
© Kristina Schröder Photography / Montage Klose
Familien im Oster-Stress: Kein Ausweg aus der Geschenke-Hölle?
The Fretful Father
Unser Fretful Father fragt sich, wieso der Osterhase eigentlich zum Ersatz-Christkind geworden ist. Seine Theorie hat was mit dem Teufel zu tun. Und mit der Erkenntnis, machtlos zu sein.
Ich schicke vorweg, dass ich katholisch bin, durchaus aus Überzeugung sowie dank konservativem niederrheinischen Background. Heißt: Ich finde Jesus Christus und seine Message ziemlich gut. Problematisch ist, dass die Frohe Botschaft aktuell wenig mit dem zu tun hat, was die Katholische Kirche - meine Kirche - so anstellt. Darauf will ich heute aber nicht näher eingehen, denn davon könnte man zig Kolumnen dieser Art füllen. Und am Ende würde es höchstens dazu führen, dass ein Geistlicher, der im normalen Leben von einem Gericht verurteilt würde, sich vom Papst eine Auszeit genehmigen lässt.
Also eigentlich hätten wir an Osten ja so richtig Grund zum Feiern. Schließlich sind wir Deutschen nicht nur das Volk der Dichter und Denker, sondern auch das Land der frommen Christen. Wer bei uns jemanden rassistisch beleidigt, muss mit einer Gefährdungsansprache rechnen. Aber wehe, es wird an Karfreitag öffentlich der Film „Das Leben des Brian“ gezeigt. Dann gibt es eine Strafanzeige. Mindestens. Man muss da klare Prioritäten setzen.
Keine Chance gegen das Dauerfeuer
Mich wundert, dass die Katholische Kirche die aktuelle Situation noch nicht für ein Wiederaufleben des Ablasshandels genutzt hat. Sich von zuhause bequem von den Sünden per Paypal freikaufen, das würde glaube ich funktionieren. Zumal ein Großteil der Familien ja ohnehin derzeit in der Shopping-Hölle festhängt, denn neben dem Christkind ist offenbar auch der Osterhase ins Geschenke-Business eingestiegen.
Es ist nicht so, dass meine Frau oder ich das bei unseren Kindern forciert hätten. Im Gegenteil. Trotzdem fangen viele Gespräche in den vergangenen Tagen am Frühstückstisch mit der Frage an, was der Osterhase bringen wird. Unsere Antwort „Bunte Eier und vielleicht ein paar Süßigkeiten“ wird von der Gegenseite abgelehnt. Ein paar „Kleinigkeiten“ dürften es schon sein. Und vielleicht passt ja doch diese Video-Spielekonsole in den Korb auf Meister Lampes Rücken?
Nun würde ich bei aller Selbstkritik unsere Kinder nicht als verwöhnt oder verzogen beschreiben. Aber gegen das Dauerfeuer in Radio, Fernsehen und geschickt platzierten Anzeigen in Kindermagazinen ist kein Verstand immun. Wir mögen ja ein Land der frommen Christen sein, aber wir glauben eben auch - und vielleicht noch ein bisschen mehr - an die heilsame Kraft von Geschenken, wie sie uns zwar nicht die Bibel, aber die Wirtschaftswissenschaft lehrt, wenn auch in subtiler Form.
Ich mache da keine Ausnahme: Nach der x-ten Diskussion, die grundsätzlich immer im Chaos zum Nachteil der Eltern endet, erscheint mir die Möglichkeit, dem Osterhasen dann halt einfach ein paar verdammte Geschenke in den Korb zu legen, damit er die an Ostersonntag im Garten verteilt, die wesentliche attraktivere Lösung. Bunte Eier und Schokohasen allein würden hingegen dazu führen, dass unsere Nachbarn drei Häuser weiter detailliert über den Gemütszustand unserer Kinder informiert werden.
Gegen Aufmerksamkeiten spricht nichts
Andererseits: Vielleicht ist das die letzte Versuchung, mit der uns der Teufel doch noch auf seine Seite ziehen will. Das würde mir gefallen, denn dann wären die ganzen Typen in den Konzernen ja...ach, lassen wir das. Das wäre auch gemein gegenüber den Händlern vor Ort, die im Gegensatz zu den Großkonzernen Gesichter haben und sich an Ostern vielleicht ehrlich über Kundschaft freuen.
Wobei generell ja auch überhaupt nichts dagegen spricht, seinen Liebsten kleine (oder auch große) Aufmerksamkeiten zu kaufen. Nur braucht es dafür nicht Ostern oder Weihnachten. Diese Feste sollten wir dafür nutzen, mal runterzufahren, zu entspannen, und statt wütende Kolumnen zu schreiben einfach mal daran zu denken, welchen Sinn die Frohe Botschaft für uns haben könnte. Ich wünsche Ihnen ein frohes und gesegnetes Osterfest!
ZWISCHEN BESORGT UND VERÄRGERT
In seiner Kolumne „The Fretful Father“ schreibt Reporter Daniel Claeßen über Dinge, die ihn als Familienvater bewegen. Und auch wenn er die Probleme seiner Kinder stets ernst nimmt, ist hier nicht immer alles ernst gemeint. Der Titel der Kolumne ist angelehnt an das „Fretful Mother Magazine“ aus der Serie „Die Simpsons“. Womit auch klar ist, dass hier immer mal wieder das Kind im Manne durchkommt. Außerdem kann „fretful“ nicht nur „besorgt“, sondern auch „quengelig“, „weinerlich“ und „verärgert“ bedeuten - womit die Gefühlsspanne unseres Autors ziemlich gut abgebildet wird.Journalist, Vater, Ehemann. Möglicherweise sogar in dieser Reihenfolge. Eigentlich Chefreporter für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen. Trotzdem behält er auch gerne das Geschehen hinter den jeweiligen Ortsausgangsschildern im Blick - falls der Wahnsinn doch mal um sich greifen sollte.
