Ärztinnen aus Syrien und Kolumbien am Klinikum Lünen „Lieben es, Frauen zu begleiten“

Neue Ärztinnen aus Syrien und Kolumbien in der Lüner Frauenklinik
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Ärztlichen Nachwuchs zu finden, wird auch für Krankenhäuser immer schwieriger. Die Frauenklinik des St. Marien Hospitals in Lünen hat sich international aufgestellt. In der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe von Chefarzt Dr. Donat Romann arbeiten seit August zwei Assistenzärztinnen mit internationaler Herkunftsgeschichte.

Während Orkina Hanna-Saati (29) vor zehn Jahren aus Syrien kam und in Essen und Bochum Medizin studierte, hat Alexandra Amaya Perez (29) in Kolumbien die Uni besucht. Das Problem: Ihre staatliche Erlaubnis von Kolumbien, die Approbation als Ärztin, wird in Deutschland nicht anerkannt. In Dortmund scheiterte daran die Aufenthaltserlaubnis von Alexander Amaya Perez. Dass es in Lünen geklappt hat, sei der Ausländerbehörde und auch dem Bürgermeister zu verdanken, sagt der Chefarzt.

Er ist froh über die jungen Medizinerinnen. Sie wollen am St. Marien Hospital, dem akademischen Lehrkrankenhaus der Uni Münster, ihre Ausbildung zur Fachärztin absolvieren. Im Fall von Alexandra Amaya Perez läuft bei der Bezirksregierung ein Gutachterverfahren, mit dem die Approbation überprüft wird. Sie hat eine 40-Prozent-Stelle. Dass sich beide für die Frauenheilkunde entschieden haben, hat ganz unterschiedliche Gründe.

Zwei Babys
Bundesweit sind die Geburten um 10 Prozent gesunken. Der Trend ist auch in der Frauenklinik des St. Marien Hospitals spürbar. © picture alliance / Waltraud Grub

Keine Zukunft in der Heimat

Der Krieg in Syrien hat Orkina Hanna-Saatis Leben verändert. In Damaskus sah sie keine Zukunft mehr. Dank ihrer guten Abinoten konnte sie sich noch in der Heimat um einen Sprachkurs und einen Studienplatz in Deutschland bewerben. „Alles ging ganz schnell“, erinnert sie sich. Während des Studiums nutzte sie freie Zeit für ein Praktikum in einer gynäkologischen Praxis: „Ich war fasziniert davon, schwangere Frauen und junge Mädchen zu begleiten.“ Inzwischen sieht sie sich bestätigt: Das Glück von Eltern zu sehen, die ihr Baby in den Armen halten, zu erleben, dass Frauen mit Krebs gute Perspektiven haben, das motiviert sie in ihrem Beruf. Im St. Marien Hospital fühlt sie sich willkommen und gut unterstützt.

Drei Jahre hat Alexandra Amaya Perez bereits in Kolumbien als Ärztin gearbeitet. Einen Platz zur Facharzt-Weiterbildung zu finden, sei dort schwer, berichtet sie, zumal sie sich neben der Frauenheilkunde auch für funktionelle Medizin interessiert. Über die Sozialen Medien bekam Alexandra Amaya Perez Kontakt zu zwei Kolumbianern in Düsseldorf und machte sich auf den Weg nach Deutschland. Seit Oktober 2022 lernt sie Deutsch und hat auch die fachsprachliche Prüfung für ihre Berufserlaubnis abgelegt. Dass sie sich für Frauenheilkunde interessiert, hat sie ihrem Onkel zu verdanken. Er wollte Gynäkologe werden, wurde es dann aber nicht. Doch in seinen Büchern hat Alexandra Amaya Perez früh gelesen und war fasziniert.

„Ich liebe Geburten“

„Ich liebe Geburten“, sagt Alexandra Amaya Perez. In Kolumbien habe sie bereits Schwangere betreut und gesehen, „dass mit Geduld vieles klappt“. Doch das System in ihrer Heimat sei anders: Es gebe keine Hebammen, in Bogota würde viel per Kaiserschnitt entbunden.

Die Gynäkologie und Geburtshilfe am St. Marien Hospital ist im Zuge der anstehenden Krankenhausreform in ihrer qualitativ hochwertigen Arbeit bestätigt worden. Es habe keine Kürzungen gegeben, erklärt Donat Romann. Das zertifizierte Brustzentrum mit 150 Fällen pro Jahr ist ebenso anerkannt worden wie die Geburtshilfe.

Dass sich bundesweit immer weniger junge Erwachsene für ein Kind entscheiden, ist auch im St. Marien Hospital spürbar. Allgemein sank die Zahl der Geburten um 10 Prozent, das sei auch in Lünen so. Die Zahlen blieben aber konstant.