Rekord bei Getränke Gefromm in Lünen Erstmals 450.000 Hektoliter in einem Jahr ausgeliefert

Rekord bei Gefromm: Erstmals 450.000 Hektoliter im Jahr ausgeliefert
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Fässer kommen bei Frank Teschler, seit 23 Jahren Wirt im Brauhaus Drei Linden in Lünen, klassisch durch die Kellerluke. Die 50 Liter Krombacher Pils, die am Dienstag (17. Dezember) angeliefert wurden, markieren eine Höchstmarke in der über 100-jährigen Firmengeschichte von Getränke Gefromm. Erstmals konnte der Lüner Händler in einem Jahr 450.000 Hektoliter Getränke verkaufen. Das sind 45 Millionen Getränkekisten. Ein Rekord für das Familienunternehmen mit Sitz an der Bebelstraße.

Jochen Gefromm, Chef in der vierten Generation, freut sich. Kontinuierlich habe sich das Geschäft entwickelt. Der Gastro-Lockdown während Corona, der viele belastete, konnte dem Aufwärtstrend bei Gefromm nichts anhaben. Kunden kauften damals verstärkt für den Hauskonsum. Eines zeichnet sich seit Jahren ab: Die Bier-Nachfrage geht zurück. Das bestätigt Frank Teschler. Alkoholfreie Biere und Mischgetränke seien dagegen im Aufwind. In der Gastronomie auch Cocktails oder Spirituosen.

Vertreter der Firma Gefromm mit Wirt Frank Teschler vor dem Brauhaus Drei Linden
Freuen sich über den Erfolg (v.l.): Jochen Gefromm, Geschäftsführer Getränke Gefromm, Außendienstler Thorsten Lachmann, Wirt Frank Teschler sowie die Gastronomiebetreuer Marvin Möllmann und Cosimo Lerni. © Quiring-Lategahn

Plus aus dem Handel

Dass der Getränkeabsatz in diesem Jahr bei Gefromm der höchste war, führt der Geschäftsführer auf die Eröffnung seines 20. Getränkemarktes in Iserlohn-Letmathe zurück. Das Plus komme aus dem Handel. In den Kneipen und der Gastronomie sei der Absatz stabil, weiß Gefromm-Außendienstler Thorsten Lachmann. Systemgastronomie, wie Café Extrablatt oder McDonald`s, wachse, bei individuell betriebenen Restaurants sei der Erfolg abhängig vom Betreiber, so seine Einschätzung. Wobei die Gastronomen noch immer mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer von 7 auf 19 Prozent zu kämpfen hätten.

In den 90er-Jahren seien Kneipen jede Woche mit zehn 100-Liter-Fässern Bier beliefert worden. Damals spülten sich die Bergleute nach der Schicht den Staub herunter. Dieses Geschäft ist komplett weggebrochen. Heute sei es schwierig geworden, Menschen zum Ausgehen zu bewegen, weiß Thorsten Lachmann. Viele verbrächten ihre Zeit zu Hause, oft an Spielekonsolen.

Digitale Abwicklung

Das hatte Johann Gefromm, Urgroßvater von Jochen Gefromm, kurz nach dem Ersten Weltkrieg nicht vorhersehen können. Der Bergmann, der auf der Zeche Preußen beschäftigt war, verdiente sich 1919 in Lünen Geld dazu, indem er mit der Kutsche für eine Brauerei Bier ausfuhr. Gemeinsam mit seiner Frau Elfriede legte er den Grundstein des Lüner Traditionsunternehmens. Nach seinem Tod leitete Hans Gefromm den Großhandel. Damals wurden dort täglich 40 Kisten Limonade selbst produziert. Als Hans Gefromm mit nur 55 Jahren starb, übernahm Jürgen Gefromm mit seiner Frau Hannelore die Verantwortung. Er war über 60 Jahre im Geschäft. Seit 1996 steht Jochen Gefromm an der Spitze. Damals eröffnete der erste Getränkmarkt außerhalb von Lünen-Süd. Heute beschäftigt die Unternehmensgruppe 300 Mitarbeitende.

Der Lüner Händler hat sich vor fünf Jahren der bundesweit agierenden Vermarktungs- und Einkaufsgesellschaft „Die Getränkekönner“ angeschlossen. Dadurch konnten unter anderem die Getränke-Paradies-App und das Payback-Punktesystem eingeführt werden. 70 Prozent der Gefromm-Märkte sind bereits umgerüstet, der jüngste in Werne an der Stockumer Straße. Vom Bestellwesen bis zur Leergutannahme ist die Abwicklung digital.

Wirt aus Tradition

Auf eine lange Tradition kann auch Wirt Frank Teschler zurückblicken. Seine Urgroßmutter eröffnete Haus Möllmann in Lünen, seine Großmutter die Gaststätte Hohenhorst an der Moltkestraße. Es gibt noch einen Brief aus Kriegszeiten, in dem sie sich für den Verzicht der Pacht bedankt. 1968 übernahmen Frank Teschlers Eltern und eröffneten 1975 das Lokal Roggenmarkt. Seit 1998 ist Frank Teschler verantwortlich. Mit einem Lichterumzug eröffnete er 2002 im Brauhaus Drei Linden. Auch wenn die Bierbestellung heute schon digital laufen kann, in den Keller gewuchtet werden die Fässer immer noch mit Muskelkraft. Durch die Luke.