Wer durch die 700 Meter lange Fußgängerzone der Innenstadt von Lünen bummelt, dem fallen zahlreiche Geschäftsschließungen auf. Das Schuhgeschäft Schlatholt hat das Aus verkündet, Sport Duwe ist insolvent, das Babyhaus Mönninghoff geschlossen. Im Ernstinghaus sind seit fast einem Jahr die Lichter aus. Die Sorge vor einer Verödung der Einkaufsmeile geht um.
Doch so düster schätzt Astrid Linn, Leiterin des Fachbereichs „Innovative Stadt“, die Lage gar nicht ein: „Ich glaube an unsere Innenstadt“. Sie sagt das, obwohl gerade die inhabergeführten Läden gegen eine Vielzahl von Problemen aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Lage kämpfen. Die Kaufkraft hat nachgelassen, der Strukturwandel ist noch nicht geschafft, Coronahilfen müssen zurückgezahlt werden und es fehlt an Personal. Bei manchen Geschäftsleuten sind die Reserven aufgebraucht. Hinzu kommt der Trend zum Onlinehandel.
Dass eine attraktive Innenstadt ein wichtiger Standortfaktor ist und auch den Lüner Unternehmen hilft, Fachkräfte zu binden, ist Astrid Linn wohl bewusst. Sie sagt, die Leerstände seien noch weit unter den zehn Prozent anderer Innenstädte. Dr. Christian Klicki, Beigeordneter und Leiter des Dezernats Innovative Stadt, berichtet, dass Lünen im Kreis Unna noch die funktionierendste City habe. Trotz aller Rückschläge gibt es auch Mutmachendes.

Laden für Trockenfrüchte
So liefen für die Schlatholt-Immobilie bereits Verhandlungen zur Nachnutzung. An der Bäckerstraße 19, wo früher Zweirad Mönninghoff die Werkstatt hatte, will im November ein Geschäft für Trockenfrüchte eröffnen. Der Wechsel von Saturn zu Mediamarkt zieht Umbaumaßnahmen nach sich und lässt Platz für ein neues Warenhaus mit vielfältigem Sortiment.
Für das seit langem leer stehende Geschäft in dem Gebäude an der Lange Straße 21-23, in dem früher eine Filiale des niederländischen Dessousverkäufers Hunkemöller war, liegt eine Baugenehmigung für einen E-Kiosk vor. Dort soll man rund um die Uhr Getränke und Lebensmittel ordern können. Und nicht zuletzt sei auch beim Ernstinghaus Bewegung erkennbar.
Das Gebäude gehört einer französischen Fondsgesellschaft, die die Verkaufsflächen der ehemaligen Läden Gerry Weber und Schuh Okay zusammenlegen will. Der Mietvertrag sei in der heißen Phase, erläutert Astrid Linn. Die Fondsgesellschaft lege Wert auf einen langfristigen Mieter. Mit Umbau und Genehmigungen werde das wohl bis Sommer kommenden Jahres dauern. Immerhin: Es gibt Perspektiven. Kürzlich hat es mit dem Geschäft „Süßwarenwelt“ eine Neueröffnung in der Fußgängerzone gegeben.
Investitionen von Filialisten
Dass Filialisten Lünen als gutes Pflaster sehen, macht Astrid Linn an Investitionen fest. Tchibo hat seine Filiale modernisiert, Nanu Nana investierte kürzlich Geld in den Umbau. Engbers ist top in Schuss, wie auch weitere Bekleidungshäuser und Optikgeschäfte. Dass Filialisten, denen es gut gehe, in Lünen investierten, sei ein gutes Zeichen für den Standort.
Wer in die Innenstadt kommt, der möchte nicht nur einkaufen, sondern sich treffen, etwas erleben und seine Freizeit dort verbringen. Dem trägt die Stadt Rechnung, indem sie mit dem Neubau des Museums am Rathaus und dem Umbau der Persiluhrpassage zum Bildungs- und Kulturzentrum neue Angebote in der City schafft. Dazu zählt auch, die Fußgängerzone einladend zu gestalten: durch Sauberkeit und Sicherheit. In nächster Zeit soll der Fallschutz an den Spielflächen in der Innenstadt ausgetauscht werden. In den Herbstferien sind Kinderaktionen auf dem Marktplatz geplant, während die Eltern gemütlich einen Kaffee trinken können.