Nein, Zweifel hat er nie wirklich gehabt. Stefan Kratochvil verschwendete in den Jahren nie wirklich einen Gedanken daran, die Ausbildung abzubrechen. „Ich will dieses Amt bis zum Ende meines Lebens ausführen - solange es mir möglich ist“, sagt der 42-jährige. Seit kurzem ist der Lüner Ständiger Diakon der katholischen Kirche im Bistum Münster.
Aber was bedeutet das eigentlich? Ein ständiger Diakon leistet seinen Dienst entweder haupt- oder nebenberuflich. Er ist durch das Weihesakrament beauftragt, Menschen in Notsituationen nahe zu sein und beizustehen. Diakone beerdigen, taufen und assistieren bei der Eheschließung. Außerdem predigen sie und wirken in der Messe mit.
Mit der offiziellen Weihe im Dom zu Münster wurde Kratochvil vor kurzem ins Amt eingeführt. „Das war schon sehr bewegend – auch weil der Dom sehr voll war. Ich war sehr aufgeregt“, sagt er im Nachhinein.

Stefan Kratochvil darf also demnächst taufen, trauen und beerdigen – und das alles neben seinem eigentlichen Beruf. Er ist bei der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSA) des Bundes in Datteln beschäftigt.
Fünf Jahre lang absolvierte er seine Ausbildung zum Diakon – berufsbegleitend versteht sich. „Die zeitliche Belastung war schon hoch. Vor allem meine Familie und meine Freunde haben darunter gelitten.“
Der 42-Jährige kommt eigentlich aus der Eifel und besuchte vorher seine Liebsten regelmäßig. Das war nun nicht mehr möglich. Viele Wochenenden seien für die Ausbildung draufgegangen, erzählt er. Da bliebe kaum Zeit für etwas anderes. Aber Schweiß und Mühe haben sich gelohnt. Es ist der Dienst an den Menschen, der ihm am Herzen liegt. „Und das aus meinem Glauben heraus. Die Seelsorge ist wichtig, aber für mich ist das diakonische Engagement das Richtige.“
Anstoß durch Pfarrer Kreiss
Spannend: Von sich aus wäre der gelernte Maschinenbauer niemals auf die Idee gekommen, ständiger Diakon zu werden. Doch eine Anmerkung des ehemaligen Lüner Pfarrers Clemens Kreiss hatte ihn ins Grübeln gebracht. „Er hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, ständiger Diakon zu werden. Da habe ich mich erst mal informiert, was das ist. Und er hat recht gehabt“, sagt Kratochvil.
Übrigens ist er in der Lippestadt eine echte Rarität. Neben ihm gibt es nur noch Dr. Hermann Opgen-Rhein als ständigen Diakon. Opgen-Rhein arbeitet seit 2006 als Krankenhausseelsorger im St. Marien Hospital.

Nach seiner Weihe stehen nun bald die ersten Aufgaben an. „Beerdigen werde ich vermutlich nicht, weil die meisten Beerdigungen unter der Woche am Vormittag sind. Dagegen werden Taufen und Hochzeiten ja häufig am Wochenende gefeiert“, sagt der 42-Jährige. Bevor er ins kalte Wasser springt, begleitet er zunächst Pfarrer Michael Mombauer bei Vorgesprächen und der Verteilung des jeweiligen Sakraments.
Seine sonstigen Aufgaben in der Gemeinde wird er behalten. Zusammen mit seiner Frau Antje hilft er regelmäßig bei Messen. Und auch im Pfarreirat wird er Mitglied bleiben.
„Das ist nicht meine Kirche“
Der Glauben ist für ihn ein ständiger Begleiter. Er sei Grundlage und Halt. Glaube und Alltag sei eines und hänge bei ihm untrennbar zusammen.
Und wie sieht Kratochvil künftig seine Rolle? Kann er als ständiger Diakon dazu beitragen, dass Menschen ein anderes Bild von der katholischen Kirche bekommen? „Nein, ich denke, so viel kann ich nicht bewirken. Ich will in erster Linie nahe bei den Menschen und für sie da sein. Sicherlich ärgere ich mich maßlos über einige Vorgänge in der katholischen Kirche. Aber das ist nicht meine Kirche. Ich denke, wir können hier vor Ort bei den Menschen ein anderes Bild von Kirche zeigen.“
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