Kult-Kneipe muss schließen Greif-Guerillas enttäuscht von der Stadt: „Ein bitteres Signal“

Greif Guerilllas fühlen sich von der Stadt Lünen im Stich gelassen
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Es sind zwei Ereignisse, die in den vergangenen Tagen aufeinandertrafen und die zusammen genommen jede Hoffnung haben sterben lassen, doch noch die beliebte Kultkneipe Greif zu retten. Zum einen hat der Greif-Betreiber am Mittwoch (9.11.) bekannt gegeben, mit dem 19. Dezember die Gaststätte an der B54 schließen zu wollen. Gründe seien das marode Gebäude, Personalmangel und auch massive Teuerungen. Zum anderen haben die Greif Guerillas als Kämpfer für den Erhalt des Ladens am Dienstag (8.11.) mit Lünens Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns darüber gesprochen, mit welcher Unterstützung durch die Stadt denn gerechnet werden könne - mit ernüchterndem Ergebnis.

„Woanders geht man aus, Lünen aber geht ein“, heißt es im Facebook-Auftritt der Guerillas im Anschluss. Mit dem Greif verliere Lünen einen Begegnungsort, ein Stück kulturelle Heimat. Das klingt endgültig.

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Erhalt wäre möglich gewesen

Es sei klargeworden, sagt Guerilla-Sprecherin Leonie Schulte im Gespräch mit der Redaktion, „dass sich bei der Stadt niemand wirklich verantwortlich fühlt. Das Thema wird ausgesessen. Dort ist man sehr mit sich selbst beschäftigt und es fehlt im wahrsten Sinne die Energie. Das ist ein sehr bitteres Signal.“ Vom Rat wurde das Thema Greif dem Kulturausschuss und dem Ausschuss für Arbeitsmarkt, Wirtschaftsförderung und Innovation zugewiesen.

„Uns war von Anfang an klar, dass es kompliziert werden könnte“, schreibt Schulte auf Facebook. „Dass es Kraft und Kreativität erfordert, um auch unkonventionelle Lösungen zu finden. Genauso klar war uns aber auch, dass es möglich ist (oder wohl eher: dass es möglich gewesen wäre), das Greif zu erhalten — wenn man es denn wirklich gewollt hätte.“

Stadt fehle einfach der Wille

Ob Kleine-Frauns Zurückhaltung und Bob Michaels Entscheidung unmittelbar miteinander zusammenhängen, möchte Leonie Schulte nicht bestätigen. Sie betont: „Unsere Entscheidungen gehen über Bobs Entscheidungen hinaus. Und die Stadt ist nur eine von vielen Lösungen. Aber wir sind auch keine Investoren. Wir wollen nur Öffentlichkeit schaffen und die Leute an einen Tisch bringen.“

In Lünen fehle es aber an etwas Entscheidendem: An dem unbedingten Willen, die Kultur, das Nachtleben, das bisschen Subversive dieser Stadt zu retten.

„Der Vertrauensverlust ist immens“, kommentiert Leonie Schulte. Denn: „Eine Krise fühlt sich anders an“, sagt sie, „wenn ich mich als Kulturschaffender nicht von der Politik allein gelassen fühlen würde.“

Am 16. November tagt der Ausschuss für Kultur, Europa und Städtepartnerschaften, am 22. November der für Arbeitsmarkt, Wirtschaftsförderung und Innovation. Viel Hoffnung setzt Leonie Schulte da allerdings nicht mehr hinein. „Vom Kulturausschuss hat man mir schon gesagt, dass das Thema bei ihnen eigentlich falsch ist.“

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