Großer Bahnhof vor dem Lüner Bahnhof in der City: Auf der seit Monaten an diesem prominenten Ort eingerichteten Baustelle fand nun die Grundsteinlegung für den „Neubau eines interkulturellen und barrierefreien Begegnungszentrums“ statt. Bauherr des rund 5,5 Millionen Euro teuren Projekts ist das regional tätige Multikulturelle Forum (MKF) mit Sitz in Lünen - nur wenige Meter von der Baustelle entfernt. 800.000 Euro bringt das MKF als Eigenanteil mit, eine Million Euro kommt aus Fördermitteln und der restliche Betrag wird mit Krediten finanziert.
„Das Fundament unseres Hauses bilden die Überzeugung und die Werte der Menschen, die sich seit der Gründung des Multikulturellen Forums im Jahr 1985 hier engagiert haben: Die Unantastbarkeit der Würde des Menschen, die Unabdingbarkeit der Menschenrechte für alle, die Wertschätzung für Vielfalt, die Chancengleichheit aller und die Solidarität, in der wir leben möchte.“
Mit diesen Worten, nicht zuletzt adressiert an die Nachwelt (Stichwort Zeitkapsel), eröffnete MKF-Geschäftsführer Kenan Küçük die rund einstündige Veranstaltung am Mittwoch (18. September) bei strahlendem Sonnenschein und in Anwesenheit zahlreicher Gäste. Dazu zählten unter anderem Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns (parteilos), Landrat Mario Löhr (SPD), Landtagsvizepräsident Rainer Schmeltzer (SPD), der Bundestagsabgeordnete Michael Thews (SPD), Lünens Wirtschaftsförderin Sylvia Tiews und Christian Woltering, Vorsitzender des Vereins „Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband Landesverband Nordrhein-Westfalen“ (Paritätische NRW, Wuppertal).
Kleine-Frauns: Ein Lichtblick
Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns, der erst vor wenigen Tagen erklärt hatte, für eine dritte Amtszeit als Bürgermeister bei der Kommunalwahl im September 2025 antreten zu wollen, bezeichnete in seiner Rede die Grundsteinlegung als Lichtblick in düsteren Zeiten: Die seit Monaten anhaltende und durch die Medien verbreitete negative Nachrichtenspirale mache etwas mit den Menschen. Als Beispiele nannte er die Ergebnisse der Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen und das erfolgreiche Abschneiden der AFD. Unverständnis zeigte Lünens „erster Bürger“ (Kleine-Frauns) auch für die aus seiner Sicht häufig „unangemessene Kritik an der Lüner Verwaltung“. Umso wichtiger sei es, positive Akzente zu setzen. Und das tue das MKF mit dem Neubau: „Hier entsteht ein neues gesellschaftliches Zentrum.“
Lob und Tadel
Voll des Lobes über die stetige und bedeutende Integrations- und Bildungsarbeit des MKF äußerten sich in ihren Ansprachen neben SPD-Landrat Mario Löhr auch die Lüner SPD-Berufspolitiker Rainer Schmeltzer und Michael Thews sowie Christian Woltering vom „Paritätische NRW“.
„Gäbe es das MKF nicht, man müsste es erfinden“, sagte Schmeltzer. Zudem kritisierte er die von der nordrhein-westfälischen Landesregierung geplanten Kürzungen bei den Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege und weiteren gesellschaftlichen Programmen aufs Schärfste.
Nach Berechnungen der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege NRW, der auch der Paritätische NRW mit Christian Woltering an der Spitze angehört, betragen die geplanten Kürzungen alleine im Bereich der Wohlfahrts- und Sozialarbeit knapp 89 Millionen Euro. Um gegen diese Sparpläne der Landesregierung ein Zeichen zu setzen, hatten die Träger der Freien Wohlfahrtspflege am Montag (16. September) eine erste von vier geplanten Mahnwachen vor dem NRW-Landtag in Düsseldorf durchgeführt. Trotzdem, sagte Michael Thews auch stellvertretend für die anderen Redner, sei die Grundsteinlegung „auch ein Tag zum Feiern“.
Bistro im Erdgeschoss
Der neue Standort soll das MKF künftig für noch mehr Menschen zugänglich machen und die Standorte in Lünen unter einem Dach zusammenbringen. Die Vision ist eine Begegnungsstätte für alle Nationalitäten und Altersgruppen. Auf drei Etagen sollen zahlreiche Schulungs- und Beratungsräume und Büros entstehen. Im Erdgeschoss sind ein Bistro und ein Veranstaltungssaal geplant, im Untergeschoss ein Treffpunkt für Jugendliche und Kinder. Darüber hinaus soll das Gebäude energieeffizient betrieben werden, geplant ist eine Photovoltaik-Anlage und ein Anschluss an das Fernwärmenetz. Am 15. September 2025 wird das MKF 40 Jahre alt. Ziel ist es nach wie vor, spätestens zum Jubiläum den Neubau vor dem Hauptbahnhof bezogen zu haben.

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