Innenstadt
Ex-Mercedes-Fläche in Lünen: Bauverein macht folgenschwere Entdeckung
Hinter dem Bauzaun rund um die Ex-Mercedes-Fläche tut sich viel. Bauarbeiten sind das noch nicht. Der Bauverein bereitet das Grundstück vor und hat dabei eine unangenehme Überraschung erlebt.
Andreas Zarembas Büro im Obergeschoss hat bodentiefe Fenster. Der Blick kann ungehindert über die Lange Straße hinweg auf das gegenüberliegenden Grundstück fallen: eine Mischung zwischen Kraterlandschaft und Sandkasten XXL. 10.000 Quadratmeter groß ist das prominenteste Baugebiet der Stadt auf der ehemaligen Mercedes-Fläche. Von dem einstigen Autohaus ist nichts mehr zu sehen - zumindest nicht oberirdisch. Es gibt aber Spuren im Untergrund, von einer Art, mit der Zaremba und sein Team nicht gerechnet hatten: eine ungeahnte Herausforderung.
60 Wohnungen, Wohn- und Geschäftshaus und Tiefgarage
„Dass wir auf schwierigem Untergrund bauen würden, war uns immer klar“, sagt der Vorstandschef des genossenschaftlichen Bauvereins zu Lünen. Das kennen sie bereits vom Bau ihres Bürogebäudes vor elf Jahren. „Hier war das ehemalige Seseke-Bett.“ Die letzte Strecke des 30 Kilometer langen Flusses, bevor er in die Lippe mündet, verlief Ende der 1920er-Jahre durch den westlichen Rand der Innenstadt: direkt unter Zarembas Fenster und quer durch die Ex-Mercedes-Fläche. Das sei lange bekannt gewesen, als sich der Bauverein entschloss auf dem Grundstück 60 barrierefreie Wohnungen, Büros, Räume für eine Wohngemeinschaft, Gastronomie und ein großzügige Tiefgarage zu bauen. Etwas anderes nicht.
Belastetes Material lässt der Bauverein zu Lünen von der Ex-Mercedes Fläche abtransportieren. Ende des Jahres soll alles "sauber" sein. © Günther Goldstein
Die alten Bauunterlagen hatten keinen Hinweis darauf gegeben, was die Bauarbeiter jetzt fanden: jede Menge Stahlbeton-Pfähle im südlichen Bereich. Eine echte Schwierigkeit, um nachzuweisen, dass die Fläche frei von Kampfmitteln aus dem zweiten Weltkrieg ist: die Voraussetzung, die Baugenehmigung zu bekommen und mit den eigentlichen Bauarbeiten für das 36-Milionen-Euro-Projekt beginnen zu können. Bei der Suche nach Blindgängern orientieren sich die Experten an Metall im Erdreich. Ihre Geräte schlugen im regelmäßigen Anstand aus - wegen der Stahlpfähle.
Carsten Unterberg rechnet nicht mit Bombenfund, aber ...
„Es ist nicht mit einem Bombenfund auf der Fläche zu rechnen“, sagt Bauvereins-Vorstand Carsten Unterberg, der jetzt auch aus Zarembas Fenster auf das Grundstück guckt. Schließlich seien die Verantwortlichen in den 1950er-Jahren, als Mercedes baute und 100 Pfähle ins Grundstück rammen ließ, auch nicht lebensmüde gewesen. Unterbergs Behauptung alleine reicht aber nicht. Es braucht einen Nachweis der Kampfmittelfreiheit. Und den gibt es nur nach jeder Menge Sondierungsbohrungen durch ein Spezialunternehmen. „Das wird hier aussehen wie ein Schweizer Käse“, meint Unterberg. Und das kostet Geld und Zeit.
Dass im Herbst 2022 die 30 Monate währenden Bauarbeiten beginnen, ist nach Angaben der beiden Vorstandsmitglieder nicht mehr zu halten.
Beginn der Bauarbeiten verzögert sich
Er erwarte die Kampfmittelfreiheit zum Ende des Jahres, sagt Unterberg. „Und im Frühjahr fangen wir dann zu bauen.“ Erst die 60 Wohnungen, und wenn dafür der Rohbau fertig ist, anschließend auch das Wohn- und Geschäftshaus daneben an der Kreuzung Kurt-Schumacher-Straße/Viktoriastraße.
Der Bauverein will anders als vor fast 70 Jahren die Vorgänger von Mercedes keine Pfähle aus Stahlbeton in den Boden treiben, um ihn zu verdichten und die Tragfähigkeit zu vergrößern. Geplant sind stattdessen sogenannte Rüttelstopfsäulen. Ein Rüttelgerät verdrängt säulenförmig das Erdreich seitlich bis auf tragenden Grund. und verfüllt beim Herausziehen den so entstehenden Hohlraum mit Kies oder Schotter. „Als wir den Lippewohnpark bauten, haben wir auch so gearbeitet“, sagt Zaremba.
Lkw mit großen Anhängern biegen unter seinem Fenster auf das künftige Baugrundstück und laden auf: „Das ist alles belastetes Material.“ Es dürfe auf dem Wohnbau-Grundstück keine Verwendung finden.
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