Eine von Gabi Kubischs Lieblings-Anekdoten aus ihrer langen Zeit beim SV Lünen 08 stammt aus den 1990er-Jahren. Die heute 72-Jährige war zum damaligen Zeitpunkt bereits seit 20 Jahren Schwimmtrainerin beim SV Lünen und leitete seit etwa zehn Jahren auch Schwimmkurse. Da wurde sie auf einen neuen Trend aufmerksam, der bis dahin vor allem in Amerika bekannt war: Aquafitness, also Fitnesstraining im Wasser.
„Ich fand es selbst irgendwann ein bisschen langweilig, immer nur Bahnen hin und her zu schwimmen. Deshalb wollte ich etwas Neues ausprobieren“, erinnert sich die Lünerin. Einen Kurs für neue Übungsleiter gab es damals nur in Übach-Palenberg im Kreis Heinsberg an der niederländischen Grenze. Für Gabi Kubisch kein Problem. „Da fahr ich hin!“, habe sie sich sofort gedacht.
„20 Minuten Powerprogramm“
Und schon war sie beim SV Lünen neben ihrer bisherigen Tätigkeit auch die Beauftragte für Aquafitness. Die Kurse waren früh sehr beliebt. „Meine Tochter ging damals in die 12. Klasse und einige ihrer männlichen Mitschüler haben von ihren Müttern erzählt, die ‚bei Gabi zum Wasserhüpfen‘ gehen“, erzählt Kubisch.
Da sei ihrer Tochter die Idee gekommen, die Jungs mal zu einer Aquafitness-Schnupperstunde zu schicken. „Wir haben 20 Minuten Powerprogramm im Wasser gemacht“, erinnert sich Gabi Kubisch lachend. „Die waren alle richtig aus der Puste – ab da hat niemand mehr von Wasserhüpfen gesprochen.“
Die zupackende Art ist ein Markenzeichen der 72-Jährigen. „Ich bin die Gabi, ich bin hier der Chef“, heiße es heute immer noch manchmal in den Schwimmkursen, wenn ihr ihre jungen Schüler ein bisschen zu sehr auf der Nase herumtanzten. Alles natürlich trotzdem auf eine freundliche und herzliche Art.

Zu ihren Anfangszeiten beim SV Lünen war Gabi Kubisch selbstverständlich noch nicht der Chef. „Ich bin 1962 mit elf Jahren Mitglied geworden, damals bin ich selbst noch aktiv geschwommen und habe auch an regionalen Wettkämpfen teilgenommen“, berichtet sie.
Mit 14 Jahren habe sie dann aber ihre Lehre in Hamm begonnen. Ein Jahr habe sie versucht, Beruf und Hobby zu vereinen, dann aber eingesehen, dass es zeitlich nicht mehr passte. Als der SV Lünen aber 1974 Schwimmtrainer für Kinder suchte, war die gelernte Floristin wieder dabei.
Fast 50 Jahre im Vorstand des SV Lünen
Zuerst blieb es bei dem leistungsorientierten Schwimmtraining. „Schwimmkurse hat damals nur die DLRG angeboten“, erinnert sich Gabi Kubisch. 1985 sei auch der SV Lünen eingestiegen. „Es ging los mit einem Schwimmkurs pro Woche im alten Hallenbad. Damals war die Nachfrage nach Schwimmkursen für Anfänger noch nicht so groß. Auch Jahre später mussten wir noch viel Werbung machen“, erzählt sie weiter.
Inzwischen sei das anders. „In den vergangenen Jahren sind es immer mehr Gruppen geworden und irgendwann mussten wir anfangen, Wartelisten zu führen“, sagt Gabi Kubisch. Ein möglicher Grund: Kinder kämen heute oft erst später mit Wasser in Kontakt, auch die Beweglichkeit sei nicht mehr so wie früher.

Viel zu tun, was auch an Gabi Kubisch nicht spurlos vorübergeht. „Es ist heute viel anstrengender als früher“, sagt die 72-Jährige, die seit 1975 auch im Vorstand des SV Lünen ist, zunächst lange als Schwimmwartin, heute als Breitensportwartin. Inzwischen leite sie drei Schwimmkurse – wohlgemerkt unterstützt von ihrem Team beim SV Lünen –, auch am Samstag.
Dies mache auch im Rentenalter Wochenendbesuche bei ihren teils weit weg wohnenden Kindern schwierig. Warum tritt sie also nicht deutlich kürzer?
Gabi Kubisch erhält Ehrenamtspreis
„Tatsächlich kommen die Fragen, wann ich denn mal aufhöre, inzwischen immer häufiger“, sagt Gabi Kubisch mit einem Lachen. Doch so richtig kann sie nicht loslassen. Ihr Bruder Franz-Josef Richter sei ja auch schon sehr lange im Verein, inzwischen ist er der Vorsitzende des SV Lünen.
Ein bisschen familiäre Verpflichtung also sicherlich, mehr noch aber bleibt Gabi Kubisch wegen der Freude an ihrem Ehrenamt dabei. „Das Schönste bleibt, wenn man sieht, wie die Kinder sich entwickeln und irgendwann tatsächlich alleine im tiefen Wasser schwimmen können“, sagt sie.
So springt Gabi Kubisch dann auch heute noch immer mal wieder ein, wenn andere Kursleiter verhindert sind. „Wir haben eine Chatgruppe, in die dann geschrieben wird. Und alle wissen, dass ich mich da als Letzte melde. Alle wissen aber auch: Wenn gar kein anderer kann, dann kommt Gabi. Dann schwinge ich mich aufs Fahrrad und es geht los. Die Schwimmtasche ist sowieso immer gepackt.“
Und so ist noch nicht so schnell an ein Ende von Gabi Kubischs Tätigkeit beim SV Lünen zu denken. Gute Gesundheit immer vorausgesetzt. „Einige aus dem heutigen Vereinsvorstand hatten früher schon bei mir Schwimmtraining. Dann habe ich ihren Kindern Schwimmen beigebracht, bald kommen die Enkel“, blickt auch die Lünerin selbst voraus. Dennoch hoffe sie auch, dass sich bald jemand findet, der ihre Arbeit weiterführen kann. Da sich aber viele Menschen heute nicht mehr so lange an ein Ehrenamt bänden, sei das womöglich schwierig.
So würdigt die Stadt Lünen Gabi Kubischs langjähriges Engagement in diesem Jahr mit dem mit 1000 Euro dotierten Ehrenamtspreis. „Meine Vorstandskollegen hatten es wohl in den vergangenen Jahren schon versucht, mich vorzuschlagen, was ich aber nicht wusste. Jetzt hatte mich mein Bruder schon gewarnt, dass es dieses Jahr wohl klappen würde. Ich war sehr überrascht, aber habe mich natürlich auch sehr gefreut“, sagt die 72-Jährige. Die offizielle Verleihung des Ehrenamtspreises 2024 steht noch aus.