Fargo, Jane und Epitaph in Lünen Rocklegenden überzeugten im Heinz-Hilpert-Theater

Fargo, Jane und Epitaph: Rocklegenden überzeugten im Heinz-Hilpert-Theater
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In einen tönenden Rockpalast verwandelte sich das Heinz-Hilpert-Theater wieder einmal am Freitag (10.2.). Da gab es ein Wiedersehen und ein lautstarkes Wiederhören mit drei Bands, die Rockgeschichte geschrieben haben und durch Tourneen und Veröffentlichungen immer noch schreiben: Fargo, Jane und Epitaph. Sie gehören zu den bekanntesten Vertretern des Deutschrock, der auch liebevoll „Krautrock“ genannt wird.

Die Anheizerfunktion übernahm die Band Fargo, 1973 in Hannover gegründet und damit eine der ältesten aktiven Rockbands Deutschlands. Mit „Gimme that bone“ drehten sie gleich voll auf und ließen auch bei „Leave it“ und „I’m a loser“ nicht nach.

Gekonnt mischten sie Altes mit Neuem, wobei Schlagzeuger Nikolas Fritz immer wieder Gelegenheit hatte, mit vollem Körpereinsatz und wallender Mähne auf seine Percussion-Instrumente einzuschlagen und so sein Können unter Beweis zu stellen.

Auch Bassist „Fargopedda“ Knorn, der schon zu den Gründungsmitgliedern gehörte, zeigte, dass er in den 50 Jahren seiner Musikerlaufbahn nichts verlernt, sondern eher noch dazugewonnen hat.

Ungewohnte Hörerlebnisse

Zwischendurch sorgte Gitarrist Peter Ladwig für ungewohnte Hörerlebnisse. Er setzte die einst von Peter Frampton bekannt gemachte „Talkbox“ ein, die über einen Schlauch den Gitarrensound in den Mund des Sängers überträgt und so maschinell klingende Töne erzeugt. Als Fargo nach einen guten halben Stunde die Bühne verließ, um für die Nachfolgenden Platz zu machen, hätte manch einer der Zuhörenden wohl gern noch etwas mehr von ihnen gehört.

Ein Heimspiel hatte die Band Epitaph, die 1970 in Dortmund gegründet wurde, später dann nach Hannover umsiedelte und auch in den USA erfolgreich war. Unter den Zuhörenden waren auch Fans aus der Gründerzeit, die die Band noch in der Gründungsphase im legendären „Fantasio“ erlebt hatten. Das war der damals wildeste Club Dortmunds, in dem zentral ein großer Zahnarztstuhl thronte, unter dessen Decke immer Haschisch-Wolken schwebten.

Schlagzeuger Nikolas Fritz von Fargo beherrschte sein Schlagzeug.
Schlagzeuger Nikolas Fritz von Fargo beherrschte sein Schlagzeug. © Foto Textoris

Frontmann Bernd Kolbe, der bereits mit 12 Jahren Auftritte hatte, glaubte sich zu erinnern, dass er bereits vor 50 Jahren einmal in Hilpert-Theater auf der Bühne stand.

Beethoven bis Mozart

Er forderte das Publikum auf, sich mit dem Hinterteil auf den Sitzen zu bewegen und so im Sitzen zu tanzen. Das klappte aber nicht ganz, die Gäste im Saal bewegten zu „Looking for a friend“, „Lost in America“ und „Ride the storm“ lieber Kopf und Oberkörper. Bei der Festlegung der Songs und ihrer Reihenfolge hatte man den Eindruck, dass sie diese im Hinblick auf die Stimmung im Publikum spontan auswählten. Auch hier gab es eine kleine Überraschung, als Gitarrist Heinz Glass von Beethoven über Le Reve und bei Mozarts Kleiner Nachtmusik landete und dieses Medley als Vorspiel für den nächsten Titel wählte.

Cliff Jackson und Bernd Kolbe von der Dortmunder Band Epitaph gaben alles.
Cliff Jackson und Bernd Kolbe von der Dortmunder Band Epitaph gaben alles. © Foto Textoris

Als letzte Gruppe kam Peter Pankas Jane auf die Bühne, eine Formation, die ihren Ursprung auch in Hannover hat. Der Namenszusatz wurde ihr nach gerichtlichen Auseinandersetzungen nach Trennungen und Neugründungen auferlegt. Zwischen ihnen und Epitaph besteht eine enge Verbindung, denn ihr Gitarrist Klaus Walz spielte früher zeitweise auch bei Epitaph.

4,5 Stunden Musik

Neben den Klassikern wie „Fire, Water, Earth and Air“ präsentierten sie auch neuere Titel aus jüngeren Alben. Beim Blick in den Theatersaal lobte Walz die „schicke Location“, stellte aber auch Veränderungen gegenüber früher fest. „Damals haben die Zuhörer auf Decken gelegen und wie wir sich eine Tüte gedreht, heute sitzen sie in bequemen Sesseln und wir trinken Mineralwasser.“

Auch bei Jane haben die Männer um Frontmann Klaus Walz (l.) das Spielen nicht verlernt.
Auch bei Jane haben die Männer um Frontmann Klaus Walz (l.) das Spielen nicht verlernt. © Foto Textoris

Durch ein aufgerüstetes Keyboard wurden dem Publikum bei Jane auch elektronische Klänge geboten, die hin und wieder an Pink Floyd erinnerten, insgesamt war es aber doch „hand made music“, die begeisterte.

Nach 4,5 Stunden war das Konzert zu Ende. Für viele der Zuhörenden viel zu früh, weil sie lautstark Zugaben forderten. Die wurden aber nicht gegeben und auch die im Programm angekündigte gemeinsame Jam-Session fiel aus, weil die Akteure auf das Recht auf Feierabend für die Bühnenbediensteten hinwiesen. Zuschauer Franz-Josef Fedrau, der alle drei Gruppen seit ihren Anfängen kennt, äußerte sich begeistert: „Das war alles genauso, wie ich es mir vorgestellt habe.“