Die Botschaften der Mitteilung des IT-Dienstleisters itemis aus Lünen sind einfach und deutlich: Das Unternehmen wird saniert, alle Leistungen werden ohne Einschränkungen fortgeführt, Löhne und Gehälter sind gesichert. Damit reagiert das Unternehmen auf das am Dienstag (30.) eingeleitete Verfahren zur Insolvenzeröffnung: Ein „Verfahren in Eigenverwaltung“, wie das Unternehmen in der Mitteilung betont.
Darin ist zudem von „finanziellen Herausforderungen“ die Rede, weitere Ursachen für diese „angespannte Lage“ werden jedoch nicht genannt. itemis-Vorstand Franz-Josef Schürmann hatte gegenüber dieser Redaktion zuletzt von einem Auftragsrückgang aus der Automobilindustrie gesprochen, eine konkretere Nachfrage beantwortete Marvin Bauernfeind, der als gerichtlich bestellter Sachwalter das Verfahren überwacht, nicht: „Ich bitte um Verständnis, dass in der aktuellen und frühen Findungsphase derlei Informationen [...] nicht ausgereicht werden können, weil es dazu schlichtweg noch zu früh ist und planerische Entscheidungen erst noch zu treffen sind.“ Damit bleiben auch die Fragen nach den konkreten Maßnahmen und möglichen Kündigungen offen. Schürmann hatte zuletzt erklärt, dass es bereits Entlassungen gegeben habe.
Immerhin zitiert itemis in der Mitteilung den Vorstandsvorsitzenden Jens Wagener unter anderem so: „Die Sicherstellung einer zukunftsfähigen Position für die itemis AG verdeutlicht unsere Verpflichtung gegenüber unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als auch gegenüber unseren Kunden.“
itemis-Mitarbeiter informiert
Begleitet wird itemis nicht nur vom vorläufigen Sachwalter Bauernfeind, sondern auch von der auf Sanierung spezialisierten Kanzlei Husemann & Partner, für die Dr. David Bunzel spricht: Es gehe darum, das Unternehmen wieder „auf soliden wirtschaftlichen Grund“ zu stellen. Das Verfahren in Eigenverwaltung biete „den notwendigen Gestaltungsspielraum für einen Neuanfang“. Und weiter: „Ich bin zuversichtlich, dass wir nachhaltige Lösungen finden werden.“ Derzeit werde ein Plan dafür entwickelt.
Die Mitarbeiter sind über diese Entwicklungen laut Mitteilung am 31. Juli in einer Mitarbeiterversammlung informiert worden. Wie berichtet, beschäftigt itemis alleine in Lünen 100 Mitarbeiter, insgesamt sind es über die verschiedenen Standorte sogar 350.
itemis bietet seinen Kunden nach eigenen Angaben „individuelle Lösungen für Unternehmensanwendungen sowie Software-Tools für die Entwicklung von embedded Systemen“. Das Unternehmen ist wiederholt ausgezeichnet worden, zuletzt mit dem „Top Job“-Siegel als bester Arbeitgeber im Mittelstand. Dabei betont das Unternehmen stets die besondere Arbeitskultur, die sich unter anderem durch Vertrauensarbeitszeit und eine Vier-Tage-Woche mit einem bezahlten Arbeitstag für persönliche Weiterbildung auszeichnet. In der IT-Branche sind Fachkräfte gefragt, Arbeitgeber stehen also in großem Wettbewerb.
Vorteile in Eigenverwaltung
Dass itemis die Sanierung in Eigenverwaltung durchziehen will, hat vor allem den Vorteil, dass die Kontrolle beim Unternehmen selbst bleibt - es kann auch weiter über das Vermögen verfügen. Anstelle eines Insolvenzverwalters gibt es einen Sachwalter, der mit einer Aufsichtsfunktion „sowohl das Interesse der Gläubiger als auch das Wohl des Unternehmens“ im Blick hat, wie Sachwalter Bauernfeind in der Mitteilung zitiert wird. Während normale Insolvenzverfahren häufig in der Abwicklung des Unternehmens enden, kann ein Unternehmen im Selbstverwaltungsverfahren auch gerettet werden.
itemis hatte angekündigt, im Herbst vom Lüntec in Brambauer an den Dortmunder Hafen zu ziehen, genauer in den „Lensing Media Port“. Dabei handelt es sich um ein Projekt des Unternehmens Lensing Media, das auch die Ruhr Nachrichten herausgibt.