Gendern beim Kreis Unna „Das unbekannte Geschlecht unseres Busfahrers verunsicherte uns sehr“

Von Ulf Wegmann
Gendern beim Kreis Unna: „Das unbekannte Geschlecht unseres Busfahrers verunsicherte uns sehr“
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Es ist eine Realität, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt. Dieser Realität trägt inzwischen auch das Gesetz Rechnung, indem das Personenstandsrecht vor einigen Jahren geändert wurde.

Als ich Ende der 80er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts auf einer Freizeit nach England unterwegs war, war die Person, die den Bus mit der Jugendgruppe fuhr, keinem Geschlecht eindeutig zuzuordnen. Dieses verunsicherte uns sehr und wir hatten keine Sprache dafür.

LGTBQ-Bewegung hat auch Sprache verändert

Inzwischen hat sich in den über 30 Jahren, die seither vergangen sind, gesellschaftlich aufgrund der LGBTQ-Bewegung vieles verändert. Es wurden sprachliche Möglichkeiten geschaffen, auch Menschen, die jenseits der binären Welt der zwei Geschlechter leben, Erwähnung finden zu lassen. Die sprachlichen Veränderungen entstanden aus dieser Bewegung heraus.

Größere Organisationen, und dazu zähle ich den Kreis, müssen ihren Mitarbeitenden Handreichung geben, damit sie mit der neuen Situation sprachlich adäquat umgehen können.

Dieses entspricht auch meinen Erfahrungen in dem von mir geleiteten Team. Hier tauchen immer wieder neue Probleme in der Ausdrucksweise auf, wenn man gendergerecht sprechen oder schreiben will.

Mit Recht kritisiert der Leserbriefschreiber, auch wenn er im Übrigen in einer binären Welt verharrt, dass die Begrüßungsformel schlecht gewählt ist. In meinen Augen ist diese, da sie ebenfalls eine binäre Welt fortschreibt, weiterhin ausgrenzend.

Gendersternchen wird nicht richtig vorgelesen

Die Entscheidung für das Gendersternchen mag zu vertreten sein. Jedoch ist die in der Zeitung wiedergegebene Begründung nicht nachvollziehbar. Als Mensch mit einer Sehbehinderung bin ich auf Vorleseprogramme angewiesen.

Ich kann Ihnen versichern, dass das Gendersternchen nicht korrekt wiedergegeben wird, der Doppelpunkt jedoch schon. Die Wiedergabe bei Verwendung des Gendersternchens hört sich in etwa so an: „Mitarbeiter-Sternchen-innen“.

Ulf Wegmann

Unna

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