Georg Schroeter (AfD) will in den Bundestag Privat im Biergarten – beruflich im Atomkraftwerk

Georg Schroeter (AfD): Privat im Biergarten – beruflich im AKW
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Europasaal heißt der 150 Quadratmeter große Raum, in dem Georg Schroeter über sich und seine politischen Ziele spricht. An dieser Stelle hat der 74-jährige AfD-Politiker schon einige bekannte Gesichter seiner Partei zu internen Veranstaltungen begrüßen können. Zwar trug der Saal diesen Namen schon, bevor der selbstständige Ingenieur ihn vor fünf Jahren übernommen hatte, geändert hat er ihn seitdem aber nicht.

„Ich war ein Verfechter der europäischen Gemeinschaft“, blickt Schroeter ein paar Jahrzehnte zurück. „Ich war dankbar, dass endlich die Grenzen offen waren.“ Gerade beruflich sorgte das für viele Erleichterungen. Georg Schroeter installiert und wartet elektrische Generatoren in Kraftwerken. „Ich bin früher extrem viel durch die Welt gereist“, berichtet er von seiner Zeit als Angestellter.

Heute ist der Kandidat für den Bundestagswahlkreis Hamm – Unna II sein eigener Chef. Sein Büro befindet sich – nur wenige Meter vom Europasaal entfernt – auf einem 50.000 Quadratmeter großen Gewerbegrundstück in Hamm-Bockum-Hövel, das er sein Eigentum nennt.

2013 wurde Georg Schroeter Mitglied der AfD, die mittlerweile in Teilen gesichert rechtsextrem ist und sich insgesamt über die Jahre radikalisiert hat. Schon kurz vor 2013 hatte die europäische Idee zu bröckeln begonnen: „Plötzlich war Griechenland pleite. Und wir haben denen geholfen. Alle Versicherungen mussten die Hälfte ihres Vermögens in Griechenland lassen.“ Schroeter habe sich nicht damit abfinden wollen, dass Deutschland dafür zur Kasse gebeten wird. Sein Gedanke: „Ich will mein eigenes Geld behalten. So egoistisch bin ich dann.“

Strom deutlich zu teuer

Sein Fachwissen will der studierte Energietechniker auch politisch einbringen. Er zeigt kein Verständnis für die aktuellen Preise auf dem Strommarkt. Die Kilowattstunde für die Privatkunden sei deutlich zu teuer. „Wenn man es vernünftig machen würde, unter reinen marktwirtschaftlichen Bedingungen, wären wir wahrscheinlich bei 12 bis 13 Cent“, so seine Rechnung.

Um diesen Wert auch zu erreichen, fordert Schroeter gleich mehrere Sofortmaßnahmen. Eine davon betrifft die staatliche Förderung von erneuerbaren Energien: „Die wird komplett gestrichen.“ Dabei muss der Diplom-Ingenieur zugeben, dass ihm diese Förderung aktuell viel Geld einbringt: „Ich profitiere davon, halte es aber für grundlegend falsch.“ Die Photovoltaikanlagen (PV) auf den Dächern seiner Gewerbeimmobilien produzieren jährlich bis zu einer Million Kilowattstunden Strom – für jede davon erhält er etwa 13 Cent gesetzlich zugesicherte Vergütung.

PV-Anlagen und Speicher

Überhaupt glaubt Schroeter nicht, dass die Energieversorgung mit Wind- und Sonnenkraft gesichert werden kann. „Strom muss ich in dem Moment erzeugen, wo ich ihn verbrauche.“ Eine Speicherung sei in größerem Stile aktuell nicht möglich – auch nicht auf dem Areal von Georg Schroeter, der dort neben der großen PV-Anlagen auch einen Batteriespeicher installiert hat. „Ich könnte den Gewerbehof für zwei Tage mit Strom versorgen. Mehr aber auch nicht.“ Für die längere Versorgung mit Strom hat Schroeter einen Dieselgenerator mit Öltank. „Zu glauben, ich mache das mit Photovoltaik oder Wind, das ist Unsinn.“ Tatsächlich sind schon 2023 über 50 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien hergestellt worden.

AfD-Kandidat Georg Schroeter sitzt auf Batteriespeichern
Ein von Georg Schroeter selbst installierter Batteriespeicher kann seinen Gewerbehof zwei Tage mit Strom versorgen. © Dennis Görlich

Georg Schroeter setzt auf eine andere Energiequelle: „Ich bin ein großer Freund der Kernenergie.“ Weltweit hat der 74-Jährige in der Vergangenheit die Inbetriebnahme von Atomkraftwerken (AKW) begleitet – war dafür unter anderem in Spanien und Brasilien. Einen Beweis für die Wirtschaftlichkeit sieht Schroeter darin, dass auch die Vereinigten Arabischen Emirate mittlerweile auf diese Form der Stromerzeugung setzen. „Warum bauen die dort ein Kernkraftwerk hin?“, fragt er. „Die haben doch genug Öl und Gas. Das verkaufen sie aber uns.“ Welche Herausforderungen die Kernenergie andererseits bietet, zeigt nicht nur die erfolglose Endlagersuche: Ein Atomkraftwerk in Frankreich ist erst mit zwölf Jahren Verspätung und über 20 Milliarden Euro Mehrkosten ans Netz gegangen. Der Rechnungshof rechnet nur mit einer „mittelmäßigen Rentabilität“.

Investition in Forschung

Um die Atomkraft dennoch zukunftsfähig zu machen und die notwendige Endlagerung der radioaktiven Stoffe deutlich zu verkürzen, fordert der AfD-Mann: „Wir müssen in Forschung investieren. Da würde ich sehr viel Geld für ausgeben.“

Privat gilt da etwas anderes, sagt Georg Schroeter: „Wir haben nie viel Geld für uns selber ausgegeben.“ War er beruflich häufig auf Weltreise, ging es mit seiner Frau, mit der er bereits seit 50 Jahren verheiratet ist, im Urlaub eher nach Kärnten in Österreich. Viel Geld habe er dagegen immer wieder in das Gewerbegrundstück investiert.

Da steht auch seit 2001 ein kleines Fachwerkhaus, das Georg Schroeter dort errichten ließ, wo früher eine bäuerliche Schmiede stand. Darin betreibt er eines seiner Hobbys: das Bierbrauen. Mithilfe einer kleinen Brauanlage kann Schroeter in wenigen Stunden vollautomatisch ein Gerstengetränk herstellen – wenn Zeit dafür ist: „Früher war das fast jede zweite Woche. Heute so alle zwei Monate.“

Münchner Helles aus Hamm

Wie er zu seinem Hobby kam? „Ich bin mit meiner Frau immer nach München gefahren, in die Münchner Biergärten. Das ist für mich das Highlight“, verrät Schroeter. Dort habe er die Vielfalt der Bierwelt kennen und schätzen gelernt. Sein Lieblingsbier wenig überraschend: Münchner Helles.

Dieser Stil wird auch in Hamm gebraut. Das Ergebnis gibt es nicht zu kaufen, sondern wird von Georg Schroeter verschenkt. „Und natürlich hat man dadurch schlagartig eine Menge Freunde“, so der Unternehmer, der eigentlich nie in die Politik gehen wollte, wie er sagt.

„Ich hatte eigentlich auch gar nicht vor, in den Bundestag einzuziehen“, sagt das Ratsmitglied der Stadt Hamm. Auf Platz 25 der NRW-Liste gewählt, besteht für Georg Schroeter aber die Chance, über die Zweitstimmen für seine Partei ins Parlament einzuziehen.

Wenn es nicht mit einem Sitz in Berlin reicht, wird es für den 74-Jährigen so weiter gehen wie bisher. Seine Kinder sind zwar auch im Unternehmen tätig, ans Aufhören denkt Schroeter aber noch lange nicht: „Ich arbeite 50 Stunden die Woche. Ich gehe davon aus, dass ich mit 80 auch noch hier sitze und arbeite.“ Warum? „Es macht mir Spaß.“