Fasst euch an die eigene Nase, liebe Verbraucher! Mindestlohn bedroht die Lebensmittel-Produktion

Fasst euch an die eigene Nase, liebe Verbraucher!
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Volontär Julius Obhues

Die Landwirte in Deutschland haben traditionell eine starke Lobby. Wie viel Macht die Bauern haben, wurde nicht zuletzt bei den Protesten im vergangenen Jahr klar. Manchmal schießen sie über das Ziel hinaus. Doch in diesem Fall sollten wir Konsumenten auf die Bauern hören, sonst bereuen wir es.

Die Sozialdemokraten haben sich in den Koalitionsverhandlungen – erfolgreich – für einen Mindestlohn von 15 Euro eingesetzt. Ein gutes Instrument, damit die Menschen wieder mehr Geld in der Tasche haben? Auf jeden Fall! Zumal Ökonomen wie Marcel Fratzscher argumentieren, der Binnenkonsum würde dadurch steigen. Gut für die Wirtschaft also.

Nur wie so oft hat Politik immer zwei Seiten – und in diesem Fall bedeutet die zweite Seite Verlust und Gefahr.

Friedrich Merz (li.) und Lars Klingbeil
Die SPD unter Führung von Lars Klingbeil (rechts) will eine Mindestlohnerhöhung um jeden Preis. CDU-Chef Friedrich Merz (li.) hält davon wenig. © picture alliance/dpa

60 Prozent der Ausgaben für Lohnzahlungen

Landwirte wie Vitus Schulze Wethmar in Lünen und Hubertus Bleckmann aus Bork sind in Sorge. Eine Erhöhung des Mindestlohns würde auch für ungelernte Saisonarbeiter greifen. „Auch die haben einen Anspruch, fair bezahlt zu werden“, kann man argumentieren. Und niemand würde widersprechen – auch die Bauern nicht. Nur würde ein Lohnanstieg von 17 Prozent das Hofsterben und die Preissteigerungen in Deutschland weiter beschleunigen. Schulze Wethmar kalkuliert aktuell bereits 60 Prozent seiner Ausgaben für Lohnzahlungen.

Und die Belastung ist ohnehin groß. Bleckmanns größter Wunsch an die Politik? „Planungssicherheit!“, sagt er wie aus der Pistole geschossen. Immer mehr Auflagen, immer weniger Zeit für die Bauern das zu tun, was sie am besten können: raus aufs Feld. Schulze Wethmar gibt an, 75 Prozent seiner Zeit mit Bürokratie zu verbringen, nur 25 Prozent mit der praktischen Arbeit.

Gibt es in Deutschland kaum noch Landwirte, wird noch mehr im Ausland produziert. In Asien, in Südeuropa und fast im gesamten Rest der Welt ist das Lohndumping weitaus größer. Wenn für ungelernte Saisonarbeiter der Mindestlohn bei 12,82 Euro bleiben würde, wäre das weit entfernt von Ausbeutung – es ist zum Teil das vierfache von dem, was die Menschen in ihren Heimatländern verdienen.

Heimische Landwirtschaft bedeutet Sicherheit

Es geht dabei aber nicht nur um den Mindestlohn. Es geht auch um Sicherheit. Seit Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine wollen wir uns unabhängig machen, insbesondere von Energie und Gas. Wenn wir die Nahrungsversorgung im Ernstfall nicht sicherstellen können, hätten wir ebenfalls ein gravierendes Problem.

Die Bauern fordern berechtigterweise Planungssicherheit und weniger Bürokratie. Und ja – sie haben auch mehr Wertschätzung verdient. Das muss nicht nur die Politik, das müssen auch wir Bürger verstehen. Dafür müssen wir aber Discounter gegen Hofladen eintauschen!