Möglicherweise gibt es im Rat der Stadt Lünen demnächst eine große Koalition. SPD und CDU führen Gespräche. © Fiedler (A)

Kommunalwahl

Große Koalition im Stadtrat von Lünen: SPD und CDU führen Gespräche

Die CDU Lünen unterstützt offiziell den SPD-Bürgermeisterkandidaten Rainer Schmeltzer in der Stichwahl am 27. September. Doch die Zusammenarbeit beider Parteien könnte noch weiter gehen.

Lünen

, 20.09.2020 / Lesedauer: 3 min

Es war ein Paukenschlag: Nachdem ihr eigener Bürgermeisterkandidat Christoph Tölle im ersten Wahlgang gescheitert war, schlägt sich die CDU nun auf die Seite von Rainer Schmeltzer: Der SPD-Mann tritt am Sonntag (27.9.) in einer Stichwahl gegen Amtsinhaber Jürgen Kleine-Frauns an. Bei der Kommunalwahl am 13. September hatte Schmeltzer mit 40,8 Prozent das bester Ergebnis der vier Kandidaten eingefahren, Kleine-Frauns kam auf 36,7 Prozent.

„Herr Kleine-Frauns, früherer Stadtverbandsvorsitzender der SPD-Lünen und zwischenzeitlich auch von der GfL nicht mehr unterstützter Kandidat, hat in den letzten 5 Jahren die Erwartungen in keiner Weise erfüllt“, begründeten die Christdemokraten ihre Empfehlung für Rainer Schmeltzer.

Wobei der SPD-Kandidat in der Stellungnahme nicht namentlich erwähnt wird. Die CDU spricht lediglich davon, dass ein „Weiter so“ Stillstand und Rückschritt bedeute und deshalb ein Wechsel im Rathaus wichtig sei. Auf Nachfrage erklärt die stellvertretende Stadtverbandsvorsitzende Annette Droege-Middel: „Natürlich fällt es uns in einem solchen Fall trotzdem noch schwer, den Namen des anderen Kandidaten zu nennen. Das wäre der SPD umgekehrt nicht anders ergangen.“

Stabile Mehrheit für den Haushalt

Gut möglich, dass die gegenseitige Nennung sowohl Sozial- als auch Christdemokraten künftig etwas leichter fällt. Denn laut Annette Droege-Middel laufen Gespräche zwischen beiden Parteien. Mehr noch: „Wir werden demnächst einen Koalitionsvertrag aufsetzen.“ Hugo Becker, bisher stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat, bestätigt ebenfalls „Gespräche über die Möglichkeit einer Zusammenarbeit“ mit der CDU: „Es gibt doch keine Alternative für eine stabile Mehrheit. Wir müssen einen neuen Haushalt durchkriegen.“

Dass diese Gespräche in einem Koalitionsvertrag münden könnten, sei möglich, aber eben noch nicht sicher, so Becker. „Wie das am Ende heißt, ist mir aber ehrlich gesagt auch egal.“

Wichtig sei, das betonen beide Seiten, dass es für Lünen wieder vorwärts geht. Um die anstehenden Projekte wie zum Beispiel die Victoria-Brache, Steag- und Westfaliafläche zu meistern, braucht es gute Verbindungen zu Bund und Land. Das traut die CDU offenbar Rainer Schmeltzer eher zu als Jürgen Kleine-Frauns: „Wir hatten in den vergangenen fünf Jahren den Eindruck, dass hier eher dritte Personen gehandelt haben. Es kam vom Bürgermeister zu wenig Initiative“, sagt Annette Droege-Middel.

Schmeltzer erfreut, Kleine-Frauns überrascht

Worte, über die sich Rainer Schmeltzer freut. „Natürlich überrascht es mich auch ein Stück weit“, sagte der SPD-Kandidat im Gespräch mit unserer Redaktion. „Andererseits hat sich im Wahlkampf ja auch gezeigt, dass es durchaus Übereinstimmungen zwischen beiden Lagern gibt.“ Ob er der CDU entgegen gekommen sei, um ihre Unterstützung zu bekommen? „Ich habe in den vergangenen Tagen viele Gespräche geführt. Und die bleiben vertraulich.“

Ein möglicher Deal könnte der Posten des ersten stellvertretenden Bürgermeisters sein, den bisher die SPD stellt - und der demnächst von der CDU kommen könnte. „Wenn wir den hauptamtlichen Bürgermeister stellen, spricht sicher viel dafür“, sagt dazu Hugo Becker. Besprochen sei aber noch nichts.

Schmeltzers Kontrahent Jürgen Kleine-Frauns zeigte sich von der neuen Allianz überrascht: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die CDU-Mitglieder und -Wähler begeistert sein werden, Herrn Schmeltzer wählen zu müssen.“ Er habe auch noch nie eine Wahlempfehlung gesehen, in der der Kandidat, der unterstützt werden soll, nicht namentlich genannt wird. „Und ich frage mich, warum die CDU das einzige ,Argument‘, ich hätte ihre Erwartungen nicht erfüllt, nicht schon vorgetragen hat, als es darum ging, ihren eigenen Kandidaten nach vorne zu bringen.“

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