Gutachterausschuss verlässt Lünen Für Immobilien-Preise in Lünen deutet sich Entspannung an

Niedrigere Preise für Immobilien? Gutachterausschuss verlässt Lünen
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Stolze 3070 Euro pro Quadratmeter hat Anfang 2022 ein Reihen- oder Doppelhaus in Altlünen gekostet, nahe des Cappenberger Sees: Top-Lage. Am Siedlungsrand von Alstedde wurden bis zu 30340 Euro aufgerufen. An der Spitze der Skala der Immobilienrichtwerte lag 2022 aber Horstmar: bis zu 3180 Euro pro Quadratmeter für Immobilien im Bereich Preußenstraße, in der Nähe des Seeparks. 1700 Euro pro Quadratmeter für eine Wohnung in der Geist, unweit der Lippeaue, ist dagegen fast schon ein Schnäppchen.

Stichtag des jeweiligen Immobilienrichtwertes, den BORIS-NRW liefert, das zentrale Informationssystem der Gutachterausschüsse für Grundstückswerte in NRW, ist der 1. Januar 2022. Andere Städte - Dortmund und Bergkamen etwa - sind da schon weiter. Sie liefern bereits aktuelle Werte für 2023.

Dass Lünen nachziehen wird, ist aber nur eine Frage der Zeit: Die Gutachterausschüsse haben landauf-landab bis zum 15. Februar jedes Jahres Zeit, Bodenrichtwerte, bezogen auf den 1. Januar des laufenden Jahres, zu ermitteln. Sie sollen bis zum 31. März veröffentlicht werden. Die zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren also just in diesen Tagen aktiv - erstmals aber nicht vom Lüner Rathaus aus, sondern von der Kreisverwaltung Unna. Denn zum 13. Februar verdient der „Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Kreis Unna“ wirklich seinen Namen.

Gegenstimmen aus der CDU

Bis dahin hatte das Gremium nämlich nur Immo-Markt-Daten für acht der zehn kreisangehörigen Städte und Gemeinden geliefert. Ausgerechnet die Kreisstadt Unna und die größte Stadt des Kreises, Lünen, gehörten nicht dazu. Dass sich das jetzt ändert, hatte der Lüner Rat in seiner letzten Sitzung im Jahr 2022 beschlossen - bei drei Gegenstimmen aus den Reihen der CDU.

Der Gutachterausschuss der Stadt Lünen setzte sich zusammen aus dem Vorsitzenden, seinem Vertreter und ausgewählten Gutachtern und Gutachterinnen. Weil der Vorsitzende zum 15. Dezember 2022 in den Ruhestand wechselte, stellte sich die Fragen, ob es so weiterlaufen soll. Zwar hatte die Stadtverwaltung bereits 2021 mit der Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin begonnen, diese Anstrengungen hatte sie aber beizeiten ruhen lassen, um stattdessen die interkommunale Zusammenarbeit zu prüfen. Dabei galt es, Vor- und Nachteile abzuwägen.

Geht Know-How verloren?

Für die Zusammenarbeit sprach laut Kreisverwaltung, dass es in der Kreisverwaltung bereits ein achtköpfiges Team gibt, das auch noch Unterstützung durch Fachleute bekomme, die sich um die statistische Auswertung und die Präsentation der Ergebnisse kümmert. Angesichts des allgemeinen Fachkräftemangels, unter dem auch Behörden leiden, sei das ein entscheidender Vorteil. Umgekehrt sprach für die Beibehaltung der bisherigen Situation, dass es weiterhin eine Anlaufstelle in Lünen hätte geben können, die Bearbeitungszeit kürzer sei und „gutachterliches Know-How in der Verwaltung“ bleibe. Der Appell, Synergien zu nutzen, zog schließlich besser bei den Ratsmitgliedern. Dass sich durch die Umstrukturierung rund 66.000 Euro sparen ließen, machte die Entscheidung noch leichter. Warum die drei CDU-Mitglieder das anders sahen, haben sie im Rat nicht thematisiert.

Das eigene Haus bauen: Für viele war das in den vergangenen Jahren der Preisexplosion zu teuer geworden. Jetzt sinken die Preise, billiger wird es trotzdem nicht unbedingt.
Das eigene Haus bauen: Für viele war das in den vergangenen Jahren der Preisexplosion zu teuer geworden. Jetzt sinken die Preise, billiger wird es trotzdem nicht unbedingt. © picture alliance/dpa/dpa-tmn

Für Grundstücksbesitzer, Kaufinteressenten, Makler, Sachverständige oder Banken sind die Daten des Gutachterausschusses eine wichtige Entscheidungshilfen. Auch wenn die Daten für 2023 noch nicht vorliegen, scheint bereits sicher: Der steile Aufwärtstrend der vergangenen Jahre bei den Immo-Preisen ist gebrochen. Seit einigen Monaten befinden sich die Angebotspreise nach jahrelangem Boom in Deutschland erstmals wieder im Abwärtstrend.

Dortmund hat schon neue Preise

Von 2020 auf 2021 hatten die Käuferinnen und Käufer in Lünen im Durchschnitt elf Prozent mehr gezahlt pro Quadratmeter. Die Nachbarstadt Dortmund, die schon aktuelle Werte veröffentlicht hat, blickt bereits auf ein Minus von einem Prozent im Laufe des Jahres 2022 zurück. In Düsseldorf lag der Rückgang sogar bei drei Prozent. Experten sagen landesweit eine Senkung von 5 bis 10 Prozent voraus .

Die sinkenden Immobilienpreise sind allerdings von einem stetigen Anstieg der Darlehenszinsen begleitet, die den Effekt einer Ersparnis bei den Baukosten von kreditfinanzierten Bau- oder Kaufvorhaben schnell wieder einkassieren.

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