Das Lippe-Hochwasser hat drastische Auswirkungen auf die Bahnstrecke zwischen Lünen und Dortmund. Am Mittwoch (27. Dezember) entschloss sich die DB, den Zugverkehr komplett einzustellen. Das Problem liegt am Bahndamm nahe der Kamener Straße. Dieser hatte sich durch den hohen Pegel mit Wasser vollgesogen - so voll, dass aus dem Brückenwiderlager, das an den Bahndamm anschließt, in den vergangenen Tagen schon Wasser ausgetreten und auf die Fahrbahn gelaufen ist.
Pendler müssen seitdem auf einen Schienenersatzverkehr ausweichen. Doch bei den Abfahrtszeiten und der Zahl der eingesetzten Busse gab es gleich nach Bekanntwerden der Sperrung große Diskrepanzen - je nachdem, wo Bahnfahrende ihre Informationen eingeholt haben. In der DB-App wurde bis Freitagvormittag angezeigt, dass der SEV dreimal in der Stunde zwischen Lünen und Dortmund verkehrt und zu den gleichen Zeiten startet, wie sonst auch die Züge der Linie RB50 und RB51 - also beispielsweise um 12.11 und 12.31 und um 12.50 Uhr.
Das Portal zuginfo.nrw - ein Dienstleister der Eisenbahnunternehmen Eurobahn, DB und dem Nationalexpress - gibt hingegen gänzlich andere Informationen an. „Ein Schienenersatzverkehr mit fünf Bussen der Firma Schiwy Reisen ist eingerichtet“, steht dort geschrieben. Laut dem dort hinterlegten Ersatzfahrplan starten die Busse immer um 20 vor und zur vollen Stunde in Lünen. Was ist nun korrekt?

Ein DB-Sprecher bringt auf Anfrage Klarheit in die Sache. Er sagt: „Die Zeiten bei zuginfo.nrw sind richtig.“ Im DB-Navigator und in der App habe man die neuen Zeiten für den SEV nicht so schnell hinterlegen können. Denn die Verantwortlichen müssen die Daten händisch einfügen. „Das ist ziemlich komplex und aufwendig. Aber wir holen das nach und stellen das heute richtig“, erklärt die Deutsche Bahn am Freitagvormittag.
Und tatsächlich ist kurze Zeit später schon eine Veränderung zu erkennen. Während am Mittwoch und Donnerstag im DB-Navigator noch drei SEV-Verbindungen angegeben wurden, sind sie gegen 12 Uhr am Freitag komplett verschwunden. Damit rudert die DB auch mit der Länge der Busfahrt zurück. Denn zunächst hatte das Zugunternehmen die Tour mit einer halben Stunde angegeben. In Wahrheit sind es aber gut 50 Minuten - also mehr als dreimal so lang wie sonst mit dem Zug.
Pendler brauchen deutlich länger
Auch Menschen, die etwa aus Selm, Bork oder Beifang kommen, können aktuell nur bis Lünen Hauptbahnhof fahren und müssen dann für eine Weiterfahrt zu den Halten Lünen-Preußen, Dortmund-Derne, Dortmund-Kirchderne und Dortmund in den Bus umsteigen. Das Problem hierbei: Für die RB50 wird kein Ersatzbus gestellt, nur für die Linie RB51, wie ein DB-Sprecher auf Anfrage bestätigt. Einen Grund hierfür nennt die Deutsche Bahn nicht. Wer etwa in Selm losfährt, benötigt für die Fahrt mit dem Ziel Dortmund also nicht mehr 31 Minuten, sondern 75 Minuten. In Lünen haben Bahnfahrende eine Umstiegszeit von zehn Minuten.
Einen noch größeren zeitlichen Mehraufwand müssen Pendler einplanen, die aus Richtung Münster nach Dortmund wollen. Denn die RB51 erreicht Lünen einmal in der Stunde immer um 11 nach. Bis aber der nächste Ersatzbus kommt, müssen sie gut eine halbe Stunde warten. Das Ziel Dortmund erreicht der SEV dann immer um kurz vor halb und um knapp zehn vor (Bsp. 12.28, 12.48 Uhr). Wer von dort zurück nach Lünen fahren will, muss den SEV um halb oder zehn nach nehmen (Bsp. 12.10, 12.30 Uhr). Den ganzen Fahrplan gibt es unter: zuginfo.nrw. Wichtig: Die für Neujahr (1. Januar) angekündigten Sonderzüge zwischen Dortmund und Coesfeld werden in einen Schienenersatzverkehr umgewandelt (Start Lünen: 2.56, 4.56, 6.56 Uhr).
Übrigens: Wer nicht den SEV nutzen will, kann von Lünen aus auch die Option über Brambauer nehmen. Hier müssten Pendler erst in den Bus C1 zum Verkehrshof und dort in die U41 Richtung Hörde umsteigen. Das dauert mit gut einer Stunde nur minimal länger als die Fahrt mit den bereitgestellten Ersatzbussen.

Derzeit ist die Streckensperrung bis zum 3. Januar angegeben. Ob das auch wirklich eingehalten werden kann, lässt sich aktuell nicht sagen, erklärt der DB-Sprecher. „Erst wenn das Wasser abgeflossen ist, können die Experten der Deutschen Bahn untersuchen, ob und - wenn ja - welche Schäden am Bahndamm entstanden sind.“ Schon am Donnerstag war neben der DB auch die Lüner Feuerwehr vor Ort, um sich mit einer Drohne ein Bild aus der Luft zu machen. Hier arbeite man Hand in Hand, so das Zugunternehmen.
Wenn der Lippe-Pegel aber bis zum 3. Januar nicht genug gesunken ist, könne die Brücke nicht für den Zugverkehr freigegeben werden, so die DB. Andersherum könnten über die Brücke auch früher wieder Züge fahren, wenn sich das Wasser schneller zurückzieht. Ob die neuen Regenfälle am Wochenende das zulassen, ist aber fraglich.
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