
© Sylvia vom Hofe
Lüner Kultkneipe Greif: So lief das Wiedersehen nach der Zwangspause
Fotos vom ersten Abend
Die Nachricht, dass die Kultkneipe Greif wieder öffnet, hatte sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen. Das hatte nicht nur Auswirkungen auf den Eröffnungsabend im neuen Biergarten.
Ob Robbie Williams oder die Toten Hosen: Wenn große Bands derzeit ankündigen, Konzerte zu geben - auch wenn das erste 2022 sein wird - , sind die Eintrittskarten im Nu ausverkauft. Daran fühlte sich auch Bob Michaels erinnert. Als der Wirt des Rock‘n-Roll-Landgasthofs auf der Grenze zwischen Lünen und Werne am Donnerstag auf der Homepage schrieb, einen Tag später öffnen zu wollen, lief das digitale Postfach für die Reservierungen ruckzuck über - mit Folgen.

Frischgezapftes lassen sich (v. l.) Carsten Holtkamp, Achim Busche und Kalle Havers schmecken. © Sylvia vom Hofe
„Die Nachfrage war einfach überwältigend“, sagt Bob Michaels am Freitagabend (11. 6.), während er mit seinem Team im Akkord zapft, kocht, serviert und immer wieder Gäste herzlich begrüßt. Nicht nur der Eröffnungsabend, sondern das gesamte Wochenende (12./13. 6.) sei im Nu komplett ausgebucht gewesen - obwohl der Biergarten größer geworden ist als vor der Corona-Zwangspause: 60 Plätze statt damals 44. „Selbst am nächsten Freitag und Samstag habe ich nichts mehr frei.“
Los Banditos gehören zu den Stammgästen
Michaels strahlt, auch wenn man das nur an den Augen ablesen kann. Denn der Wirt trägt Maske, genauso wie das gesamte Team. Die Gäste an den Tischen im neu gestalteten Biergarten hinter dem Haus an der B 54 brauchen keine Masken zu tragen laut der aktuell geltenden Corona-Schutzverordnung. Verstehen kann das nicht Jeder, das ist aber an diesem Abend egal. Da zählt nur eines: die so lange entbehrte Geselligkeit - etwa bei den Los Banditos.

Auch dieser Frauen-Stammtisch Freut sich über die Öffnung. © Sylvia vom Hofe
Der Tisch gleich vorne links hinter dem Eingang zum Biergarten ist an diesem Freitag fest in Banditos-Hand. „Endlich wieder“, strahlt Kalle Bliecke, einer der Runde, die zu den Greif-Stammgästen gehört. „Das war eine wirklich harte Zeit“, sagt er. Im Oktober 2020 hatte sich der 1987 gegründete 17-köpfige „Kegelclub ohne Kegeln“ zum letzten Mal getroffen - „im Greif, wo sonst“. Seitdem war Schicht - nicht nur mit den Treffen,.
Auch die Motto-Partys, die sie dort gerne veranstaltet hatten, mussten ausfallen. Bei diesen Partys hatten die „Väter des Lüner Maigangs“, wie sie sich selbst nennen, stets ihre neue Kostümierung für die schon im zweiten Jahr ausgefallene Bollerwagentour präsentiert - zuletzt zum Thema Prohibition: die Zeit des Alkoholverbots in den USA. „Ein bisschen hat sich der Lockdown ja auch so angefühlt“, sagt Captain America alias Bliecke und prostet lachend in die Runde.
Das erste Frischgezapfte nach acht Monaten
Am Tisch nebenan wird gerade eine Runde serviert. „Das erste frischgezapfte Bier seit acht Monaten“, sagt Kalle Havers. Ob das schmeckt, braucht man ihn und seine beiden Freunde nicht zu fragen. Carsten Holtkamp hatte online mitbekommen, dass das Greif öffnet. „Da habe ich sofort einen Tisch reserviert, ohne Zeit zu verlieren, mit der Frage, wer Lust hat, mitzugehen“. Dass die Plätze nicht leer bleiben würden, war ihm klar.

Aus Lünen und Oberaden kommen diese Gäste. © Sylvia vom Hofe
Nicht nur Männer haben den Greif-Besuch vermisst. „Unser Stammtisch hat sich hier immer jeden ersten Mittwoch im Monat getroffen“, sagt eine der fünf Frauen zwei Tische weiter. „Nein, jeden dritten Mittwoch“; widerspricht ihre Freundin. Nach der langen Zeit der Zwangspause wissen sie es schon gar nicht mehr so genau. Etwas anderes dafür schon. „Video-Meetings sind gut.“ Die hatten sie in der Zwischenzeit regelmäßig abgehalten. Dem Vergleich zum gemeinsamen Ausgehen halten sie aber nicht stand.
Neue Sonnensegel werden noch geliefert
Das findet auch Torsten Peters. Auch wenn die neuen Sonnensegel noch nicht da sind, ist er vom Biergarten begeistert. Allein schon wegen der Musik, „Das ist eben der chilligste Gasthof, den ich kenne.“ Und für die Familie am Nebentisch auch der nächstgelegene. Drei Generationen sind am Tisch: die Jüngste ist 21 Jahre alt, die Älteste 83. „Wir wohnen nur 20 Meter weiter“, sagen alle. Aber endlich mal wieder auszugehen, sei schon etwas anderes.

Aus Lünen und Oberaden kommen diese Gäste. © Sylvia vom Hofe
Leiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
