Gefährliche Radstrecken in Lünen „Die Tonnen stehen oft mehrere Tage“

Gefährliche Radstrecken in Lünen: „Die Tonnen stehen oft mehrere Tage“
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Peter Junge ärgert sich. Über einiges. Aber besonders über das Verhalten seiner Mitmenschen. Und ganz explizit darüber, wie viele mit ihren Mülltonnen umgehen. Er meldet sich im Nachgang eines Unfalls: Im Juli war ein Siebenjähriger beim Radfahren auf einem Beckinghausener Fußgängerweg mit einer Mülltonne kollidiert. Deswegen war er gestürzt und in der Folge von dem Anhänger eines vorbeifahrenden PKW am Arm überrollt und leicht verletzt worden.

„Immer wieder ist es sehr schön zu sehen“, sagt Junge sarkastisch: „Alle Tonnen stehen entlang der Straße auf dem Bürgersteig, beziehungsweise auf dem Radweg. Da wo sie nicht hingehören.“ Er beobachte das in mehreren Lüner Stadtteilen.

Seit einiger Zeit fotografiert er bereitgestellte Mülltonnen, wie sie am Straßenrand stehen und Geh- und Radwege blockieren. „Das ist auch nicht die Müllabfuhr, die die Tonnen mitten auf Geh- oder Radwege stellt“, ist sich der 63-Jährige sicher. „Das sind die Bewohner“, hat er beobachtet.

Auch Autos die Geh- und Radwege blockieren, hat er fotografiert. „Wie sollen hier Kinder, Menschen mit Rollator, Rollstuhl usw. gefahrlos den Bürgersteig benutzen?“, fragt er sich und die Öffentlichkeit. Eines der Bilder zeigt stehende Tonnen an einem Sonntag: „Sie stehen noch so wie am Freitag. Also gab es keine Leerung. Ich frage mich, wie da ein Kind auf dem Bürgersteig mit dem Fahrrad vorbeifahren soll.“

Mülltonnen stehen am Straßenrand und blockieren den Radweg.
Mülltonnen stehen am Straßenrand und blockieren den Radweg. © Peter Junge

Auch andere Zweirad-Nutzer berichten, an Abfuhrtagen gefährliche Schlangenlinien zwischen auf Radwegen abgestellten Tonnen hindurchfahren zu müssen. „Und wenn man dann auf den Gehweg ausweicht, kostet das 50 Euro“, ärgert sich Dirk Schumann, Sprecher des ADFC Lünen. Auch ihm selbst ist schon einmal ein Unfall im Zusammenhang mit einer Mülltonne passiert. An einem nieseligen Novembertag, es war gegen 18 Uhr und bereits dunkel, touchierte er eine mitten auf dem Radweg stehende Mülltonne, geriet ins Schleudern und überschlug sich mit dem Rad. „Das Rad stand Kopf“, erzählt er. „Das Mülltonnen-Problem betrifft also auch routinierte Radfahrer.“ Auch wenn dieser Unfall schon einige Jahre zurückliegt, sei es nie besser geworden. „Die Leute stellen am Abend vorher ihre Mülltonnen raus und schieben sie, so weit es geht, an die Straße.“

Diesen Beobachtungen zufolge werden die Tonnen also nach der Leerung nicht von der Müllabfuhr auf Bürgersteigen und Radwegen abgestellt, sondern von Anwohnern so platziert. Allerdings handeln sie auf Anweisung der Wirtschaftsbetriebe Lünen: Die Tonnen müssen am Tag der Leerung an den Straßenrand geschoben werden. „Ist der Straße ein Radweg vorgelagert, dann darf die Tonne auch auf den Radweg geschoben werden“, hatte Thomas Möller, Abteilungsleiter Abfallwirtschaft bei den Wirtschaftsbetrieben Lünen im Nachgang des Unfalls gesagt. Allerdings hatte er auch an die Verpflichtung erinnert, die Tonnen direkt nach Leerung „aus dem öffentlichen Raum zu entfernen“.