Gegen Nachwuchsmangel im Lüner Handwerk Experten räumen mit Vorurteilen auf - diverse Initiativen

Gegen Nachwuchsmangel im Handwerk : Experten räumen mit Vorurteilen auf
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Das Handwerk ist nach Angaben des „Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz“ (Berlin) ein wichtiger Motor für Wachstum und Wohlstand in Deutschland. Mit mehr als einer Million Betrieben stelle es einen wesentlichen Teil des Mittelstands dar. Darüber hinaus sei das Handwerk „Ausbilder der Nation“: Wie es auf der Homepage des Ministeriums weiter heißt, sind über 28 Prozent aller Auszubildenden im Handwerk beschäftigt: „Mit dem Aufgreifen der Themen Digitalisierung und Energieeffizienz sichert das Handwerk seine Zukunftsfähigkeit.“

700 Betriebe in Lünen

Klingt gut, ist aber nur die halbe Wahrheit: Denn die Suche nach jungen Fachkräften bleibt häufig erfolglos, während sich die Betriebe vor Aufträgen kaum retten können. Das gilt sowohl bundesweit als auch vor Ort. Allein in Lünen gibt es rund 700 Handwerksbetriebe mit etwa 7.000 Beschäftigten, im Kreis Unna verteilen sich in etwa 19.600 Beschäftigte auf 1.952 Betriebe. Zahlen, die sich nach Meinung von Lünens Stadthandwerksmeister Christoph Haumann, KfZ-Meister und Geschäftsführer der „Autohaus Trompeter GmbH“ (Brambauer) sowie Sebastian Baranowski, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Dortmund-Hagen-Lünen, sehen lassen können – und die gesellschaftliche Bedeutung des Handwerks unterstreichen. Fakt sei doch, sagt Christoph Haumann im Gespräch mit unserer Redaktion, dass „alles, war wir uns gesellschaftlich vorgenommen haben, ohne Handwerker nicht umsetzbar ist“. Als Beispiel nannte er die Klimaziele, die mit Hilfe erneuerbare Energien und deren Instrumente wie Wärmepumpen und Solaranlagen erreicht werden sollen.

Kritik an Bertelsmann-Studie

„Vor diesem Hintergrund werden die Regelungen über die Ausbildung in den einzelnen Handwerksberufen regelmäßig den neuesten technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen angepasst, sodass das Handwerk seine Fachkräfte stets nach den aktuellen Erfordernissen der Wirtschaft ausbilden kann.“ Das sagt Sebastian Baranowski nicht zuletzt in Anlehnung einer Bertelsmann-Studie von Mitte August, wonach für das Gros der Dachdecker immer noch das Dachdecken und Abdichten im Vordergrund stehe: „Das ist blanker Unsinn.“ Die Studie zeichne ein falsches Bild vom Handwerk.

Lünens Stadthandwerksmeister Christoph Haumann (l.) im Gespräch mit Sebastian Baranowski, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Dormund-Hagen-Lünen.
Lünens Stadthandwerksmeister Christoph Haumann (l.) im Gespräch mit Sebastian Baranowski, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Dormund-Hagen-Lünen. © Storks

Sport trifft Handwerk

Auch deswegen appellieren Haumann und Baranowski an junge Menschen, den einen oder anderen Handwerksberuf einfach mal auszutesten und nicht von vornherein zu sagen: „Das ist nichts für mich.“ Auf der Suche nach dem „Traumjob im Handwerk“ soll das von der Handwerkskammer Dortmund-Hagen-Lünen aufgelegte Programm „Sport trifft Handwerk“ helfen. Interessierte müssen lediglich Name und Telefonnummer auf der Homepage angeben, darauf hin werden sie von einem Berater kontaktiert.

Handwerks-Herbst

Bei der Rekrutierung von Nachwuchskräften soll auch der Handwerks-Herbst am Samstag (21. September) von 10 Uhr bis 18 Uhr in der Lüner City vor dem Rathaus helfen. Dabei handelt es sich um eine Kooperation der Kreishandwerkerschaft mit der Stadt Lünen. Wie es in dem Flyer zu der Veranstaltung heißt, bieten „Handwerksbetriebe vor dem Rathaus nicht nur einen Einblick in ihre Arbeit, sondern auch echte Chancen für die Zukunft. Schülerinnen und Schüler können sich über Ausbildungsmöglichkeiten im Handwerk informieren und bei Interesse gleich vor Ort bewerben - einfach über das Smartphone.“ Christoph Haumann und Sebastian Baranowski hoffen auf ganz viele Besucher.