Schon vor der Kommunalwahl 2020 in Lünen gab es immer wieder Klagen von Bürgerinnen und Bürgern, dass es mit der Aufenthaltsqualität sowohl in der Lüner Innenstadt als auch in den Stadtteilen nicht so weit her ist. Kritisiert wurden damals auch die Leerstände. Echte Wahlkampfthemen wurden daraus trotzdem nicht. Was nicht heißt, dass die Politik diese Themen nicht auf der Agenda hätte, wie ein aktuelles Beispiel aus der Innenstadt zeigt.
Es war am 22. April 2022, da tagte mal wieder der Stadtentwicklungs-Ausschuss unter Vorsitz des im Juni dieses Jahres verstorbenen SPD-Ratsherrn Rüdiger Haag. An diesem Tag beauftragte „einer der wichtigsten Ausschüsse, die Lünen zu bieten hat“ (Rüdiger Haag) die Verwaltung mehrheitlich, „zur Etablierung des ‚Erlebnisraums Innenstadt‘ Maßnahmen für die Teilräume“ zu entwickeln. Zu diesen Teilräumen zählt in der nördlichen Innenstadt der Abschnitt der Münsterstraße zwischen Persiluhr und Kurt-Schumacher-Straße. Dort fiel am Donnerstag (14. Juli) im Beisein von Vertretern der Stadt Lünen und den Ratsfraktionen der Startschuss für das „Stadtexperiment“. Ziel ist es, in drei Etappen Erkenntnisse für eine mögliche Neugestaltung dieses von der Bürgerschaft viel kritisierten Verkehrsraums zu gewinnen.

Durchgangsverkehr
„Gespräche mit den Menschen hier vor Ort haben ergeben, dass der Straßenabschnitt in seiner jetzigen Form zu unattraktiv auf Besucherinnen und Besucher wirkt und zudem der Wunsch besteht, die Sichtbarkeit dieses Teils der City zu erhöhen.“ Das sagte Dr. Christian Klicki, Beigeordneter für den Bereich „Innovative Stadt Lünen“ bei der Vorstellung des Stadtexperiments.
Eine Verkehrszählung habe laut Klicki zudem gezeigt, dass der betreffende Straßenabschnitt hauptsächlich von Durchgangsverkehr genutzt werde - eine Nutzung, die in der Fahrradstraße mit der Beschilderung „Anlieger frei“ überhaupt nicht vorgesehen sei.

Poller für Straßenabschnitt?
In der jetzt eingeleiteten Auftaktphase, die eine von drei Phasen des Stadtexperiments darstellt, sind zunächst einmal aufwertende Ergänzungen für den etwa 100 Meter langen Straßenzug vorgesehen. „Wir haben hier Stadtmöbel mit grünen Elementen aufgestellt - ein erster Schritt, der die Aufmerksamkeit auf diesen Abschnitt lenkt und die Verweildauer erhöht“, sagte Vanessa Powierski, Teamleiterin „Klimagerechte Stadtentwicklung“. Darüber hinaus wurden für jedermann sichtbar weitere Fahrradständer installiert und eine Station eingerichtet, die für kleinere Fahrradreparaturen und das Aufpumpen von Fahrradreifen genutzt werden kann. Der Ort ist passend gewählt, denn vor Ort befindet sich auch eine Nextbike-Station. Deutliche Einschränkungen für den Verkehr gibt es in der ersten Phase noch nicht.
Anders wird es in der zweiten Phase aussehen, die für den Fall, dass die politischen Gremien die nächste Stufe beschließen, Mitte/Ende August starten soll. Dann ist geplant, die Durchfahrt für einen etwa sechswöchigen Zeitraum zu sperren und gemeinsam mit Anliegern, dem Kulturbüro, Vereinen und weiteren Interessierten unterschiedliche Aktionen in dem Straßenabschnitt ins Leben zu rufen. Wer sich dafür interessiert, kann sich unter Tel: (02306) 104-1772 oder per Mail unter stadtmarketing@luenen.de bei der Stadt melden.
In der darauffolgenden dritten Phase werden dann die Erfahrungen zusammengetragen und Szenarien für eine künftige Nutzung des Bereichs erarbeitet. „Die Ergebnisse sind offen und sollen die Basis für weitere Diskussionen bieten. Uns ist es wichtig, dass wir hier gemeinsam mit der Politik und den Menschen in Lünen zusammenarbeiten, um gemeinsam eine Verbesserung zu erreichen“, so Christian Klicki.
Fazit und Bürgerlob
Es braucht nicht immer großartige Ankündigungen in Wahlprogrammen, damit sich vor Ort etwas tut. Häufig ist es so, dass die Politik Bürgeranregungen in Form von Anträgen für Ausschüsse etc. aufgreift, die dann im besten Fall von der Verwaltung abgearbeitete werden - wenn dies der haushaltspolitischen Lage entspricht. So geschehen in Niederaden, wie Horst Riehl dieser Redaktion schrieb.
„In sehr positiver Erinnerung ist mir noch die „Ortsbegehung“ vom 19. November 2021 geblieben. Als besonders erfreulich werte ich hieraus die Umsetzung der Bürgeridee „Bänke im Außenbereich“ von Niederaden. Diese Idee wurde in Zusammenarbeit der Bürgerschaft, der Abteilung Stadtgrün, dem Stadtrat und der WBL hervorragend und pragmatisch umgesetzt“, heißt es in einem Schreiben von ihm.
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