Knapp 7300 Unterschriften hat Sebastian Zindt aus Frechen bis Mittwoch (24. April) für seine Petition gesammelt. Er fordert, die Note der Abitur-Klausuren im Fach Erdkunde um einen Punkt heraufzusetzen. Die Kritik richtet sich auf die Themenauswahl für das NRW-Zentralabitur, die die Lehrer auch den Schülerinnen und Schülern in Lünen vorgelegt haben. Das sieht ein Lehrer aus Lünen anders. Themen und Fragen seien völlig in Ordnung.
„Die dreisten Nischenthemen ‚Energie in Namibia‘, ein obskures ‚Londoner Stadtprojekt‘ und die verworrenen ‚Bulgarien/EU-Raumstrukturen‘ stellen eine ungeheure Zumutung dar“, schreibt Philipp Paulik in den Kommentaren der Plattform Change.org, auf der Zindt die Petition am Dienstag (16. April) gestartet hatte. Die Aufregung in der Schülerschaft ist groß.
Die Petition ist insgesamt an zehn Entscheidungsträger aus der Landespolitik adressiert, darunter Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) und Schulministerin Dorothee Feller (CDU).
Keine Themenvielfalt
Ein weiterer Kritikpunkt der Schülerschaft ist die mangelnde Themenvielfalt. „Da es sich um Auswahlthemen handelte, unterschieden sie sich zu wenig und auch hier ließ keines der drei Themen eine eindeutig klare unterrichtsangebundene Fragestellung erkennen“, schreibt Userin Heike Sieben auf change.org.
Dass sich die Themen unterscheiden müssen, ist in den Vorgaben für die Konstruktion von Aufgaben für die schriftliche Abiturprüfung im Fach Geografie der Landesregierung verankert.
Auf Lücke lernen heißt Risiko
Für Simon Erling ist die Aufregung deutlich übertrieben. Der Lehrer für Deutsch und Erdkunde am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Lünen hält sowohl die Themenauswahl als auch die Fragen für absolut in Ordnung. Auf ihn wirke es vielmehr so, als ob die Schülerinnen und Schüler nicht ihre Wunschklausuren bekommen hätten. Beispielsweise sei das Londoner Stadtprojekt in der Qualifikationsphase sehr präsent gewesen, die anderen Themen habe er ebenfalls im Unterricht behandelt.
In diesem Jahr sei es scheinbar so gewesen, dass die Schüler nicht eines ihrer Wunschthemen, etwa Landwirtschaft, unter den Auswahlmöglichkeiten vorfanden. Außerdem habe er den Eindruck, dass die Schüler zu sehr „auf Lücke“ gelernt und sich damit in diesem Jahr verzockt haben. „Auch ein Erdkunde-Abi ist kein Wunschkonzert“, so Erling.
Anderer Position der Schüler
Seinen Schülern attestiert er, mit den Themen und Fragen gut zurechtgekommen zu sein. „Die Klausuren, die ich bis jetzt korrigiert habe, machen nicht den Eindruck, dass die Schüler die Fragen missverstanden haben.“
Außerdem sei direkt nach dem Klausurtermin nicht die Zeit, in der sich Schülerinnen und Schüler üblicherweise über die Abiprüfungen beschweren. „Die Beschwerden kommen meist erst, wenn die Note feststeht“, so Erling.

Schulministerium widerspricht
Die Vorwürfe der Schülerschaft will ebenso die zuständige Ministerin Feller nicht gelten lassen. Eine Kommission aus erfahrenen Lehrkräften habe die Aufgaben entwickelt, anschließend hätten Geografieprofessoren diese begutachtet, teilte ein Sprecher des Schulministeriums dem Kölner Stadt-Anzeiger mit.
Kampf für kommende Jahrgänge
Neben der Forderung, ihre eigenen Noten anzuheben, setzen sich die Unterzeichner der Petition für die Schüler ein, die in den kommenden Jahren die Abiturprüfung in Erdkunde ablegen. „Hoffentlich erleiden zukünftige Abiturjahrgänge nicht das gleiche Schicksal und können ihre ausgiebige Vorbereitung aus Unterricht und Lernphase vernünftig in der Abiturklausur zeigen.“