
© Matthias Stachelhaus (A)
Geringe Leistung, kurze Parkdauer: Probleme an Ladesäulen in Lünen
E-Mobilität
Die Zahl der E-Autos in Lünen steigt. Um sie mit Strom zu versorgen, stehen auch hier bereits zahlreiche Ladesäulen. Bei mancher gibt es aber offenbar gleich mehrere Probleme.
Es hört sich so einfach an: „Voller Akku, grenzenlos mobil“, versprechen die Stadtwerke Lünen für ihre Stromtankstellen im Stadtgebiet – die Ladesäulen für elektrisch betriebene Fahrzeuge. Dabei scheint dieses Versprechen aber nicht immer in Erfüllung gehen zu können.
Eine der gelb lackierten Ladesäulen des städtischen Betriebes ist schon von weitem auf dem Parkplatz an der Salfordbrücke zu erkennen. Dort stehen zwei Stellplätze für E-Autos zur Verfügung. Damit nur die dort abgestellt werden, weist ein Schild auf ein Parkverbot hin, von dem nur Elektrofahrzeuge ausgenommen sind. Genau genommen sogar nur die Fahrzeuge, die ein „E“ auf ihrem Kennzeichen stehen haben. Aber auch die dürfen dort nur während des Ladevorgangs stehen – für höchstens vier Stunden.
100 Kilometer nach vier Stunden
Die Stadtwerke geben die Ladeleistung der Säule auf dem Parkplatz mit 22 Kilowatt je Ladeplatz an. Ein Elektrofahrzeug mit einer 50 Kilowattstunden großen Batterie wäre somit in unter drei Stunden voll geladen. Dafür würde die erlaubte Parkzeit völlig ausreichen. Das Problem: Diese Ladeleistung wird an der Stromtankstelle unweit des Rathauses in vielen Fällen nicht annähernd erreicht.

Maximal vier Stunden dürfen die E-Autos auf dem Parkplatz an der Salfordbrücke an der Ladesäule stehen. © Dennis Görlich
Dabei ist aber weniger die Ladesäule selbst das Problem, als vielmehr die Ausstattung des Fahrzeugs. Viele Hersteller verbauen in ihren Fahrzeugen aus Kosten- und Platzgründen nur solche Ladegeräte, die eine Ladeleistung von maximal 7,4 Kilowatt ermöglichen. In Deutschland sind bei dieser Art von Ladegeräten aber nur 4,6 Kilowatt zugelassen, die auch letztlich in unserem Test pro Stunde in das Fahrzeug flossen. Das magere Ergebnis nach Ende des erlaubten knapp vierstündigen Ladevorgangs: etwa 100 Kilometer Reichweite.
Dennoch ist die Begrenzung der Parkdauer sinnvoll, findet Anne-Sophie Barreau vom ADAC Westfalen: „An jeder Ladesäule soll ein möglichst hoher Fahrzeugumsatz erzielt werden. Blockieren E-Autos die Stationen, obwohl sie schon aufgeladen sind, ist das natürlich ärgerlich für andere, die ihr E-Auto aufladen möchten.“
Zulassungen in einem Jahr verdoppelt
Dass eine Parkzeitbegrenzung sinnvoll ist, zeigen auch die Zulassungszahlen von E-Fahrzeugen in Lünen. Registrierte das Straßenverkehrsamt des Kreises für das Jahr 2020 noch 391 Fahrzeuge mit einem E-Kennzeichen, waren es im vergangenen Jahr mit 839 bereits doppelt so viele. Im Vergleich zu den insgesamt 59.839 angemeldeten Fahrzeugen ist diese Zahl allerdings noch sehr gering.
Das Stromtankstellen-Verzeichnis GoingElectric gibt für Lünen 18 Standorte mit insgesamt 38 Ladepunkten an. Theoretisch müssten sich also etwa 22 Fahrzeuge einen Ladepunkt teilen.
„Da aktuell viele E-Autofahrer eine eigene Lademöglichkeit in der Garage oder Tiefgarage oder bei ihrem Arbeitgeber haben, besteht der Eindruck, dass die allgemeine Ladeinfrastruktur aktuell eher ausreicht“, merkt Anne-Sophie Barreau an. Wenn der Verkauf von E-Autos aber weiter so anhalte, sei das bald möglicherweise nicht mehr der Fall.
„Es kommt also auf eine funktionsfähige und gut ausgebaute Ladeinfrastruktur mit sicheren Lademöglichkeiten an. Eine Möglichkeit das Netz weiter auszubauen, sind Ladelaternen.“ Diese Art der Lademöglichkeit ist bereits in Dortmund und Schwerte im Einsatz. Um das eigene Auto schneller „betanken“ zu können, fehlt es in Lünen allerdings noch an Schnellladestationen, die das Ladegerät integriert haben und somit statt 4,6 stolze 150 Kilowatt und mehr anbieten können.
Die Installation einer Wallbox, also einer Ladesäule für Zuhause, dürfte aber auch künftig beliebt sein. Die wird nämlich, wie das E-Auto selbst, vom Staat gefördert. Eine Wallbox kann sogar die Leistung der meisten Stadtwerke-Säulen erreichen – wenn das Auto da mitspielt.
1989 im Ruhrgebiet geboren, dort aufgewachsen und immer wieder dahin zurückgekehrt. Studierte TV- und Radiojournalismus und ist seit 2019 in den Redaktionen von Lensing Media unterwegs.
