Der langjährige Landrat Michael Makiolla, fotografiert im Café Ambiente in Unna.

© Kevin Kohues

Ex-Landrat Makiolla hat neuen Job: „Beneide meinen Nachfolger nicht“

rnPolitik im Kreis Unna

Jahrzehntelang prägte Michael Makiolla den Kreis Unna mit, davon 16 Jahre als Landrat. Seit einem Jahr ist er im Ruhestand, aber nicht untätig. Zwei Aufgaben sind ihm besonders wichtig.

von Kevin Kohues

Kreis Unna

, 31.10.2021, 16:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Ein Jahr ist es jetzt schon her, dass Michael Makiolla (65) nicht mehr Landrat des Kreises Unna ist. Nach Jahrzehnten in Spitzenämtern der Kreisverwaltung als Dezernent, Kreisdirektor und Landrat bedeutete die Amtsübergabe an Mario Löhr (50) für Makiolla zum 1. November 2020 gleichzeitig den Eintritt in den Ruhestand.

Ein Jahr danach geht es Makiolla bestens, im Gespräch mit dieser Redaktion sprüht er vor Energie und Lebensfreude. „Der Einschnitt war krass, aber er kam ja nicht überraschend“, blickt Makiolla zurück. Es mache einen großen Unterschied, ob man seinen Rückzug aus dem Amt selbst plane oder vom Wähler dazu gezwungen werde.

Und jetzt? Hat er nicht etwa Langeweile, sondern es geht ihm prächtig. „Ich lese viel, bin viel in Bewegung“, erzählt er und meint damit vor allem das Radfahren und Wandern mit Ehefrau Gabi.

„Die Arbeit im Kreis ist nicht leichter geworden“

Auf die Frage, ob ihm die Arbeit im Kreishaus nicht fehle, sagt Makiolla ganz offen: „Die Arbeit im Kreis ist nicht leichter geworden und ich beneide meinen Nachfolger nicht.“ Er sei sogar in gewisser Weise erleichtert, kein Getriebener seines Terminkalenders mehr zu sein. „Ich trage keine Armbanduhr mehr“, sagt er und zeigt zum Beweis seinen uhrlosen Arm, „ich habe sie ganz bewusst abgelegt.“ Der ganze Tag sei früher extrem durchgetaktet gewesen, jede Stunde, „eigentlich hatte man nur im Urlaub mal richtig frei“. Der Job habe auch dazu geführt, dass die Zahl persönlicher, privater Kontakte sehr überschaubar gewesen sei. „Jetzt habe ich mehr Möglichkeiten, Freundschaften zu pflegen“, sagt Makiolla und wirkt darüber sehr zufrieden.

Rotes Kreuz und Neue Philharmonie als Herzensangelegenheiten

Gänzlich ins Private hat sich die langjährige erste Mann im Kreis Unna freilich nicht zurückgezogen. Der Sozialdemokrat ist weiterhin ein politischer Mensch, hat den Bundestagsabgeordneten und Parteifreund Oliver Kaczmarek in dessen Wahlkampf unterstützt. Und er übt noch einige Ehrenämter aus, von denen ihm zwei besonders am Herzen liegen. Da ist zum einen das Rote Kreuz, dessen Vorsitzender im Kreis Unna Makiolla seit fast 15 Jahren ist und bleiben will.

Politisches Netzwerk als Vorteil für den Förderverein

Ebenfalls kein Geld bekommt er für ein Amt, das er erst vor wenigen Wochen übernommen hat: den Vorsitz des Fördervereins der Neuen Philharmonie Westfalen. Das Orchester unterstützte er schon als Landrat und half mit, es allen Sparzwängen zum Trotz zu erhalten. Mit der Übernahme des Fördervereinsvorsitzes kommt Makiolla einer Bitte von Generalmusikdirektor Rasmus Baumann nach. Die Bürgermeister der anderen Orchester-Träger Gelsenkirchen und Recklinghausen kennt er gut, die im Kreis Unna sowieso.

Sparen für eine über 100.000 Euro teure Harfe

Makiolla ist bestens vernetzt und insofern sicher bestens geeignet für die Lobbyarbeit. Und die ist nicht unwichtig, wie Makiolla anhand eines Beispiels illustriert. So investiere der Förderverein Geld in Instrumente, die keineswegs günstig seien. Zurzeit werde für eine Harfe gespart, die über 100.000 Euro koste.

Michael Makiolla mit Rasmus Baumann vor der Kamener Stadthalle: Der Generalmusikdirektor bat den ehemaligen Landrat erfolgreich darum, den Vorsitz des Fördervereins der Neuen Philharmonie Westfalen zu übernehmen.

Michael Makiolla mit Rasmus Baumann vor der Kamener Stadthalle: Der Generalmusikdirektor bat den ehemaligen Landrat erfolgreich darum, den Vorsitz des Fördervereins der Neuen Philharmonie Westfalen zu übernehmen. © Archiv/Stefan Milk

Mitglieder können schon ab einem Jahresbeitrag von 30 Euro dabei sein und sollen künftig in den Genuss exklusiver Vorteile kommen. Sie werden zu den Hauptproben eingeladen und zum Blick hinter die Kulissen. Genau wie die Abonnenten der Sinfonische Reihe in Kamen sind sie willkommen bei einem „Meet & Greet“ mit Rasmus Baumann am Donnerstag, 11. November, auf Haus Opherdicke. Es soll der Anfang einer neuen Reihe sein, in der sich nach und nach Mitglieder des Orchesters ganz persönlich vorstellen. „Das will ich mit anschieben“, sagt Makiolla und nennt auch das Schloss Cappenberg als potenziellen Veranstaltungsort.

Er bleibt also aktiv. Aber einen Fulltime-Job nimmt er nicht mehr an. Auch aus dem Geschehen im Kreishaus und Kreistag hält er sich raus, ist keiner, der ungefragt gute Ratschläge gibt. Und wie findet er seinen Nachfolger? „Er macht vieles anders als ich“, antwortet Makiolla. „Aber ich finde es gut, dass nach so langer Zeit mal ein Neuer kommt.“