Nur wenige Dinge erinnern noch an die Zeit, als es im Lüner Hauptbahnhof eine Filiale der Bäckerei Kanne gab. Der Zettel, auf dem seit Monaten die endgültige Schließung angekündigt wurde, ist verschwunden. Lediglich der Schriftzug auf der Theke im Inneren und ein weißes rundes Symbol mit dem Firmennamen lassen erahnen, dass hier einmal leckere Brötchen, Brote und Teilchen verkauft wurden. Dunkel und verlassen wirken die Räumlichkeiten. Bis Ende des Jahres gilt hier noch offiziell der Mietvertrag für Kanne.
Nur ein paar Schritte weiter ist eine weitere Fläche von Leerstand geprägt: die Räumlichkeiten der Debeka-Versicherung, welche im Sommer dieses Jahres dort ausgezogen ist. Lediglich das Unternehmen „Party People“ hat noch seinen Sitz im Hauptbahnhof. Doch das kleine Ladenlokal ist auch nur montags von 9 bis 18 Uhr besetzt. Bei vielen Bahnfahrenden und bei Personen, die den Bahnhof als Durchgang nutzen, bleibt die Frage, wann die Flächen wieder belebt werden.
Weiterhin kein Nachfolger gefunden
Im Oktober 2022 hieß es, dass die Fläche von Kanne nicht lange leer bleiben soll. Und im Sommer dieses Jahres habe es bereits Gespräche mit möglichen Interessenten gegeben, erklärte Andreas Zaremba in Juni. Doch mehr als sechs Monate später steht weiterhin kein Nachfolgeunternehmen fest, wie der Geschäftsführer des Bauvereins zu Lünen als Besitzer der Immobilie auf Anfrage bestätigt. „Wir sind noch nicht soweit, dass man über einen Vertrag sprechen kann“, erklärt er.
Warum sich die Besetzung des Standortes so lange hinzieht, dazu äußert sich Zaremba nicht konkreter. Aber er sagt, dass man für die alte Kanne-Filiale und für die Debeka-Versicherung Nachfolgefirmen finden muss, die passen und dem Bahnhof auch gut tun. „Da soll nicht irgendwas rein. Dann warten wir lieber noch etwas. Wir haben unsere Bemühungen aber intensiviert.“

Vandalismus an Kanne-Filiale
Dass der schon lange andauernde Leerstand nicht gerade ein gutes Bild abgibt, weiß der Geschäftsführer. Denn durch neue Unternehmen in den zwei Räumlichkeiten würde auch der Bahnhof wieder belebt werden. Vandalismus ist ebenfalls ein Thema: An einer Fensterfront der einstigen Kanne-Filiale prangt ein großer Riss.
Man habe unter anderem einen Wachdienst, der die Flächen kontrolliert, erklärt Andreas Zaremba. „Die soziale Kontrolle fehlt aber natürlich dadurch, dass die Räumlichkeiten leer sind.“ Durch den langen Leerstand werde die Situation auch nicht besser, weiß der Geschäftsführer des Bauvereins. Wenn vor Ort wieder Firmen präsent sind, sei auch die soziale Kontrolle, durch Mitarbeitende und Kunden, eine andere.
Für den ehemaligen Bäckereistandort gibt es gleich mehrere Interessenten, die alle eine ähnliche Ausrichtung wie Kanne haben. Das gegenüberliegende Ladenlokal ist mit 50 bis 60 Quadratmetern deutlich kleiner. Ist es damit auch schwerer, es nachzubesetzen? „Die Fläche ist nicht riesig. Auch hier müssen wir gucken, was da reinpasst. Und es kommt drauf, wer gerade etwas sucht“, so Zaremba. Die Größe sei aber nicht direkt ein Ausschlusskriterium. Welche Branche sich hier einmal ansiedeln soll, steht noch nicht fest. Die Versicherung sei dort aber nicht schlecht gewesen, findet der Geschäftsführer. „Vielleicht kann man so etwas auch wieder dort integrieren.“

Während die Debeka-Fläche schon leer geräumt ist, bleibt das Mobiliar von Kanne so lange in den Räumlichkeiten, bis der Mietvertrag ausläuft. Denn das Folgeunternehmen hat die Option, etwa die Theke oder andere Gerätschaften zu übernehmen. Wilhelm Kanne Junior erklärt aber, dass, falls bis Ende 2023 keine Nachnutzung geklärt ist, nicht unbedingt der 31. Dezember für eine Räumungsfrist steht. „Da gibt es keinen festen Zeitpunkt. Es ist eher ein Abwarten, was als nächstes dort reinkommt“. Auf das Mobiliar sei man selbst zudem nicht unbedingt angewiesen, erklärt Kanne Junior.