2. Weltkrieg
Gedenken an NS-Opfer: 17 neue Stolpersteine für Lünen
75 Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs werden 17 neue Stolpersteine in Lünen verlegt. Im Juni, wenn Corona es zulässt. Die Geschichten der vier ermordeten jüdischen Familien gibt es hier.
Die jüdische Familie Rose vor ihrem Kolonialwarenladen am Knappenweg in Lünen. Die meisten der insgesamt sieben Familienmitglieder wurden von den Nationalsozialisten deportiert und ermordet. © Stadtarchiv
Für den Arbeitskreis Lüner Stolpersteine steht 2020 das Erinnern und Gedenken an die zahlreichen Opfer des Nationalsozialismus besonders im Mittelpunkt. 75 Jahre nach Befreiung der Vernichtungs- und Konzentrationslager sowie Beendigung des zweiten Weltkrieges.
In Erinnerung an die Opfer des Regimes sind in Lünen bislang 29 Stolpersteine verlegt worden. In diesem Jahr sollen insgesamt 17 weitere dazukommen.
Geplant ist, dass auch Bildhauer Gunter Demnig, der bisher über 75.000 Stolpersteine in 25 Länder verlegt hat, dafür nach Lünen kommt. Am 23. Juni, wenn Corona es dann zulässt, hält er einen Vortrag vor Schülern und trägt sich ins goldene Buch der Stadt ein.
Kleine Messingtafeln werden in Handarbeit hergestellt
Für die neuen Stolpersteine haben die Mitglieder des Arbeitskreises zahlreiche Informationen zusammengefügt. Alles wird nun in Kurzform auf die 9,6 x 9,6 Zentimeter großen Gedenksteine als Inschriften zusammengefasst. Die Stolpersteine werden ausschließlich in Handarbeit hergestellt, weil dies nach Demnig im Gegensatz zur maschinellen Menschenvernichtung in den Konzentrationslagern steht.
Die Geschichten der vier Familien, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden, sind nicht in Gänze auf diesem kleinen Gedenktafeln darzustellen. Lediglich die Eckdaten sind darauf abgebildet.
Dennoch hat der Arbeitskreis die Geschichten, das Leiden und den Tod der NS-Opfer - soweit wie möglich - recherchiert und aufgearbeitet. Wolfgang Balzer und Katrin Rieckermann haben, unterstützt von den weiteren Mitgliedern des Arbeitskreises dafür monatelang recherchiert.
Sie bekommen an dieser Stelle jeweils ihren eigenen Platz:
Familie Rose, Knappenweg 38Die siebenköpfige Familie Rose lebte am Knappenweg 38, wo sie einen Kolonialwarenladen betrieb. Nur eine Tochter überlebte die NS-Zeit. Vater, Mutter und vier Kinder wurden deportiert und ermordet.Familie Salomons, Münsterstraße 101
Vater und Mutter der Familie Salomons wurden in Auschwitz ermordet. Die Tochter starb kurz nach der Befreiung.Familie Aronstein, Cappenberger Str. 35d
Eine Tochter überlebt die NS-Zeit. Durch Glück. Der Rest der fünfköpfigen Familie aus Lünen wird von den Nazis ermordet.Termin für die Verlegung und Vortrag
Für die Verlegung an drei Standorten in Lünen gibt es bereits einen Termin. Am Dienstag, 23. Juni, soll es soweit sein. Bis dahin hoffe man, so Udo Kath vom Arbeitskreis, dass eine Veranstaltung möglich ist. Mit entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen und Abstand, versteht sich. Ansonsten kann die Verlegung auch verschoben werden.
Geplant ist, dass Bildhauer Gunter Demnig ab 13 Uhr in der Aula der Heinrich-Bussmann Schule, Bebelstr. 54, einen öffentliche Vortrag mit anschließender Diskussion hält. Organisiert werden soll das, zusammen mit Schülerinnen und Schüler, von Verbindungslehrer Markus Rüth.
Anschließend ist angedacht, dass Gunter Demnig sich im Rathaus in das Goldene Buch der Stadt Lünen einträgt. Um 16 Uhr beginnt dann die Verlegung Stolpersteine in der Viktoriasiedlung am Knappenweg 38. Weiter geht es gegen 16.30 Uhr an der Münsterstraße 101 und um 17 Uhr vor den Wohnhäusern an der Cappenberger Straße 35d und 35c. An allen vier Standorten werden Schülerinnen und Schüler des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums mit einem kulturellen Programmpunkt teilnehmen. Unterstützt werden Sie dabei von Frau Dr. Natascha Bettin, Marvin Kumor und Simon Erling.