Was macht eigentlich Friedhelm Deuter? Ur-Lüner prägte lange den Bauverein und den KSC Lünen

Was macht eigentlich Friedhelm Deuter?
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Als im Gespräch die Frage aufkommt, ob er sich in seinem Leben auch einmal eine längere Zeit an einem anderen Ort als Lünen hätte vorstellen können, hält Friedhelm Deuter kurz inne und überlegt. „Nein“, sagt er dann jedoch mit Bestimmtheit. „Ich bin in Lünen geboren, bin ein Horstmarer Junge und das mein Leben lang geblieben. Die Stadt liegt mir einfach am Herzen.“

Und so ist er seiner Herzensstadt immer verbunden geblieben, sowohl beruflich im Bauverein zu Lünen als auch ehrenamtlich im Kanu- und Ski-Club (KSC) Lünen, dessen Vorsitzender er lange war. Im Oktober 2024 ist Friedhelm Deuter 71 Jahre alt geworden und seit dem vergangenen Jahr auch beim KSC „in die zweite Reihe getreten“, wie er sagt.

Tränen bei Auftritten von Jule Hake

„Es braucht auch mal ein paar junge Leute, die das übernehmen“, erklärt er. Zuallererst natürlich sein Sohn Christoph, der ihm als Vorsitzender nachgefolgt ist. In seiner neuen Position als Ehrenvorsitzender ist Friedhelm Deuter jedoch weiter „mit ganzem Herzen dabei. Und ich helfe natürlich, wenn ich gebraucht werde.“

Die Beziehung zwischen dem KSC Lünen und Friedhelm Deuter ist eine ganz besondere, denn inzwischen hält sie fast 60 Jahre. „Ich habe Mitte der 1960er-Jahre mit dem Kanusport hier in Lünen angefangen, da war ich zwölf Jahre alt“, erinnert er sich. Prägende Zeiten als Aktiver erlebte er beispielsweise im Zweier an der Seite von Reiner Herzig, der heute immer noch Trainer beim KSC ist.

Besonders emotional waren die vergangenen Jahre, denn da hat Kanutin Jule Hake den KSC Lünen in gewisser Weise weltweit bekannt gemacht. Zuletzt errang die 25-Jährige je eine Silber- und Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Paris. „Zwei olympische Medaillen für den kleinen KSC Lünen – das ist unglaublich“, freut sich auch Friedhelm Deuter.

Friedhelm Deuter und Jule Hake beim Empfang auf dem Lüner Marktplatz
Jule Hake (l.) hat dem KSC Lünen zu überregionaler Bekanntheit verholfen und auch Friedhelm Deuter ziemlich stolz gemacht. © Henkel

Der Erfolg der bekanntesten KSC-Athletin hat ihn sichtlich bewegt. „Wenn ich die Jule jetzt bei einem Wettbewerb sehe, dann laufen mir schon vor dem Start die Tränen“, sagt er. Egal ob es nun Deutsche Meisterschaften, Weltmeisterschaften oder die Olympischen Spiele seien.

Hertie-Gebäude in Lünen als Lebensaufgabe

Beobachtet hat er wie viele andere allerdings auch, dass die ehrenamtliche Arbeit, beispielsweise in Sportvereinen, schwieriger geworden ist. „Die Leute haben nicht mehr unbedingt den Drive, sich von sich aus einzubringen“, sagt er. Dennoch blicke er zuversichtlich auf die Zukunft des KSC Lünen, der am 23. November mit einer großen Jubiläumsfeier sein 75-jähriges Bestehen feiert.

Noch deutlich länger, nämlich seit 1906, gibt es den Bauverein zu Lünen, und der war ab 1979 Friedhelm Deuters berufliche Heimat. Er war lange technischer Leiter, dann Vorstandsmitglied und ab 2011 schließlich hauptamtlicher Vorstandsvorsitzender.

Die Arbeit für die Genossenschaft sei für ihn „Beruf, aber auch eine Herzensangelegenheit“ gewesen. In besonders guter Erinnerung ist Friedhelm Deuter die Zusammenarbeit mit seinem direkten Vorgänger als Bauvereinsvorsitzender, Hubert Scharlau, geblieben. „Seine Stärke waren vor allem die guten Kontakte zur Politik und zur Wirtschaft, ich kam eher von der technischen Seite. Gemeinsam haben wir im Schulterschluss – ohne atmosphärische Störungen – viele Projekte umgesetzt“, bilanziert Deuter.

Arbeiter montieren den Hertie-Schriftzug von einer Wand ab
2008 endete die Ära Hertie in Lünen. Der Umbau des Warenhauses war das bedeutendste Projekt in Friedhelm Deuters Zeit beim Bauverein. © Foto: Goldstein

Wenig überraschend bezeichnet der 71-Jährige den Umbau des ehemaligen Hertie-Warenhauses am Willy-Brandt-Platz als „Highlight und eine echte Lebensaufgabe“. Die Umsetzung dieses Projektes bis zur Eröffnung im Jahr 2017 prägte Friedhelm Deuters Amtszeit als Vorsitzender des Bauvereins.

Im selben Jahr verabschiedete er sich in den Ruhestand, nachdem er noch einige Monate lang als nebenamtlicher Vorstand tätig gewesen war. „Ein paar Grundstücke habe ich vorher noch angeschoben, und ich bin sehr glücklich, dass Carsten Unterberg, der jetzige Vorsitzende des Bauvereins, meine Arbeit in der Hinsicht weiterführt.“

Friedhelm Deuter ist als Opa gefragt

Der Übergang zum „Rentnerdasein“ nach fast 40 Berufsjahren im Bauverein sei für ihn dann kein großes Problem gewesen. „Für mich kam Weihnachten nie einen Tag vorher ganz überraschend. Ich wusste lange, dass ich mit 63 in den Ruhestand gehen werde“, betont Deuter. „Denn jeder Mensch hat nur ein Leben. Und ich hatte ein irres, sehr bewegtes Leben.“

Aufgaben gibt es für Friedhelm Deuter auch jetzt noch genug, doch mit seinem früheren Job haben die nicht mehr unbedingt etwas zu tun. „Wenn ich heute sehe, was ich noch zu tun habe, weiß ich gar nicht, wie ich früher dazu auch noch arbeiten konnte“, scherzt er, um hinzuzufügen: „Meine größten Hobbys sind natürlich unsere drei kleinen Enkeltöchter. Oma und Opa sind da sehr gefragt, und das macht riesigen Spaß.“

Daneben genieße er von Zeit zu Zeit kleinere Radtouren mit seiner Ehefrau und inzwischen auch mal längere Reisen, für die früher keine Zeit war. „Vor einiger Zeit haben wir drei Wochen auf unserem Boot verbracht, in den Niederlanden“, erzählt er. „Das war vielleicht das vierte Mal in meinem Leben, dass ich überhaupt drei Wochen Urlaub gemacht habe.“

Die Verbindung zum Wasser bleibt also, auch knapp 60 Jahre nach Friedhelm Deuters ersten Paddelschlägen beim KSC Lünen. Und irgendwie passt es dann, dass sein Lebensmotto, das auch seine berufliche Laufbahn beeinflusst habe, offensichtlich ebenfalls dem Sport entlehnt ist: „Für mich waren immer Fair Play und ein großer Schlag Demut wichtig.“ Und Heimatverbundenheit, möchte man hinzufügen.