
© Alina Piwellek
Trotz Jobs und Finanzierung: Familie aus Lünen findet kein passendes Haus
Immobilienmarkt
Die Jobs sind da, die Bank hat ihr OK zur Finanzierung gegeben - trotzdem sucht eine Lüner Familie vergeblich nach einem Eigenheim. Trotz steigender Preise gilt: Wer zögert, zieht den Kürzeren.
Seit zwei Jahren sind Alina und Marvin Piwellek auf der Suche nach ihrem Zuhause. Bisher leben sie mit ihren zwei Kindern in einer Drei-Zimmer-Wohnung in Horstmar - und die wird mittlerweile zu klein. „Die generell steigenden Mieten waren letztlich der Anlass, dass wir uns nach etwas Eigenem umsehen wollten“, sagt Alina Piwellek. „Wir wollen keine 1500 Euro im Monat kalt zahlen.“ Doch ganz so einfach, wie sich das Paar das gedacht hatte, ist es nicht. Im Gegenteil.
Beide haben einen Job, sogar die Finanzierung mit der Bank ist bereits abgesprochen. „Ohne eine solche Bestätigung braucht man ja heute schon gar nicht mehr irgendwo anzufragen“, weiß das Paar aus leidlicher Erfahrung. Das Budget liegt bei rund 300.000 Euro. „Wir wären aber auch bereit, für gewisse Dinge mehr zu zahlen, beispielsweise für ein Haus in Niederaden oder Horstmar.“
Anzeigenanbieter, Makler und Banken hatte das Paar auf passende Immobilien angesetzt. „Einmal versprach uns der Makler, dass wir ein Haus auf jeden Fall besichtigen könnten. Doch als wir dann später einen Termin vereinbaren wollten, war es schon verkauft.“ Ein Phänomen, dass sich wiederholen sollte: „Entweder, du kaufst sofort, oder du hast Pech.“
Preise in Lünen steigen je nach Lage
Angesichts der Immobilienpreise in Lünen ist das schon überraschend: Nimmt man die 100 von den Piwelleks gewünschten Quadratmeter als Richtwert, kostet der Quadratmeter in Lünen im Durchschnitt rund 2200 Euro. Zu diesem Ergebnis kommen diverse Vergleichsportale im Internet, die unter anderem die Kaufpreise ihrer eigenen Anzeigen, aber auch Bodenrichtwerte und Wohnlagen analysieren. Auch in Lünen kann der Stadtteil bis zu 1000 Euro pro Quadratmeter ausmachen: In Brambauer liegt er laut dem Portal „McMakler“ bei rund 1300 Euro, in Nordlünen bei 2500 Euro.
Das Portal „Wohnungsboerse.net“ hat anhand seiner gelisteten Immobilienanzeigen für Lünen die Entwicklung der vergangenen Jahre aufgelistet. 2011 kostete ein 100-Quadratmeter-Haus im Durchschnitt 1800 Euro pro Quadratmeter, 2019 waren es 2315 Euro. Lag Lünen damit 2011 noch über dem Landes- beziehungsweise Bundesdurchschnitt (jeweils rund 1700 Euro), liegt es mittlerweile darunter (jeweils rund 2400 Euro).
So oder so: Bei solchen Summen wollen Alina und Marvin Piwellek lieber sicher sein, nicht die Katze im Sack zu kaufen - weshalb zum Beispiel Zwangsversteigerungen für sie nicht in Frage kommen. Doch wer bei diesem Spiel nicht wagt, der gewinnt offenbar nicht: „Eine Wohnungsanzeige war um 15 Uhr im Internet geschaltet, als ich zwei Stunden später wegen eines Besichtigungstermins angerufen habe, war sie schon weg“, schildert die 25-jährige Lünerin einen weiteren Fehlschlag.
Für den Neubau fehlen Grundstücke
Auch ein Neubau wäre mittlerweile eine Option - wenn es denn Grundstücke gäbe. „Wir hatten auf die alte Gärtnerei in Niederaden spekuliert, aber die Grundstücke waren auch sofort vergeben.“ Zwei weitere Neubaugebiete an der Sedanstraße und in Lünen-Süd kämen ebenfalls in Frage. „Aber irgendwie kommt die Stadt hier nicht voran, die Grundstücke werden immer noch nicht freigeben, obwohl sie teilweise schon erschlossen sind.“
Dem entgegnet Stadtsprecher Benedikt Spangardt: „Für das Baugebiet Sedanstraße befindet sich der Bebauungsplan in Aufstellung. Wann die Vermarktung beginnen kann, ist noch nicht vorhersehbar.“ Der Bebauungsplan Jägerstraße sei rechtskräftig, das Gebiet jedoch noch nicht erschlossen. „Eine Vermarktung der Flächen kann frühestens 2021 erfolgen.“
Völlig entnervt hat sich das Ehepaar Piwellek nun an die Facebook-Gemeinde gewandt und in mehreren Lüner Gruppen des sogenannten Sozialen Netzwerks eine Suchanzeige veröffentlicht. „Es gab ein paar Antworten, einige sind im Sande verlaufen, bei anderen warten wir noch auf Rückmeldung“, gibt Alina Piwellek die Hoffnung nicht auf.
Journalist, Vater, Ehemann. Möglicherweise sogar in dieser Reihenfolge. Eigentlich Chefreporter für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen. Trotzdem behält er auch gerne das Geschehen hinter den jeweiligen Ortsausgangsschildern im Blick - falls der Wahnsinn doch mal um sich greifen sollte.
