Wandern im „Schlappenbereich“ nennt unser Reporter Diethelm Textoris seine Vorschläge für Wanderungen vor der Haustür. Mit seinem Hund Cooper hat er einen zehn Kilometer langen Rundweg im Nordwesten von Lünen erkundet, der es in vielerlei Hinsicht in sich hat: ruhige Wege, viel Natur und auch Spuren der Ortsgeschichte.
Die Vorteile eines Rundweges liegen darin, dass man an jeder beliebigen Stelle beginnen kann und zum Ausgangspunkt zurückkehrt.
Ich habe als Einstieg die Dortmunder Straße am Lippe-Berufskolleg gewählt. An Wochenenden und vor allem jetzt in den Ferien findet man genügend Parkraum, selbst wenn man sich mit mehreren Wanderfreunden verabredet und mit mehreren Autos anreist. Diesmal bezieht sich das „wir“ allerdings nur auf Cooper und mich.

Zunächst wandern wir auf dem schmalen naturbelassenen Weg unterhalb der Dortmunder Straße mit dem Geistviertel zur Rechten. Die klopfenden Zimmermannsgeräusche stammen aber nicht von den Handwerkern, die hier neue Reihenhäuser erstellen, sondern von einem Specht, der als Standvogel nicht in den Süden reist und zu dieser winterlichen Zeit Insekten unter der Baumrinde hervorzulocken versucht.
Bei Überquerung der Eisenbahn ist Vorsicht geboten, denn nur zwei der befahrenen Gleise sind durch Schranken gesichert. Jetzt gehen wir am Rand des Naturschutzgebietes Welschenkamp entlang, einem Naturparadies mit Biotopen, Grünlandbrachen und etwa 200 Jahre alten Buchen.

Nach etwa 45 Minuten ab Start erreichen wir den Datteln-Hamm-Kanal, der nicht nur der Schifffahrt und der Wasserregulierung der Lippe dient, sondern zunehmend auch für den Freizeitbereich genutzt wird. Dem Leinpfad auf dem Deich folgen wir bis zur Fußgängerbrücke Minister Stein.
Von hieraus können wir dem weißen „L“ auf schwarzem Grund folgen, der Markierung des Lüner Rundweges. Wer sich jetzt eine Kaffee- und Kuchenpause gönnen will, kann nach links einen Abstecher von 30 Minuten für Hin- und Rückweg zum Café Lüntec machen.

Wir wenden uns nach rechts und erreichen die Frydagstraße. Auf diesem Abschnitt erkennen wir, dass „Lünen im Grünen“ eben auch Industriestadt ist. Wir kommen vorbei an den Unternehmen „Microra“, wo Kohlenstäube aufbereitet werden, am „Trianel Kraftwerk“ und an „Innovatherm“, wo man sich auf die Verbrennung von Klärschlämmen spezialisiert hat und wo gerade Erweiterungsbauten entstehen.
Nach einer erneuten Bahnüberquerung erreichen wir die romantische Schlossmühle Lippholthausen, eine im Fachwerkstil im Jahre 1760 errichtete ehemalige Getreidemühle. In diesen Tagen fällt der Blick auf einen prächtigen Tannenbaum vor dem Gebäude, den die Frauen der Vorstandsvorsitzenden der Mühlenfreunde Beate Schroeter und Walburga Weineck liebevoll geschmückt haben.
Die Mühle gehörte zur ehemaligen Buddenburg, deren Standort wir kurz darauf erreichen.
Da der klassizistische Neubau von 1845 im Jahre 1977 abgerissen wurde und nur noch Ligusterhecken den Grundriss der alten Gebäude markieren, sind hier die Fantasie und die Erinnerung der Wanderer gefragt. Oder auch das historische Wissen vom Buddenburg-Mord am 2. Mai 1908, bei dem der Schlossbesitzer Udo von Rünxleben von seiner Ehefrau Wanda erschossen wurde und sie sich kurz darauf selbst das Leben nahm.

All das geht mir bei der Picknickpause durch den Kopf, wobei das lange zurückliegende tragische Geschehen meinen Appetit nicht schmälert. Cooper hört interessiert zu, als ich ihm die Geschichte erzähle, wobei ich den Verdacht nicht loswerde, dass sein Interesse eher dem Käse auf meinem Butterbrot gilt.
Ein paar hundert Meter weiter befindet sich der Fischaufstieg, der den Fischen der Lippe eine durchgehende Wanderung stromaufwärts ermöglicht, den das Stauwehr des ehemaligen Steag-Kraftwerkes verhindern würde.
Vom Ortsrand von Alstedde wandern wir über den Lippedamm in Richtung Lüner Innenstadt. Rechts bieten sich beeindruckende Ausblicke auf die Auenlandschaft der Lippe, die sich mäandrierend durch die Wiesen des Naturschutzgebietes schlängelt.
Die zu beobachtenden schottischen Hochlandrinder sollen ungebetene Besucher vom Betreten des Naturschutzgebietes abschrecken. Bänke laden zum Verweilen ein, Informationstafeln geben Nachhilfe in Naturkunde und Geschichte, berichten von Sagen und Kuriositäten, denn auf diesen Streckenabschnitten läuft unser Rundweg parallel mit dem Erlebnisweg Lippe. Dieser Streckenabschnitt ist auch für Familien mit Kindern interessant. Nach Überqueren der Lippe folgen wir der Konrad-Adenauer-Straße und sind nach wenigen Minuten an unseren Ausgangspunkt.
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