Jörg Hamann (2.v.l.), Ausbildungsberater bei der Handwerkskammer Dortmund, Reiner Horstmann (m) Stadthandwerksmeister (Wienholt & Horstmann GmbH & Co. KG), Marco Bischoff (2.v.r.), Ausbildungsberater der IHK Dortmund und Katja Kortmann (r.), Geschäftsführerin des Hotel Esplanade in Dortmund und Regionalbotschafterin des Netzwerks Unternehmen integrieren Flüchtlinge, sprachen über Chancen und Probleme bei der Ausbildung von Flüchtlingen. © Stachelhaus

Talkrunde

Frau als Chefin akzeptieren lernen - Wie wird die Ausbildung von Flüchtlingen zum Erfolg?

Flüchtlinge ausbilden ist eine große Herausforderung. Sie kann trotz Problemen mit Sprachen, Ämtern und kulturellen Unterschieden gelingen. Mancher muss Frauen als Chefin akzeptieren lernen.

Lünen

, 07.11.2019 / Lesedauer: 3 min

In einer Talkrunde mit dem Titel „Herausforderungen erfolgreich meistern“ im Bauverein zu Lünen berichteten Unternehmer, Ausbilder und Berufsberater unterschiedlicher Couleur von ihren Erfahrungen mit der Ausbildung von Flüchtlingen. Eingeladen hatten das Multikulturelle Forum und die Stadt Lünen.

Das sich der Mehraufwand lohnt, davon ist Katja Kortmann, Geschäftsführerin des Hotel Esplanade in Dortmund und Regionalbotschafterin des Netzwerks Unternehmen integrieren Flüchtlinge überzeugt.

„Die Wertschätzung ist etwas Besonderes. Das ist ein tolles Gefühl“, sagt Kortmann. Von den 35 Mitarbeitern ihres Unternehmens haben mittlerweile vier einer Fluchtgeschichte.

Startprobleme mit gegenseitigen Ausschlusskriterien

Auch im Elektroinstallationsbetrieb von Reiner Horstmann, Stadthandwerksmeister von Lünen und Geschäftsführer von Wienholt & Horstmann, sind drei Flüchtlinge beschäftigt. „Wir sind sehr zufrieden“, so Horstmanns Kurzfazit.

Bis dahin gab es aber auch einige Probleme zu bewältigen. Denn es ergaben sich beim ersten Anlauf, einen geflüchteten Albaner auszubilden, gegenseitige Ausschlusskriterien. Ohne Lehrvertrag gab es keine Wohnung, ohne Wohnung keinen Lehrvertrag.
Zahlen und DatenFörderung von Geflüchteten von Jobcenter und Agentur für Arbeit428 Teilnehmer im „Kontext Flucht“ waren laut Bundesagentur für Arbeit im Juli 2019 im Kreis Unna in sogenannten „Arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen“, sprich sie wurden gefördert.Der größte Teil von Ihnen, insgesamt 195 Teilnehmer, war in Maßnahmen zur „Aktivierung und beruflichen Eingliederung“.98 Teilnehmer gab es im Bereich „Berufswahl und Berufsausbildung“, 66 bei der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit, 56 weitere in beruflichen Weiterbildungen.Laut Bundesagentur für Arbeit „erfolgt eine Zählung von Förderfällen bzw. Teilnahmen, nicht von Personen. Folglich wird eine Person, die in einem Zeitraum oder an einem Zeitpunkt mehrere Förderleistungen erhält, mehrfach als Förderfall gezählt.“

Außerdem war der junge Mann von der Ausweisung bedroht. Erst nach einigem Hin und her mit der Verwaltung konnte man zumindest zusichern, dass der Albaner die Ausbildung in Deutschland auch beenden durfte.

Eine noch grundlegendere Problematik sei die Sprache. Denn auch bei allem guten Willen von beiden Seiten: Ohne Kommunikation geht es nicht. Weder im Betrieb, noch in der Berufsschule. „Sprachkurse sind unglaublich wichtig“, sagt Jörg Hamann, Ausbildungsberater bei der Handwerkskammer Dortmund.

Dank vieler Netzwerke gebe es dabei heute viel mehr Hilfe, als noch vor einigen Jahren, sagt Katja Kortmann.

Frau als Chef akzeptieren lernen

Und auch kulturelle Unterschiede und damit einhergehende Probleme spricht Kortmann offen an. Frauen in Führungspositionen müsste mancher erst akzeptieren lernen. Innerbetriebliche Ansprechpartner für die Geflüchteten aus einem ähnlichen Kulturkreis könnten helfen. Und Durchsetzungsvermögen. Denn verhandelbar ist die Hierarchie von Chefin zu Auszubildendem nicht.

Nach der Talkrunde ging es im Bauverein zu Lünen in Workshops weiter. Jörg Hamann, Ausbildungsberater bei der Handwerkskammer Dortmund erarbeitete mit jungen Geflüchteten, was man für einen guten Start in die Ausbildung braucht. © Stadt Lünen

Im Gegenzug dürfe auch der Betrieb die Psyche der Geflüchteten nicht vergessen. Sie haben oft Schreckliches erlebt vor und/oder während Flucht. „Dieser Verantwortung muss sich jeder Betrieb stellen“, sagt Kortmann.

Positiv bleiben und sich engagieren

Zu den potenziellen neuen Arbeitskräfte von Morgen sagt Hamann: „Bleiben sie positiv und motiviert, kennen sie ihre Stärken und Schwächen.“

Und warum sollte man sich als Betrieb überhaupt die Mühe machen und Geflüchtete einstellen? „Das sind engagierte und motivierte Mitarbeiter“, sagt Hamann.

Vielen Dank für Ihr Interesse an einem Artikel unseres Premium-Angebots. Bitte registrieren Sie sich kurz kostenfrei, um ihn vollständig lesen zu können.

Jetzt kostenfrei registrieren

Einfach Zugang freischalten und weiterlesen

Werden auch Sie RN+ Mitglied!

Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.

Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung

Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung durch Klick auf den Link in der E-Mail, um weiterlesen zu können.
Prüfen Sie ggf. auch Ihren Spam-Ordner.

E-Mail erneut senden

Einfach Zugang freischalten und weiterlesen

Werden auch Sie RN+ Mitglied!

Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.

Sie sind bereits RN+ Abonnent?
Jetzt einloggen