Notruf für blutendes Kind aus Lünen landet in Recklinghausen Kein Problem für schnelle Hilfe

Notruf 112 aus Lünen landet in Recklinghausen: Trotzdem schnelle Hilfe
Lesezeit

Als sein kleiner Sohn (3) plötzlich stark blutete und sich die Blutung nicht stillen ließ, machte sich der Vater aus Lünen-Brambauer Sorgen. Er rief per Handy den Notruf 112. Sein Anruf lief allerdings in der Rettungsleitstelle Recklinghausen auf und nicht in der für Lünen zuständigen in Unna. Die Familie wohnt nur einige 100 Meter von der Stadtgrenze zu Waltrop im benachbarten Kreis Recklinghausen entfernt.

In der dortigen Rettungsleitstelle habe man sich verwundert gezeigt und den Notruf manuell an die zuständigen Kollegen der Leitstelle in Unna weitergeleitet. Von dort wurde ein Rettungswagen alarmiert. Dem Kind geht es wieder gut. Doch der Fall lässt Fragen offen. Vor allem die, warum der Notruf „fehlgeleitet“ wurde und ob dadurch wertvolle Zeit verloren gegangen sein könnte.

Die Telekom hatte bereits erklärt, es könne immer wieder vorkommen, dass ein Notruf aus Brambauer in Recklinghausen lande. Die Zuordnung sei richtig, denn ein Mobiltelefon verbinde sich stets mit der Mobilfunkzelle des stärksten Signals. Die befinde sich im aktuellen Fall unmittelbar an der Grenze zum Gebiet der Leitstelle Recklinghausen und deckt hauptsächlich deren Gebiet ab. Deshalb wurde auch die Leitstelle Recklinghausen und nicht die Leitstelle Unna angefunkt.

Dass dies kein Problem für schnelle Hilfe sei, erklärt das Innenministerium auf Anfrage der Redaktion. „Die Zusammenarbeit benachbarter Kreise und kreisfreier Städte und der Informationsaustausch ist geübter Alltag und erfolgt in professionellen Strukturen“, teilt ein Sprecher mit. In der Regel laufe die direkte und priorisierte Kommunikation über Sonderrufnummern. Rettungskräfte könnten so unverzüglich alarmiert werden.

Sanitäter steigt in Rettungswagen
Ein Rettungswagen der Hauptwache Kupferstraße in Lünen (Symbolbild) brachte schnelle Hilfe nach Brambauer. © picture alliance/dpa

Zusammenarbeit der Leitstellen

„Die Nähe der empfangenden Leitstelle zum Notfallort wird hinsichtlich einer erfolgreichen Einsatzbewältigung überschätzt“, so der Sprecher. Wichtiger seien effektive Prozesse und Kommunikationswege der Leitstellen für die Alarmierung sowie die Nähe der Einsatzmittel zum Notfallort. Nordrhein-Westfalen habe eins der engmaschigsten Leitstellen-Netze für die Notrufnummer 112.

In ganz Nordrhein-Westfalen sei ein professionelles Leitstellen-Netz im Einsatz, in dem die Zusammenarbeit sichergestellt sei und das gut funktioniere. Besonderheiten aufgrund von technischen Gegebenheiten begegne man mit organisatorischen Maßnahmen sowie ergänzenden Technologien. „Technische Entwicklungen werden begleitet und soweit geeignet in den Notruf eingebunden. Hierzu sind wir mit dem Bund und den Ländern in einem kontinuierlichen Austausch und die Vorgaben der EU werden umgesetzt“, ergänzt der Sprecher des Innenministeriums.

RTW aus Waltrop möglich

Auch der Kreis Unna geht in dem aktuellen Fall nicht von einem „fehlgeleiteten“ Notruf aus. Pressesprecher Volker Meier erläutert, dass nur eine Leitstelle den Einsatz führen könne. „Dies ist schon deshalb wichtig, weil mehrere Anrufe zum selben Notfall sonst zu Mehrfacheinsätzen führen können. Etwa, wenn ein Notruf über einen Funkmast, der der Leitstelle Recklinghausen zugeordnet ist, dort eintrifft und zeitgleich ein Festnetzanruf die zuständige Leitstelle in Unna erreicht.“

Es sei aber durchaus möglich, dass die Leitstelle Recklinghausen im Übergabegespräch an die örtlich zuständige Leitstelle in Unna den Rettungswagen aus Waltrop für eine Einsatzübernahme anbietet, wenn dieser verfügbar sei. Im umgekehrten Fall würde die Leitstelle Unna im Übergabegespräch das Rettungsmittel aus Waltrop anfordern, wenn kein eigenes Rettungsmittel zur Verfügung stehe. Im aktuellen Fall kam der Rettungswagen aus Lünen.