Welle der Hilfsbereitschaft für Erdbebenopfer in Lünen Spendenaufruf füllt mehrere Lkw

Von Johanna Pesch, Maximilian Konrad
Hilfsbereitschaft für Erdbebenopfer: Spendenaufruf füllt mehrere Lkw
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Die Resonanz war beachtlich. „Wir haben an nur einem Tag zwei Lkw vollbekommen“, erzählt Hasan Saylam, Besitzer des Handyladens Handy Island auf der Langen Straße in Lünen. Er engagiert sich für Menschen, die vom Erbeben an der türkisch-syrischen Grenze betroffen sind. Seit Dienstag (7. Februar) sammelt er Sach- und Geldspenden.

Der 36-Jährige hat selbst Verwandte in Kirsehir - nahe der Hauptstadt Ankara. Sie seien zwar nicht von dem Erdbeben betroffen, aber für Saylam sei es trotzdem eine Selbstverständlichkeit, den Menschen in den betroffenen Gebieten zu helfen. Bis Freitag (10. Februar) nimmt er weiter Geldspenden in bar vor Ort (Lange Straße 37), per Paypal (hasam.saylam@gmx.de) oder Überweisung (IBAN: DE93 4415 2370 0101 0188 93) an.

Das Geld geht an die Organisation „Kalbi Selim“, die sich für vor allem für Waisenkinder und beeinträchtigte Familien in der Stadt Bursa einsetzt. Zudem können Sachspenden können beim Clubhaus des TSC Kamen (Gutenbergstraße 2, Kamen) abgegeben werden.

In seinem Laden in der Lüner Innenstadt sammelte Hasan Saylam die Pakete.
In seinem Laden in der Lüner Innenstadt sammelte Hasan Saylam die Pakete. © Hasan Saylam

Wegen der kalten Temperaturen werden besonders Winterkleidung und warme Decken benötigt. Aber auch Hygiene- oder Babyartikel wie Windeln werden dringend gebraucht. Wichtig ist, dass die Sachen sortiert in Kartons verpackt und mit dem jeweiligen Inhalt beschriftet sind.

Auch Ibrahim Malla aus dem Tabakladen „ShishaDoc“ in der Lüner Innenstadt organisierte am Dienstag (7.2.) eine spontane Spendenaktion. Zusammen mit Freunden und Bekannten startete der Inhaber einen Spendenaufruf über die sozialen Medien. Dann ging es los.

Aus der kleinen Spendenaktion wurde eine Welle der Solidarität. Nicht nur Freunde und Bekannte beteiligten sich an der Aktion. Immer mehr Leute kamen und brachten stapelweise Kartons mit Kleidung, Decken, Hygieneartikeln und vielen weiteren nützlichen Dingen.

Bei der Hilfsaktion von Ibrahim Malla kamen schnell viele Menschen und Hilfsgüter zusammen.
Bei der Hilfsaktion von Ibrahim Malla kamen schnell viele Menschen und Hilfsgüter zusammen. © Ibrahim Malla

„Das Lager war voll mit Kartons, die Leute haben mit offenem Kofferraum mitten auf der Straße geparkt, um die Sachen abzugeben. Die komplette Straße war voll“, sagt Malla. 20 Mitarbeitende waren an der Aktion beteiligt. „Mit so einer Bereitschaft haben wir nicht gerechnet. Wir haben sogar sterile Handschuhe, Kittel, Masken und Tests von einem Testzentrum hier in der Nähe gespendet bekommen“, freut sich der Inhaber.

Insgesamt wurden mehr als 300 Kartons abgegeben. Bis 23 Uhr arbeiteten Mitarbeiter, Freunde und Lüner Hand in Hand, um die Kartons in einen Lkw zu verladen, der im Anschluss nach Dortmund fuhr und von da in die Türkei startete. Auch die Tageseinnahmen von etwa 1000 Euro wurden ebenfalls gespendet. Auf die Frage, ob sie nochmal eine Spendenaktion organisieren, antwortet der Inhaber: „Wenn wir einen zuverlässigen Fahrer in die Türkei finden, auf jeden Fall.“ Angekündigt würde eine weitere Spendenaktion über Instagram.

Dutzende Pakete erbrachte die Hilfsaktion von Ibrahim Malla.
Dutzende Pakete erbrachte die Hilfsaktion von Ibrahim Malla. © Ibrahim Malla

Auch in Brambauer wurde kurzfristig eine Hilfsaktion gestartet. „Wir haben direkt am Montag angefangen“, berichtet Emre Ata, der das Vorhaben koordiniert. Zwei Lkw wollten er und seine Unterstützer auf den Weg in die betroffenen Regionen bringen. Doch bereits nach kurzer Zeit konnten sich Helfer nicht vor Paketen retten.

„Mittlerweile haben wir sechs Lkw voll. Wir können auch nichts mehr annehmen“, sagt Ata. Seit Dienstag ist er mit dem Türkischen Konsulat im Austausch wegen der Lieferungen. Mittwochmittag kam dann die Zusage. Sie hätten jetzt alle Genehmigungen, erzählt er. Am Freitag (10.2.) soll der Konvoi dann starten. Ziel sei es, am Montag in dem Erdbeben-Gebiet anzukommen - ein festes Ziel gibt es nicht. „Wir wollen direkt zu den Opfern. Mal gucken, bis wo wir kommen und wie weit uns das die Behörde erlaubt“, kündigt Ata an.

Ganze sechs Lkw waren von Brambauer aus am Freitag in die Türkei. Das Vorhaben hatte Emre Ata organisiert.
Ganze sechs Lkw waren von Brambauer aus am Freitag in die Türkei. Das Vorhaben hatte Emre Ata organisiert. © Emre Ata

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