Gedenkfeier an die Pogromnacht in Lünen Udo Kath: „Kriege sind sinnlos und unmenschlich.“

Gedenkfeier an die Pogromnacht - Udo Kath: „Kriege sind unmenschlich.“
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Bei der Gedenkfeier am Mahnmal an der Lippebrücke in Lünen hat die Stadt Lünen am Samstag (9. November) an die Schicksale der vielen jüdischen Bürgerinnen und Bürger der Reichspogromnacht vor 86 Jahren erinnert. Besonders Udo Kath, Sprecher des Arbeitskreises Lüner Stolpersteine, hielt eine emotionale Rede.

„Kriege sind unmenschlich“

„Mindestens 24 jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Lünen können direkt mit der Nacht 1938 in Verbindung gebracht werden“, sagte Udo Kath und ging auf viele Lebensgeschichten in seiner Rede ein. Albert Bruch und Siegmund Kniebel wurden von den Nazis erschossen. Waldemar Elsoffer ertrank, nachdem er in die Lippe getrieben wurde. Seine Frau Martha und sein Sohn Werner flüchteten später. Auch Möbel jüdischer Familien wurden damals auf dem Marktplatz verbrannt. Kath richtete sich an die Anwesenden: „Geben Sie bitte Ihr Wissen, Ihre Gedanken, Ihre Emotionen weiter, damit klar und deutlich wird, wie sinnlos und unmenschlich Kriege sind.“

Ein Mann spricht an einem Pult.
Udo Kath, Sprecher des Arbeitskreises Lüner Stolpersteine, erinnert an die viele Opfer, die während der Nazi-Zeit ihr Leben verloren haben. © Laura Sobczyk

Kleine-Frauns blickt nach Amerika

Die Gedenkfeier wurde von Kindern der Musikschule Lünen eröffnet. Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns blickte in seiner Rede insbesondere auf die Wiederwahl von Donald Trump: „In den USA, der vermeintlich stärksten Demokratie der Welt, ist ein Mann zum Präsidenten gewählt worden, der – und ich ziehe diesen Vergleich ganz bewusst – genau wie die Nationalsozialisten in Deutschland damals Hass gesät und Lügen verbreitet hat.“

Besonders deswegen wandte sich Kleine-Frauns an alle Menschen: „Wir können heute und an jedem weiteren Tag zeigen, dass wir aus der Geschichte gelernt und die richtigen Schlüsse gezogen haben. Es ist ein Weg, den wir gehen müssen: für uns, unsere Kinder und Enkelkinder, für unsere Gesellschaft und unsere Demokratie.“

Kinder singen. Ein Mann spielt Keyboard.
Ein Chor des FSG sang neben dem selbst komponierten Song auch das Lied „Imagine“ von John Lennon. © Laura Sobczyk

„Pflanz' Toleranz!“

Ein Unterstufen-Chor des FSG sang gemeinsam ein Lied, geschrieben vom Musiklehrer Thomas Fischer, und setzte dabei ein klares Zeichen. „Pflanz' Toleranz! Miteinander diskutieren und dabei akzeptieren, dass auch 'ne andere Meinung zählt!“, sangen die Schülerinnen und Schüler.

Zwei Schülerinnen trugen sogar einen fiktiven Brief aus der Sicht von Jakob Levy aus Lünen vor. „Viele Schüler haben mich nicht als Menschen gesehen. Ich wurde von den Schülern der höheren Klassen gemobbt. Die Lehrer sahen einfach zu und haben nichts dagegen unternommen, da ich ein Jude war“, trug eine Schülerin vor.

Auch Bundestagsabgeordneter Michael Thews nahm an der Gedenkfeier in Lünen teil. Die Veranstaltung endete traditionell mit dem Gang zum Gedenkstein, wo früher die Synagoge stand, an der Stadttorstraße. Nach der Kranzniederlegung gab es eine Schweigeminute.