
© Nadja Reinthal
Gaspreis: Kunden der Stadtwerke Lünen zahlen bald 20 Prozent mehr
Energieversorgung
Im August haben Kunden der Stadtwerke Lünen Post bekommen. Noch in diesem Jahre steigen der Gaspreis wegen eines CO2-Gesetzes kräftig an. Bisher waren die Steigerungen aufgefangen worden.
Ab dem 1. Oktober wird das Gas bei den Stadtwerken Lünen (SWL) teurer. 1,19 Cent brutto müssen Kunden dann pro Kilowattstunde mehr bezahlen (Netto: 1 Cent/kWh). Je nach Tarif gibt es Unterschiede. Bei einem Leser, der hier nicht namentlich genannt werden möchte, sind das 21 Prozent mehr im Verhältnis zu dem, was der Lüner bislang bezahlt hat.
5,65 Cent/kWh waren es bislang, 6,84 Cent/kWh sind es ab Oktober. Für einen Musterhaushalt mit 12.000 kWh Durchschnittsverbrauch wird es 11,90 Euro im Monat teurer (142,80 Euro im Jahr). Pauschal könne das nicht beziffert werden, erklärt Stadtwerkesprecherin Jasmin Teuteberg auf Anfrage unserer Redaktion. Überwiegend liege die Erhöhung bei 11,90 Euro im Monat.
CO2-Zertifikate werden noch teurer
Wesentlicher Grund: Seit dem 1. Januar gilt in Deutschland das neue Brennstoffemissionshandelsgesetz, kurz BEHG. Seit dem müssen die Inverkehrbringer - also auch alle Energieversorger - von Brennstoffen Zertifikate kaufen. „Der CO2-Preis soll Anreize setzen, auf klimaschonende Technologien umzusteigen, mehr Energie zu sparen und nach Möglichkeit erneuerbare Energien zu nutzen“, teilt Teuteberg weiter mit. Im Startjahr 2021 liegt der CO2-Preis bei 25 € pro Tonne, wird bis 2026 auf 55 € pro Tonne kontinuierlich ansteigen. Das macht laut Stadtwerken einen Anteil von 0,541 Cent/kWh aus.
18 von 140 Grundversorgern hatten ihre Preise laut Vergleichsportal Verivox bereits zum Jahreswechsel im Schnitt um 6,8 Prozent angehoben. Die SWL hingegen hatte die Gaspreise bislang konstant gehalten. Das lag laut Geschäftsführer Dr. Achim Grunenberg an der „vorausschauenden Beschaffungsstrategie“. Die SWL kaufen Gas dann, wenn es günstig ist und speichern es zwischen, sollten die Kunden gerade nicht so viel verbrauchen.
Gaspreis am Markt verdoppelt
Damit ist es nach rund einem Dreivierteljahr aber vorbei. Zur die Preiserhöhung erklärt Teuteberg außerdem: „Weiterhin hat sich der Bezugspreis für Erdgas am Terminmarkt für den kommenden Winter gegenüber dem Anfang von 2021 mehr als verdoppelt, was noch zu beschaffende Restmengen entsprechend belastet.“ Hinzu kämen steigende Netzentgelte.
Im November 2020 hatte sich das noch anders angehört. Damals erwarteten die SWL für das Jahr 2021 „keine weiteren Veränderungen hinsichtlich einer Preissteigerung“.
Die letzte Preisanpassung hatte es laut SWL zum 1. Januar 2019 gegeben. Davor seien die Gaspreise für rund acht Jahre stabil gewesen. Mit welcher Änderung der Gas- und Strompreise die Stadtwerke in Zukunft rechnen, lasse sich nicht genau sagen. „Dies ist sehr stark von der Politik abhängig“, so Teuteberg. Die aktuelle Klimadebatte zeige eine große Dynamik, besonders mit Blick auf die Bundestagswahl.
Beruflicher Quereinsteiger und Liebhaber von tief schwarzem Humor. Manchmal mit sehr eigenem Blick auf das Geschehen. Großer Hang zu Zahlen, Statistiken und Datenbanken, wenn sie denn aussagekräftig sind. Ein Überbleibsel aus meinem Leben als Laborant und Techniker. Immer für ein gutes und/oder kritisches Gespräch zu haben.
