Mühlstein als Esstisch Wie aus einer Mühle die Galerie Anders in Lünen wurde

Mühlstein als Esstisch: Wie aus einer Mühle die Galerie Anders wurde
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Es knarzt. Und zwar gewaltig. Wer die Galerie Anders in Lünen betritt, merkt sofort, dass man sich in einem Gebäude von historischem Wert befindet. Die Böden sind aus Holz - aus sehr altem Holz. In der ersten Etage haben Wolfgang und Lisa Anders ihre Privaträume. Während Wolfgang Anders im Eingangsbereich von den Anfängen der Galerie erzählt, läuft seine Frau ein Stockwerk höher durch die Räumlichkeiten. Man hört jeden Schritt.

Ein weiteres „Relikt“ aus alten Zeiten haben die beiden geschickt umfunktioniert: Der ehemalige Mühlstein ragt vom Erdgeschoss bis in die erste Etage und wird dort mittlerweile als Esstisch genutzt. Ursprünglich war der Komplex in der Münsterstraße mal eine Dampfmühle - die sogenannte Kiliansmühle, die seit 1986 auch zu den Baudenkmälern der Stadt Lünen gehört. Anfang des 19. Jahrhundert erbaut, wurde sie bis weit ins 20. Jahrhundert betrieben. Wolfgang Anders erzählt, dass die Mühle bis 1954 im Betrieb war. Danach wurde sie zur Ruine - bis er die markante Konstruktion mitten im Nirgendwo zwischen Lünen und Werne entdeckte.

„30 Jahre stand das Gebäude leer. Wir haben uns gefragt, wie es wohl innen aussieht und was man draus machen kann“, erzählt der Galerist. Die Neugierde packte ihn und schnell stand fest: Das Gebäude sollte unbedingt erhalten werden.

Aus den Anfangstagen kann er sich noch an einen Moment erinnern: Als er im ehemaligen Restaurant „Kiliansmühle“ saß, fiel sein Blick durch das Fenster auf ein eher trauriges Gebäude gegenüber. Dort stand eine alte Dampfmühle an der Münsterstraße, an der der Zahn der Zeit schon sichtbar genagt hatte. Trotzdem ließ Anders das Gebäude nicht mehr los. Und so kam er auf die Idee, sich in der Kiliansmühle den Traum von einer eigenen Kunst-Galerie zu erfüllen.

Die Anfänge der Galerie: Wolfgang Anders (ganz rechts) begann 1984 mit dem Projekt.
Die Anfänge der Galerie: Wolfgang Anders (ganz rechts) begann 1984 mit dem Projekt. © Goldstein

Sein Vorhaben fand damals auch bei dem Besitzer der Mühle Anklang. Gemeinsam planten die Männer die Umsetzung des Projekts. Im Sommer 1984 war es dann endlich soweit – die Galerie Kiliansmühle wurde eröffnet. Damals hatte Anders noch zwei Mitstreiterinnen, die sich kurze Zeit später aber wieder aus dem Kunstbereich zurückgezogen haben. Anders blieb und bekam erneut Verstärkung – durch seine heutige Frau Lisa. Gemeinsam entwickelten sie das Projekt einer Galerie an der Lüner Stadtgrenze weiter und benannten sie in „Galerie Anders“ um.

Bananen über Bananen

Das ist mittlerweile knapp 40 Jahre her. Die Galerie hat sich in Lünen etabliert. Stück für Stück wurde der Kunst-Komplex erweitert. Wolfgang Anders berichtet von einem Ausstellungsraum, der früher als Remise und als Unterstand für Pferde diente. Heute befinden sich hier Kunstwerke sämtlicher Stile. Origami-Schöpfungen wechseln sich mit bunten Gemälden in prächtigen Farben und Werken des „Bananensprayers“ Thomas Baumgärtel ab.

Im Oktober des vergangenen Jahres war der gebürtige Rheinberger zur Eröffnung seiner Ausstellung selbst vor Ort. Zu sehen sind unter anderem die Micky Mouse als Banane, Donald Trump mit einer Banane im Mund und ein Bild von der Maus aus der Sendung mit der Maus, die stolz eine Banane präsentiert. „Baumgärtel ist häufig politisch in seinen Werken“, sagt Anders, der es schafft eine große Vielfalt von Kunststilen in seiner Galerie zu präsentieren.

Aktuell befinden sich viele Origami-Werke in der Galerie Anders.
Aktuell befinden sich viele Origami-Werke in der Galerie Anders. © Goldstein

Man wolle den Künstlern gerecht werden und ihnen auch genügend Raum geben, ihre Werke darzustellen, erklärt der Galerie-Chef. Auch deswegen wurde das Gebäude stetig erweitert. Zuletzt kam ein Wintergarten hinzu. Für dieses Jahr ist ein weiterer Anbau geplant, der sich noch im Bau befindet. Danach soll aber Schluss mit den Erweiterungen sein.

Wie ist es eigentlich, an gleichem Ort zu leben und zu arbeiten? „Das ist ganz wunderbar. Wir müssen nicht mehr viel aus dem Haus und nutzen das Auto nur noch sehr wenig. Es ist sehr komfortabel“, sagt Wolfang Anders, der sich mit der Galerie ein Lebenstraum erfüllt hat.

Die Galerie zeichnet sich durch eine große Vielfalt aus.
Die Galerie zeichnet sich durch eine große Vielfalt aus. © Goldstein

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