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Handyverbote sind die falsche Antwort auf Lüner Schulhof-Pornografie
Meinung
Brutale Kinderpornos zu verschicken, gilt unter Minderjährigen als cool. Eigene Sexvideos zu drehen, als aufregend. Da läuft gerade etwas mächtig schief. Handy-Verbote bringen aber nichts.
Mit dem Smartphone kommt die ganze Welt ins Kinderzimmer. Und die ist alles andere als eine heile Welt. Gewalt, Pornografie, Vergewaltigungen - all das ist im Internet zu finden. Und auch auf den Handys von Lüner Kindern und Jugendlichen.
Sie haben offenbar eine eigene Strategie entwickelt mit diesen Filmen aus der Hölle umzugehen. Anstatt vor Entsetzen zu schreien, teilen sie fröhlich die verstörenden Beiträge und sorgen damit für eine weitere Verbreitung.
Mir macht das Angst, Eltern vermutlich noch mehr. Aber Angst ist nie ein guter Ratgeber. Denn der Reflex, Kindern das Smartphone einfach zu verbieten, ist naheliegend. Und trotzdem grundfalsch.
Selbst wenn das Gerät aus dem Kinderzimmer oder vom Schulhof verschwindet, bleibt das Internet und bleiben der Hass und die Gewalt darin. Wir Erwachsenen haben es zugelassen, dass aus dem Versprechen grenzenloser Information dieser Fluch wurde.
Jetzt müssen wir uns auch darum kümmern, dass die jüngere Generation damit klarkommt, ohne die Seele dabei zu verlieren: etwa die Fähigkeit zu Empathie, die kein Gaffen zulässt oder die Freude an schüchterner Zärtlichkeit, die kein Porno bedient.
Polizei und Schule bieten dabei Hilfe an. Das Entscheidende muss aber vorher passieren: im Elternhaus. Onlinekenntnisse sind dafür nicht schlecht. Vor allem braucht es aber Interesse, Zeit und Vertrauen.
Leiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
