Aus dem frühen 19. Jahrhundert stammt das zweigeschossige, verputzte Fachwerk-Traufenhaus an der Silberstraße 13 im Alten Quartier der Stadt Lünen. Wie es einmal war, sieht es schon lange nicht mehr aus. Unterschiedliche Nutzungen und bauliche Veränderungen lassen den ursprünglichen Charakter von Fenstern und Fassade des 1986 unter Denkmalschutz gestellten Hauses kaum noch erahnen. Hinzu kommt eine schlechte Bausubstanz und ein Baugrund, der Probleme bereitet: In Teilen ist das Gebäude abgesackt. Es steht schief.
Was früher einmal eine höhere Mädchenschule, zwischendurch Wohnhaus und bis vor einigen Jahren auch Werkstatt eines Schusters war, ist schon länger verwaist. Inzwischen gibt es neue Pläne für das Gebäude am Eingang zu Lünens schönstem Altstadt-Viertel mit alten Fachwerkhäusern und gepflasterten Gassen, das bei Stadtführungen beliebt ist. Eine Gesellschaft hat das Haus an der Silberstraße 2015 gekauft und will nach historischem Vorbild einen Ersatzbau errichten.
Denn das alte Gebäude ist nicht mehr zu retten. Zu dem Schluss sind auch die Untere und Obere Denkmalbehörde sowie der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) nach etlichen Besichtigungen und Gesprächen gekommen. Weil neben der schlechten Bausubstanz zudem die Fassade verändert wurde, entspricht das Haus nicht mehr dem ursprünglichen Gutachten. Wie die Stadt Lünen auf Nachfrage der Redaktion mitteilt, ist der Denkmalschutz für die Silberstraße 13 aufgehoben worden. Im April sei die Baugenehmigung für den Ersatzbau erteilt worden.

Statiker haben abgeraten
Weil das Gebäude nicht atmungsaktiv verputzt worden sei, seien die Hälfte der Fachwerkbalken marode. Entscheidend aber sei der Baugrund: Das Haus, das zu einem Drittel unterkellert sei, sei teilweise abgesackt und stehe schief. Statiker hätten von einer Sanierung abgeraten. Um neue Lasten dort einbringen zu können, hätte das Gebäude stückweise angehoben und der Untergrund erneuert werden müssen. Das hätte ein Aufgraben von anderthalb Metern erfordert. Ein Aufwand, der wirtschaftlich nicht darstellbar sei.
Zurzeit werde mit fachlich anerkannten Bodengrundgutachtern aus Lünen an der Statik für den Neubau getüftelt. Auf die technische Durchplanung folge der Rückbau des alten Hauses. Man wolle schauen, was an alten Holzbalken noch verwendbar sei. Das werde ausgebaut und einem Verwerter übergeben.
Neuster technischer Standard
In diesem Jahr werde jedenfalls der Neubau nicht mehr starten. Alles müsse sorgfältig geplant werden, heißt es. Vielleicht könne im März 2025 Baubeginn sein. Dann entstehe ein Wohnhaus, das „hinsichtlich Dimension und Gestaltung an den historischen Bestand angelehnt ist“, wie die Stadt erklärt. Das Gebäude soll wieder zu einem Eingangstor ins Quartier werden, nach neustem technischem Standard.