die Arbeit sei vielschichtig und breit gefächert - vom Infekt bis hin zur seltenen Erbkrankheit. Herauszufinden, was Betroffenen helfen könne, sei eine spannende Aufgabe. Von 18 bis 101 Jahre alt sind die Patienten in der Praxis in Brambauer.
Hatigzon Citaku ist gebürtig aus Albanien. Nach dem Studium arbeitete er drei Jahre in Thüringen mit Schwerpunkt Kardiologie. Im St. Christophorus Krankenhaus Werne absolvierte er seine Facharztausbildung. In der Zeit war er auch als Notarzt unterwegs. Nach fünf Jahren wechselte der Mediziner in die Olfener Praxis seines ehemaligen Oberarztes Marc Tyssen. Schon als Student habe er in Hausarztpraxen gearbeitet und sich dort wohlgefühlt.
Die Praxis von Jan Hohmeister ist mit modernen Untersuchungsgeräten ausgestattet. Durch Hatigzon Citaku werden Farb-Doppler- und Herzultraschalluntersuchungen noch dazukommen. Perspektivisch erhofft sich Jan Hohmeister, in einigen Jahren etwas kürzertreten zu können. Die Praxis, zu der acht Mitarbeitende gehören, betreut auch Patienten in drei Seniorenheimen.
Viele Mediziner sind über 60
Wie viele Hausärzte sich in Lünen niederlassen können, regelt der Bedarfsplan. Laut Kassenärztlicher Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) sind im so genannten Mittelbereich, der Lünen und Selm mit 113.000 Einwohnern umfasst, 59,75 Ärzte (bezogen auf Vollzeitstellen) tätig. Das entspricht einem Versorgungsgrad von 90,8 Prozent. Laut KVWL könnten sich noch 13 Hausärzte oder Hausärztinnen niederlassen (Stand 27. Mai 2024).
Viele Mediziner sind bereits über 60 und suchen in den nächsten Jahren Nachfolger für ihre Praxis. Dass das nicht immer gelingt, zeigte sich bei den traditionsreichen Praxen von Dres. Katrin und Frank Mariß im vergangenen Jahr und von Dr. Elisabeth Meiß Ende 2021. Tausende Patienten mussten sich in Lünen neue Hausärzte suchen. Die Mediziner der Innenstadt haben das zwar aufgefangen. Endlos wird das nicht funktionieren.
Hatigzon Citaku hat sich bewusst für die Arbeit als Hausarzt entschieden. Er ist verheiratet und Vater zweier Kinder. In seiner Freizeit ist er sportlich aktiv. Er spielt Fußball, geht gerne Schwimmen und liebt im Winter Skifahren.