Drei Königspythons in Lünen gefunden Tierheim sucht seit einem Jahr nach neuen Besitzern

Königspythons gefunden: Tierheim sucht seit einem Jahr neue Besitzer
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In Comics treten die Superhelden Turbo und Flash mit übermenschlichen Kräften auf und retten die Welt vor dem Bösen. Nicht ganz so kämpferisch geben sich zwei Königspythons mit dem gleichen Namen, die seit einem Jahr im Tierheim des Kreises Unna auf ein neues Zuhause warten. Dass die Schlangen überhaupt noch leben und in den „Notfallterrarien“ untergebracht worden sind, ist aufmerksamen Personen in der Nähe des Schloss Schwansbell zu verdanken. Im Sommer 2024, so heißt es in einer Mitteilung des Kreises, wurden insgesamt drei Königspythons innerhalb von wenigen Tagen im gleichen Waldstück gefunden.

Sie waren damals „verwurmt und etwas dünn, aber ansonsten in einem guten Zustand“, erklärt Kreis-Pressesprecherin Leonie Joost auf Nachfrage der Redaktion. Im Sommer könnten die Tiere draußen noch überleben, im Herbst und Winter sehe das anders aus, weiß Marcel Hoffmann. Er hat Schlangen über 20 Jahre lang selbst gehalten und gezüchtet sowie zwei Bücher über Reptilien verfasst. „Wenn es kühler wird und sie dann überhaupt noch etwas zu fressen finden, können sie das nicht mehr verdauen und würden irgendwann leider sterben.“ Ob die Nahrung rund um das Schloss Schwansbell für den ganzen Sommer zum Überleben gereicht hätte, sei ebenfalls fraglich.

Keine Anzeigen bei der Polizei

Ein Königspython habe mittlerweile ein neues Zuhause gefunden, heißt es vom Kreis Unna. Für die anderen zwei Tiere sind die Verantwortlichen immer noch auf der Suche nach neuen Besitzern. Bis es so weit ist, werden sie weiterhin vom Tierheim-Team mit Mäusen und Ratten versorgt. Sie sind in der Unterbringung an der Hammer Straße in Unna etwas Besonderes. Denn während Hunde, Katzen oder Nagetiere immer wieder dorthin gebracht werden, gibt es von ihrer Art aktuell nur sie. Zwar würden auch mal Kornnattern abgeliefert, erklärt die Kreissprecherin. Aber eben keine Königspythons.

Das Tierheim des Kreises Unna in Unna.
Die Schlangen wurden in das Tierheim des Kreises Unna gebracht und leben seitdem dort. © Marcel Drawe (Archiv)

Wie genau die drei Schlangen vor rund einem Jahr in die Nähe von Schloss Schwansbell gekommen sind und wie lange sie dort gelebt haben, ist nicht bekannt. Bei der Polizei liegen zu den Fällen keine Anzeige oder Ähnliches vor, erklärt ein Sprecher auf Anfrage. Durch die Notfallterrarien konnten die ungiftigen Schlangen damals schnell untergebracht werden. Zwei „Unterkünfte“ seien aber nun auch seit Juni 2024 „dauerhaft blockiert“. Platz gebe es daher aktuell nur noch für ein Tier, das auf ein Terrarium angewiesen ist.

Ähnlicher Vorfall im Sommer 2023

Das Kuriose an dem Schlangenfund ist, dass ein Jahr zuvor, im Sommer 2023, ganz in der Nähe ebenfalls eine Königspython entdeckt wurde. Am Kanal, etwa in Höhe des Seeparks, hatte ein junger Mann das Tier am Wegesrand im Wald gefunden. Die zunächst alarmierte Polizei stellte über die Berufsfeuerwehr den Kontakt zu Marcel Hoffmann her. Er sorgte dafür, dass die rund 80 Zentimeter lange Königspython sicher in eine Transportbox kam. Dann wurde das Tier zur Schlangengrube Unna – eine private Hobbyzucht und Auffangstation von Michael und Daniel Hußmann – gebracht.

Vergangenes Jahr sei Hoffmann jedoch nicht kontaktiert worden. Dass innerhalb eines Jahres aber zweimal, fast am gleichen Ort, gleich mehrere Königspythons gefunden worden sind, sei schon sehr ungewöhnlich. Da die Tiere hier nicht heimisch sind, müssen sie in beiden Fällen ausgesetzt worden sein. Die ungiftigen Schlangen kommen vermehrt in West- und Zentralafrika vor, etwa in Nigeria, Ghana, Uganda oder Senegal, und leben dort in Savannen, offenen Waldgebieten und manchmal auch in Kulturlandschaften, wo sie Versteckmöglichkeiten wie Erdlöcher oder Termitenhügel nutzen.

Der frühere Schlangenzüchter Marcel Hoffmann mit seinem Hund am Strand.
Marcel Hoffmann hat Schlangen über 20 Jahre lang selbst gehalten und gezüchtet sowie zwei Bücher über Reptilien verfasst. Heute leben bei ihm keine Schlangen mehr. © privat

Dass Spaziergänger erst einmal ängstlich und schockiert sind, wenn sie eine Schlange hierzulande in freier Wildbahn entdecken, kann Hoffmann gut nachvollziehen. Denn Laien würden nicht sofort sehen, ob es sich um eine giftige oder ungiftige Art handelt. „Gerade Königspythons sind auch farblich sehr variabel.“ Von den Maßen her seien die Tiere „schon sehr proper“ und hätten eine „handelbare Größe“.

Im Regelfall könnte man die Schlange „sogar hochnehmen und transportieren“, so Hoffmann. Das würde der Experte aber niemanden empfehlen, der sich nicht auskennt. Grundsätzlich empfiehlt er, die Tiere zu sichern, also zum Beispiel einen Eimer darüberzustellen. „Und wenn man sich nicht sicher ist, sollte man sich lieber Hilfe holen und zum Beispiel die Feuerwehr rufen.“ Die wiederum würde ihre Schlangen-Spezialisten kontaktieren. Einer davon ist dann Marcel Hoffmann.

Sichtungen von Ringelnattern

Schlangensichtungen kommen in Lünen öfters mal vor, weiß der Lüner. Dann sind es meist Ringelnattern. In der Süggel (gehört zum Ortsteil Osterfeld) gebe es noch eine Population. „Und diese Schlangenart zu sehen, ist ein tolles Ereignis. Die sind auch harmlos und super schnell. Die kriegt man meistens gar nicht gefangen. Außer sie sind an einem Ort, wo sie quasi eingekesselt werden.“ Hoffmann erinnert sich an eine solche Situation, in der sich eine Ringelnatter in einer Siedlung unter einem Auto verkrochen hatte. Womöglich aus Angst vor den vielen Schaulustigen, die sich drumherum versammelt hatten. „Da mussten wir das eingerollte Tier dann irgendwie herausfischen.“ In einem anderen Fall habe sich die Schlange im Vorgarten in einer Ecke versteckt. „Und als wir dann angekommen sind, ist sie direkt aufgeschreckt worden und war ratzfatz weg.“

Ringelnattern
Ringelnattern würden in Lünen öfters mal gesichtet, weiß Marcel Hoffmann. © picture alliance/dpa

Suche nach neuen Besitzern

Zurück zu Flash und Turbo: Um für die beiden Königspythons eine neue Heimat zu finden, wendet sich das Tierheim des Kreises Unna nun an „Terrarienfreunde“ in der Region. In der Natur würden die Schlangen als Einzelgänger leben und könnten entsprechend problemlos allein im Terrarium gehalten werden. Sie seien in der Regel aber sehr tolerant gegenüber Artgenossen. In einem entsprechend großzügigen und gut strukturierten Gehege können auch zwei oder drei Schlangen zusammengehalten werden, so das Tierheim.

Aber warum dauert die Suche nach einem Besitzer in diesem Fall so lange? „Weil Schlangen wie Kornnattern und Königspythons weit verbreitet und überall zu haben sind. Der Markt ist sozusagen übersättigt. Höchstens Sonderfarben finden schneller Interessenten“, erklärt Leonie Joost. Wer sich vorstellen kann, eine der Schlangen oder direkt alle beiden bei sich aufzunehmen, soll vorab Fotos der Haltungsmöglichkeit schicken - in einer Mail an tierheim@kreis-unna.de.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 1. Mai 2025.